•Chapter 48•

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Jades POV:

Den nächsten Tag ging ich nicht zur Schule und auch nicht zur Arbeit.
Es war nicht meine Entscheidung, David hatte einfach nicht locker gelassen und es blieb mir nichts anderes übrig als nach zu geben.
Ich hatte nach dem gestrigem Abend nichtmehr mit Lovis gesprochen.
Ich weiß, ich hätte ihm schteiben können, doch ich wusste nicht was ich sagen sollte.
Aufjedenfall wollte ich mich bei ihm bedanken, aber das wollte ich lieber in Person machen.
Am Abend lag ich in meinem Bett mit einem Buch in der Hand, das ich schon den ganzen Tag gelesen hatte.
Irgendwie musste ich mich ja beschäftigen.
Plötzlich hörte ich etwas knacken.
Es kam von draußen, sofort schaute ich in Richtung meines offenen Fensters.
Doch ich konnte nichts sehen.
Ich wittmete mich wieder meinem Buch und es blieb einen Moment lang ruhig.
Aufeinmal hörte ich ein erneutes knacken, es war diesesmal lauter und näher.
Erschrocken schoss mein Blick auf das Fenster und ich nahm eine Gestalt war.
Bevor ich einen lauten Schrei rauslassen konnte, schaute ich in zwei allzu bekannte braune Augen.
Lovis legte seinen Finger an seine Lippen.
"Psst!"
"Bist du verrückt?!"
Flüster-schrie ich, während ich ihn entsetzt anstarrte.
"Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen."
Erleichtert fasste ich mir an die Brust, während er einen Schritt über mein Fensterbrett machte.
"Tut mir Leid Feuerlöckchen."
Er streifte sich seine Schuhe ab.
"Aber ich wollte nicht, dass mich jemand sieht."
Ich kicherte, als er sich auf meinen Schreibtischstuhl fallen lies.
"Mit jemanden meinst du-"
"Deinen Bruder, ja."
Beendete er meinen Satz.
Einen Moment lang schauten wir uns einfach nur an und mir fiel auf, dass sich ein Lächeln auf meine Lippen gelegt hatte.
Meine Laune hatte sich sofort gehoben, als ich ihn gesehen hatte.
Ich war mehr als glücklich, dass er hier war.
"Nettes Outfit." Bemerkte er und schaute mit seinem üblichem grinsen an mir herunter.
Ich hatte nur eine kurze Stoffhose und ein zu großes Shirt von David an, auf dem ein riesiger Totenkopf zu sehen war.
"Hab mich extra für dich in Schale geworfen."
Kommentierte ich, woraufhin wir beide leise auflachten.
"Was machst du hier?"
Fragte ich ruhig.
"Ich wollte sehen, wie es dir geht."
Antwortete er mir mit genauso gesenkter Stimme.
"Mir geht's gut."
Lovis stand auf und ging langsam zu mir rüber, seine Augenbrauen waren skeptisch nach oben gezogen.
"Natürlich geht es dir gut."
Seufzte er. Ich rutschte ein wenig zurseite, sodass er sich neben mich auf die Matratze setzen konnte.
"Dir geht es immer gut, nichtwahr?"
Selbstverständlich hörte ich den ironischen Unterton in seiner Stimme.
Seine Hand griff nach meiner Wange, die er in dem dämmrigem Licht meiner Nachttischlampe musterte.
"Mir geht es wirklich gut Lovis. Das verheilt wieder."
Seine Hand löste sich von meiner Wange und nahm stattdessen mein Handgelenk, welches er genauso gründlich untersuchte.
Jedesmal, wenn er mich berührte kribbelte meine Haut wie wild.
"Wie oft ist das schon passiert?"
Lovis wirkte aufeinmal viel ernster.
"Ein paar Mal." Seufzte ich.
"Aber es war noch nie so schlimm wie die letzten zwei Male."
Keine Ahnung warum, aber es fiel mir einfach Lovis gegenüber ehrlich zu sein. Und es fühlte sich richtig an, denn auch wenn er nichts sagte hatte ich das Gefühl, er verstand mich.
Mein Handgelenk lag immernoch in seiner Hand. Mittlerweile zog er kleine Kreise mit seinem Daumen auf den blauen Flecken.
"Könnt ihr nichts dagegen tun? Das kann nicht so weiter gehen Jade."
Er hob seinen Blick, seine dunklen Augen glitzerten in dem kaum vorhandenen Licht.
"Nicht solange er einen Schlüssel hat."
"Dann tauscht das Schloss aus, irgendwas kann man immer tun."
Ich öffnete meinen Mund um etwas zu erwidern, doch er schnitt mir das Wort ab.
"Und komm mir jetzt nicht mit wie teuer soetwas ist. Wenn es sein muss bezahle ich das verdammte Ding eigenhändig."
Ich blickte ihn an.
Es bereitete mir ein warmes Gefühl im Magen, dasser sich so offensichtlich um mich sorgte.
"Okay."
Sagte ich leise und lächelte, bevor ich auf meine Hände sah, die zusammengefaltet in meinem Schoß lagen.
"Ich wünschte meine Mom wäre hier."
Meine Stimme war mittlerweile fast ein Flüstern geworden.
"Sie hat alles für uns getan, weißt du. Sie war immer für mich da."
Ich musste unwillkürlich lächeln bei dem Gedanken an sie.
"Wieso ist sie gestorben?"
Fragte Lovis sanft.
"Sie war schwer krank. Aber sie hat sich nie etwas anmerken lassen vor uns. Sie war die stärkste Frau die ich kenne."
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Oberschenkel. Überrascht schaute ich in Lovis Gesicht.
"Dann wäre sie 100 prozentig stolz auf dich. Ich kenne nämlich keine stärkere frau als dich Feuerlöckchen."
Mein Lächeln wurde noch breiter.
"Deine Mutter wäre auch stolz auf dich, Lovis. Du bist mindestens genauso stark."
"Danke Feuerlöckchen."
Er seufzte schwer, während er sich nach hinten in meine Kissen sinken ließ.
Sofort tat ich es ihm nach und schaute ihn von der Seite an.
Sein Blick war an die Decke gerichtet.
"Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht so sicher, ob sie stolz auf mich wäre."
Einen Moment schwiegen wir.
Ich spürte, dass es etwas gab, was er mir nicht sagen wollte.
Doch das war okay.
Er war noch nicht bereit sich mir zu öffnen.
Ich war einfach nur für diesen Moment dankbar, den wir gerade hatten.
Ich fühlte mich verletzlich in seiner nähe, aber gleichzeitig auch stärker als je zuvor.
"Okay, zeit das Thema zu wechseln."
Unterbrach Lovis plötzlich die Stille.
Jetzt hatte er seinen Blick wieder auf mich gerichtet.
"Welches besseres Thema um die Stimmung aufzulockern, als peinliche Lover-Stories zu erzählen."
Ein schelmisches Grinsen hatte sich auf seine Lippen gelegt.
Sofort boxte ich ihm leicht mit meinem Ellenbogen gegen den Arm und rollte meine Augen.
"Was denn?"
Er hob eine Augenbrau.
"Du bist unglaublich Blackwell."
"Danke. Und jetzt fang an."
Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Nun war ich diejenige die an die Decke blickte.
"Es gibts nichts zu erzählen."
Gestand ich.
"Ach komm Jade. Du hattest doch bestimmt schon mindestens eine Beziehung."
Mein Magen verzog sich leicht bei dem Thema.
"Ja..."
"Wusst ichs doch."
Ich merket, wie er ebenfalls an die Decke starrte.
"Ich hab nie was von Beziehungen gehalten, aber manchmal bin ich schon neidisch."
Fragend musterte ich ihn von der Seite, bevor er mich mit seinem üblichem Grinsen ansah.
"Man hat immer jemanden, mit dem man am Ende des Tages Sex haben kann."
Seufzend rollte ich die Augen, doch Lovis kicherte nur.
"Was hast du erwartet Benson? Das ist nunmal das beste daran."
Daraufhin verzog ich nur das Gesicht.
"Was haben alle immer nur mit Sex. Es ist nicht die beste Sache der Welt."
Gab ich genervt zurück und verschränkte meine Arme vor der Brust.
"Klingt für mich danach, als hättest du's noch nie richtig besorgt bekommen."
Sobald Lovis den satz ausgeaprochen hatte, bekam er erneut einen Schlag ab.
"Au!" Lachte er.
"Hast du verdient."
Sagte ich einsilbig.
"Oh oh. Also hab ich recht."
Lovis stützte sich auf seinem Arm ab.
"War er so schlecht?"
Ich antwortete nicht, sondern starrte nur an ihm vorbei.
"Warte... bist du etwa noch-?"
"Nein! I-ich meine nein... ich bin keine Jungfrau mehr..."
Stellte ich klar.
"Was war es dann Feuerlöckchen."
Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaite mich interessiert an.
Mit einem tiefen Atemzug gab ich schließlich nach.
"Keine Ahnung es war einfach... nicht so besonders."
"Geht's vielleicht genauer?"
"Lovis!"
Er lachte rau auf, was mir neben meinen glühenden Wangen eine Gänsehaut bereitete.
"Ich meine... hat er es falsch gemacht, oder was, was du nicht mochtest?"
Ich überlegte kurz.
"Er hat nichts gemacht..."
"Wie er hat nichts-"
In diesem Moment platze meine Geduld.
"Gott Lovis, was willst du hören? Wir hatten ab und an Sex. Immer dann wenn er Lust hatte, kapiert?"
Kurz sagte er nichts. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und ich konnte das Fragezeichen auf seiner Stirn sehen.
"Wie, ihr hattet einfach so Sex und das wars?"
Ich nickte sanft.
Seufzend öffnete ich meinen Mund.
"Ich weiß nich er... er hat mich eher wie ein Objekt benutzt. Das war auch der Grund warum ich schluss gemacht habe. Wir waren nur 5 Monate zusammen."
Ich wich seinem Blick aus.
"Es hat sich nie wie eine Beziehung angefühlt. Wir standen uns weder auf mentaler Ebene noch auf physischer Ebene nahe..."
"Warte...hattet ihr überhaupt mal Körperkontakt außer beim..."
Schnell schüttelte ich meinen Kopf.
"Küssen?"
Ich schüttelte den Kopf.
"Berühren?"
Abermals bewegte ich meinen Kopf und verneinte.
"Was zur Hölle Jade, der Typ hat alles falsch gemacht, was man falsch machen kann."
Stellte Lovis fassungslos fest, woraufhin ich nur die Schultern zuckte.
"Ich glaube, das war ihm egal."
Kurz war es still, bevor er weiter redete.

Lovis POV:
"Also wurdest du noch nie richtig angefasst?"
Wieder schüttelte sie leicht den Kopf.
Ich konnte es einfach nicht glauben.
Doch jetzt machte alles Sinn.
Warum alles sich bei ihr so ehrfahren anfühlte, jedoch sie so unglaublich auf meine Berührungen reagierte.
Und als ich jetzt in ihre Augen blickte, wollte ich nichts anderes als sie gut fühlen zu lassen.
Als dieses Mädchen die Liebe und Zärtlichkeit spüren zu lassen, die sie verdient hatte.
"Jade."
Sagte ich mit gesenkter Stimme.
Sofort wurde sie aufmerksam.
"Schließ deine Augen."
Zuerst schaute sie mich etwas zögernd an.
"Vertraust du mir?" Ich ließ meine Augen durch ihr wunderschönes Gesicht wandern und musste schmunzeln, als sie kaum merklich nickte.
"Dann schließ deine Augen."
Endlich tat sie, was ich sagte.
Langsam griff ich nach ihrem Arm und hob ihn etwas an.
Dann beugte ich mich über ihr Handgelenk und begann sanfte, hauchzarte Küsse auf ihrer Haut zu platzieren. Wohl bedacht, jeden Zentimeter abzudecken - besonders die Stellen mit ihren Blutergüssen - bahnte ich mir den Weg zu ihrer Schulter hinauf.
Danach war die andere Seite dran.
Ganz sachte und ruhig küsste ich ihren Arm hinauf, bis zu ihrem Hals.
Dort presste ich meine Lippen auf ihre Haut, federleicht und doch mit Leidenschaft.
"Lovis-"
Stieß sie plötzlich hervor, flach atmend.
"Was ist? Soll ich aufhören?"
Flüsterte ich gegen ihr Ohr, während ich ihren Unterkiefer küsste.
Ich konnte hören, wie sie zittrig ausatmete.
Dann spürte ich, wie sie den Kopf langsam schüttelte.
Ich konnte nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf meine Lippen legte.
"Entspann dich."
Raunte ich ihr zu, wobei ich sanft meine Hand ihren Oberschenkel hinauf fahren ließ.
Dann legte ich sanft meine Lippen auf ihre, lies den Kuss zunächst unschuldig und vorsichtig.
In meinem bauch bereitete sich ein Kribbeln aus, dass ich wie immer nur bei ihr spürte.
Ich hatte es schon von vorne rein gemerkt - mit Jade hatten sich sämtliche Sachen ganz anders angefühlt, wie sie es sonst taten.
Der Kuss hatte sich mittlerweile intensiviert und Jade hatte ihre Arme um meinen Hals geschlugen und ihre Hände in meinen Haaren vergraben.
Ihre Berührungen gaben mir nur noch mehr Motivation weiter zu machen.
Meine Hand fuhr unter ihr Shirt, tasteten jeden Zentimeter ihrer warmen Haut ab.
Ich spürte sie heftig gegen meine Lippen atmen, als ich meine Hand auf ihre nackte Brust legte und began sie sanft zu massieren.
Meine Gedanken überschlugen sich, das kribbeln in meiner Magen gegend breitete sich in meinem ganzen Körper aus und ich wusste, dass ich mich höhst wahrscheinlich nichtmehr stoppen konnte.
Eigentlich hatte ich immer gedacht, dass ich alles unter kontrolle hatte. Dass ich Kontrolle über Jade hatte.
Doch auch wenn ich es nicht zugeben mochte, ich lag falsch.
Denn von anfang an war es Jade gewesen.
Bei ihr war ich schwach, unbeherrscht.
Sie war es, die Kontrolle über mich hatte.
Jade Benson war meine Schwachstelle.

Near To YouWhere stories live. Discover now