•Chapter 11•

260 22 1
                                    

So wie jeden Montag morgen war ich spät dran.
Josie hatte besonders schlechte Laune, aus welchem Grund auch immer, und es dauerte ewig bis ich sie fertig gemacht hatte.
Der Unterricht in der Schule machte den Tag nicht besser.
Ich hatte den Rest des Wochenedes darüber nachgedacht was Lovis mir erzählt hatte über sich. Es war ein riesen Fortschritt, dass er mir überhaupt etwas aus seinem Leben offenbart hatte, aber zum einen hatte er getrunken und zum anderen war ich mir zu 110% sicher, dass das nur ein klitze kleiner Teil von dem war, was hinter seiner gesamten Fassade steckte. Hinter seinem Leben.
Und ehrlich gesagt, hatte es mehr als große Neugier in mir erweckt.
Es hatte mich auf eine Idee gebracht und ich würde ihn heute bei der Nachhilfe drauf ansprechen.
Bei dem Gedanken daran wurde mir ein wenig mulmig, doch ich hatte eine Trumpfkarte im Ärmel, die mir hoffenrlich hekfen würde.
Die Kurse zogen sich langwierig durch den Tag, bis der Unterricht endlich beendet wurde.
Am Ausgang hielt ich ausschau nach Lovis.
Er wartete auf mich, gegen sein Auto gelehnt.
Seine Miene verriet mir, dass er keine gute Laune hatte.
Keine Überraschung.
Ohne ein Wort zu sagen stieg ich zu ihm ins Auto.
Ich hatte nicht vor, Samstag Nacht anzusprechen, denn ich wusste, dass es ihm sowieso nicht passen würde.
"Warum gehen wir eigentlich immer hier hin und nie zu dir nachhause?"
Fragte ich während ich mit aufgestüztem Kopf aus dem Fenster schaute.
"Warum gehen wir nie zu dir?"
Stellte er die Gegenfrage und ich antwortete nicht darauf.
Weil unser Zuhause das reinste Chaos ist und jeden Moment die Gefahr bestand, dass unser Dad nachhause kam.
"Hab ich mir gedacht."
Sagte er herablassend.
Was auch immer seine Gründe waren, ich hatte das Gefühl, dass sie meinen ähnlich waren.
Wir stiegen aus, setzten uns und begannen für die Klausur nächste Woche zu üben.
Er machte sich immer besser, auch wenn er stehts seine Maske aufhatte, die ihn unantastbar scheinen ließ.
"Lovis."
"Ich bin noch nicht fertig."
"Nein, darum gehts nicht."
Er blickte von seinem Blatt auf, direkt in meine Augen.
Warmer Schokobrunnen.
"Ich ähm... ich möchte dir einen Vorschlag machen."
"So?" Er richtete sich aufmerksam auf.
"Wie du weißt tanze ich ja und... naja mein Partner und ich hatten uns für einen Tanzwettbewerb angemeldet. Er hat mir aber abgesagt, weil er an dem Tag für ein Vortanzen an seiner Traumuni nicht da ist.-"
"Feuerlöckchen... du willst mich nicht gerade ernsthaft fragen, ob ich mit dir in diesem lächerlichen Wettbewerb tanze?"
Ich strich mir verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr.
Doch. Genau so war es.
"Du verarschst mich gerade oder? Glaubst du wirklich ich würde soetwas machen wie... tanzen?"
Er schaute mich an, als hätte ich gerade die dümmste Theorie der Welt voegestellt.
Ok, zeit für mein Ass im Ärmel.
"Ich bitte dich, dass ist doch-"
"Hab ich die 20.000$ Preisgeld schon erwähnt?"
Sofort war Lovis ruhig.
Sein Mund war leicht geöffnet und es vergingen ein paar Sekunden, bevor er sich wieder fing.
"Warte ... 20.000?"
Ich nickte selbstbewusst.
Damit hatte ich ihn an der Angel.
"Ich weiß ganz genau, dass du das Geld genauso gebrauchen kannst wie ich."
Er schaute mich kurz an und überlegte dann. Ich konnte es praktisch in seinem Kopf rattern hören.
"Ich weiß nicht Benson... tanzen das ist nicht meins. Um ehrlich zu sein verstößt es gegen meine männliche Ehre."
Ich stieß ein spöttisches Schnauben aus.
"Wie bitte? männliche Ehre?"
"Lach nicht. Tanzen ist doch nur was für Schwuchtel."
Sofort kniff ich meine Augen zusammen.
"Hey, pass auf was du sagst! Ausserdem stimmt das nicht. Wenn du es ausprobierst, kannst du dich selbst davon überzeugen."
Er überlegte immernoch, aber ich war mir ziemlich sicher, dass das Geld für ihn überwiegen würde.
"Aber du musst versprechen, dass ich nicht in irgendwelchen Tütüs herumspringe!"
Ich kicherte über seine Anforderung.
"Oh man, du hast echt keine Ahnung. Versprochen Blackwell."
Lovis sah mich schräg an.
"Also bist du dabei?"
Nach kurzem Zögern nickte er.
"Ich bin dabei."
"Super. Dann treffen wir uns am Samstag um 10 Uhr. Ich schick dir die Adresse."
"Du meinst nicht etwa 10 Uhr morgens?"
Ich rollte meine Augen.
"nein natürlich nich-.... was denn sonst? natürlich 10 Uhr morgens."
"Benson..."
"Willst du das Geld oder nicht?"
Ich zog eine Augenbraue hoch, als er nicht antwortete und die Arme verschränkte.
"Hab ich mir gedacht."
Lovis sah mich mit einem genervtem Blick an, doch ich kicherte nur.
"Okay, wenn ich schon tanzen muss, dann kannst du auch mal mit zu meinem Training kommen." Sein Blick war herausfordernd.
Zwar hatte ich nicht wirklich Interesse darin, einen blöden Sack zu vermöbeln, aber was solls. Alleine schon dafür, dass er mit mir den Wettbewerb tatsächlich bestreiten wollte, konnte ich die eine Sache auch aushalten.
"Wenn es unbedingt sein muss, einverstanden."
Er grinste zufrieden und schaute auf sein Blatte.
Doch dann hob er seinen Kopf nocheinmal.
"Aber damit das klar ist... das bleibt unter uns."
Ich schaute ihn an und musste aufpassen, nicht loszulachen.
"Hast du angst, dass ich es deinen Freunden erzähle?" Fragte ich und schob dabei gespielt meine Unterlippe vor.
"Feuerlöckchen, ich meins ernst!"
Lovis Blick war ernst, doch ich kicherte nur.
"Jaja keine Sorge, das bleibt unser Geheimnis."
Nachdem er mich nocheinmal kurz gemustert hatte, konzentrierte er sich wieder auf seine Aufgaben.
Mit dem Kopf auf meiner Hand aufgestüzt beobachtete ich ihn nachdenklich.
Wie er die Lippen kaum merklich bewegte, wenn er nachdachte. Wie diese eine Haarsträhne ihm in die Stirn hing. Und seine Arme, in die die Struktur seiner Muskeln wortwörtlich eingraviert zu sein schienen.
Er war und blieb einer der gutaussehensten Kerle die ich je gesehen hatte.

Near To YouWhere stories live. Discover now