•Chapter 32•

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Am nächstem Tag traf ich mich wie verabredet mit Hunter.
wir fuhren in ein italienisches Restaurant in das wir früher mit unseren Eltern oft gegangen sind.
"Weißt du wie lange ich nichtmehr hier war?"
Hunters Augen waren auf die Speisekarte gerichtet.
Ich kicherte.
"Und was darfs sein der Herr? Immernoch die Piratenpizza?"
Hunter stimmte in mein Gelächter mit ein.
"Nur wenn du die Treibsandspaghetti nimmst."
"Nein danke, ich passe."
Als wir uns von der Kinderspeisekarte abgewendet hatten und etwas richtiges bestellt hatten, schwelgten wir weiterhin in Erinnerungen.
Gerade, als wir über eine andere lustige Geschichte aus unserer Kindheit gelacht hatten, wurde es für einen Moment still und ich lächelte stumm, während ich gedankenverloren mein Glas anschaute.
"Manchmal wünschte ich, ich könnte die Zeit zurück drehen."
Brachte ich schließlich heraus und hib meinen Blick. Hunters eisblaue Augen lagen bereits auf mir.
"Früher war alles so... einfach."
Ich dachte an die Zeit, wo meine Mutter noch gelebt hatte. Mein Leben war viel fröhlicher, viel heller, viel schöner.
Zuhause war ein Ort, an dem ich gerne war und mich geborgen gefühlt habe.
Jetzt habe ich einfach nur Angst.
Angst vor meinem Dad.
Angst davor, dass er meinen Geschwistern was antut.
Angst davor, dass David und ich das alles nichtmehr hinkriegen.
Angst davor, dass meine einzige Familie die noch übrig war, auseinander gerissen wurde.
Warum ausgerechnet sie?
"Jade."
Hunter holte mich in die Realität zurück, seine Stirn war in Falten gelegt.
"Tut mir Leid."
Schnell setzte ich ein Lächeln auf und verdrängte den Schmerz, der ein scheinbar für immer währendes Loch in meinem Herzen geschaffen hatte.
"Ich weiß,wie schwer es für dich war und immernoch ist. Aber immerhin haben wir uns."
Er lächelte mir warm zu, was ich dankend erwiderte.
In diesem Moment wurde das Essen auf unserem Tisch abgestellt und wir konzentrierten uns darauf.

Nachdem wir noch eine Weile über alles und nichts geredet hatten und unsere Teller, sowie Gläser leer waren, machten wir uns auf den Weg nach Hause.
Ich schlenderte neben ihm den Bürgersteig entlang, während er etwas erzählte, als ich plötzlich aufmerksam auf etwas wurde.
Auf der anderen Straßenseite lehnte Lovis mit dem Rücken gegen sein Auto, vor ihm stand Chris. Sie schienen sich zu unterhalten, doch Chris Blick traf plötzlich meinen.
Ein leichtes Lächeln erschien auf seinen Lippen, danach nickte er Lovis zu. Der drehte sich jetzt um und schaute direkt zu mir.
Ich hob leicht meine Hand und lächelte, während Lovis nur emotionslos in meine Richtung starrte. Dann drehte er sich wieder um, als hätte er nichts gesehen.
Was zur Hölle?
"Jade, hörst du mir zu?"
Mittlerweile war Hunter stehen geblieben, doch ich blickte nur stirnrunzelnd in Lovis Richtung.
"Ja... äh tut mir Leid. Ich bin gleich wieder da."
"Was machst du?" Hörte ich Hunters besorgte Stimme, als ich schon halb die Straße überquert hatte.
"Ich muss nur was klären."
Mit festen Schritten maschierte ich auf die beiden zu.
"Hey Kleine." Begrüßte mich Chris.
"Hey." Sagte ich, nicht gerade erfreut zurück, doch das lag einzig und allein an Lovis, den ich jetzt direkt anschaute.
Er lehnte lässig gegen seinem Wagen und rollte mit den Augen, sobald er mich anschaute.
"Hey!" Ich griff nach seinem Arm, als er sich wegdrehen wollte.
"Was?"
Blaffte er, beide Hände in den Taschen seiner Lederjacke versteckt.
"Was? Ist das gerade wirklich dein ernst?"
Warum war er so?
Wieso ignorierte er mich aufeinmal wieder.
Bevor Lovis antworten konnte, hörte ich Fußstapfen die hinter mir zum stehen kamen.
"Na super, der Tänzer auch noch."
Gab Lovis genervt von sich.
"Hast du ein problem damit?"
Feuerte Hunter schlagfertig zurück, woraufhin sich Lovis aufrichtete und sein genervter Gesichtsausdruck zu ernst wechselte.
"Jetzt wo du fragst. Ja, ein großes sogar."
Er trat einen Schritt auf Hunter zu, aber nicht ohne dass ich mich sofort wie eine Mauer zwischen die beiden stellte.
Nun ja - eher wie ein Zaun. Ein echt kleiner, mikriger Zau. Aber darauf kam es jetzt nicht an.
"Okay, stopp!"
Ich blickte zwischen den beiden hin und her, bevor ich Lovis einen bösen Blick zuwarf.
"Kann ich dich kurz alleine sprechen?"
"Gerne."
Zu meiner Überraschung erschien ein Grinsen auf seinen Lippen. Doch das war ein anderes Grinsen.
Ein hinterhältiges und überlegenes Grinsen - was zeitgleich echt heiß aussah.
In meinem Kopf schlug ich mich direkt für diesen Gedanken und versuchte mich wieder zu konzentrieren.
Mittlerweile hatten wir uns ein paar Schritte entfernt.
"Willst du mir jetzt sagen was das soll?"
Griff ich ihn mit gesenkter Stimme an.
Zwar unterhielten sich Chris und Hunter gerade, doch ich wollte nichts riskieren.
"Ich weiß nicht, was du meinst."
"Dein Verhalten, Lovis."
Er zuckte bloß mit den Schultern, woraufhin ich laut seufzte.
"Wirklich? Weißt du was- ich hab kein Bock auf deine Spielchen."
Mit diesen Worten wollte ich mich von ihm abwenden und gehen. Doch gerade als ich mich wegdrehen wollte, packte er mich an meinem Arm und drehte mich zurück. Dabei drückte er mich mit einem Ruck gegen sein Auto. Es tat nicht weh, doch ich war einfach nur erschrocken von seinem plötzlichem Handeln.
Mit geweiteten Augen und flaschem Atem schaute ich direkt in seine braunen Augen hinauf.
"Spielchen? Feuelröckchen... ich hab nichteinmal angefangen."
Seine Stimme war sehr leise, doch da er mir so nahe war verstand ich jedes Wort perfekt.
Mein Herzschlag beschleunigte sich gewaltig.
"Was tust du dann?"
Brachte ich mit genauso leiser Stimme heraus, während mein Körper durch die aufsteigende Hitze in Flammen aufging.
Sein Blick war so intensiv, dass ich kaum wagte zu atmen.
Ein unmerkliches Schnauben war von ihm zu hören, während er wieder begann zu grinsen.
Sein Kopf drehte sich in die Richtung, wo Hunter und Chris standen und ich folgte seinem Blick.
Hunter schaute ernst in unsere Richtung, während er sich mit Chris weiterhin unterhielt.
"Komm, ich fahr dich nachhause."
Sagte er, während er meine Frage komplett ignorierte.
"Was? Und was ist mit Hunter?"
Verwirrt schaute ich ihn wieder an.
Was mir erst im nachhinein auffiel war, dass ich komischer Weise weder etwas dagegen hatte, noch das verlangen hatte, mich gegen Lovis zu wehren.
Ich wollte mit Lovis gehen, doch ich konnte Hunter nicht einfach hier stehen lassen.
Meine Gefühle fuhren Achterbahn und ganz zum Schock von mir selbst stellte ich fest dass es mir... gefiel.
Ja richtig. Das aufregende Kribbeln, das durch meinen Körper strömte. Die Art wie Lovis meinen Puls hoch brachte.
Es war wie ein Rausch.
Lovis rollte nur seine Augen.
"Lass dir was einfallen."
Er starrte mir in die Augen, was ich automatisch erwiderte. Ich konnte nichts tun, sie hypnotisierten mich praktisch.
Aufeinmal löste er sich von mir und ich wurde wieder in die Realität zurück geholt.
Reiß dich zusammen Jade!
"Warte!" Zischte ich und kniff kurz meine Augen zusammen.
"Wenn ich mitkomme, dann sagst du mir was mit dir los ist."
Brachte ich ernst hervor.
"Ich sag dir alles was du willst."
Einige Sekunden hielt ich seinem schelmischem Blick stand, dann seufzte ich.
"Okay."
Ich konnte das zufriedene Grinsen auf seinem Gesicht praktisch hören, als wir wieder zu Hunter und Chris rüber liefen.
Chris verabschiedete sich aufeinmal, womit nurnoch wir 3 hier standen.
Lovis hatte sich gerade in sein Auto gesetzt, als ich zu Hunter aufschaute.
"Du ich... es tut mir Leid Hunter, aber ich muss mit Lovis mitfahren."
"Ist alles okay?"
Ich nickte.
"Jaja nur wir... ich muss noch was klären. Aber danke für alles heute."
Hunter blickte skeptisch zum Auto und dann wieder zu mir.
"Okay, wenn was ist ruf mich an ja?"
"Mach ich. Danke."
Ich lächelte schwach, ließ zu dass er mich in eine Umarmung zog und stieg schließlich auf der Beifahrerseite ein.

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