•Chapter 45•

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Lovis POV:

Ich musste selbstverständlich nicht aufs Klo.
Als ich Feuerlöckchens kleinen Bruder gesehen hatte, war bereits dort ein unangenehmes Gefühl in mir aufgekommen.
Es war fast so, als hätte ich mich selbst gesehen.
Ohne groß nach zu denken schaute ich mich um. Die Tür gerade zu war einen kleinen Spalt weit geöffnet und ich konnte Klick-Geräusche wahrnehmen.
Ein schneller Blick durch den Spalt verriet mir, dass es das zimmer von Dan war.
Achtlos sties ich sie auf.
Zwei lustlose, grün-blaue Augen sahen zu mir auf.
Er saß auf einem Sitzsack vor einem Bildschirm und hielt einen Kontroller in der Hand.
"Oh, sorry. Ich dachte hier ist das Badezimmer."
Log ich und setzte eine überraschte Miene auf.
"Ist neben an." Er machte eine Kopfbewegung in die besagte Richtung.
"Danke..."
Während er sich wieder seinem Spiel wittmete, schaute ich ihm interressiert über die Schulter.
"Zombie War 3?"
"Hmh. Spielst du?"
Fragte Dan und warf mir einen Blick zu.
"Was ist das für eine Frage? Klar spiel ich."
"Bist du gut?"
"Ich bin der Beste."
Grinste ich, woraufhin er den zweiten Kontroller nahm und ihn mir gab.
"Das glaub ich dir nicht."
Ich setzte mich neben ihn auf den Boden und wir begannen gegeneinander zu Spielen.
Natürlich hatte ich gewonnen.
"Holy Shit! Du bist wirklich gut!"
Ich fing an zu lachen und zuckte mit den Schultern.
"Hey, du bist auch nich schlecht. Wenn du noch ein bisschen übst, holst du mich vielleicht ein."
"Darauf kannst du wetten." Dan grinste breit.
Einen Moment lang betrachtete ich sein blaues Auge.
"Sag schon, hast du was dummes gesagt oder haben sie dich einfach zum Spaß vermöbelt?"
Etwas perplex starrte Jades Bruder mich an.
"Wieso wei-..."
"Ich war genauso wie du Dan. Es ist immer das gleiche."
Er seufzte.
"Diesesmal haben sie auf mich gewartet. Draußen vor der Schule."
Sein Blick war gesenkt und seine Stimme war leise.
"Warum sagst du deiner Schwester nichts?"
"Sie hat schon genug eigene Probleme. Beide, David genauso. Außerdem würde es sowieso nichts bringen."
Ich spürte einen kleinen Stich in meinem Herzen, als ich Dan so sah.
Früher war ich auch in so einer Situation wie er. Die Fieslinge meiner Schule hatten es auf mich abgesehen. Ich konnte nichts tun, ich hatte niemanden zu dem ich hingehen konnte.
Ich musste es selbst in die Hand nehmen und mir einen noch schlechteren Ruf erarbeiten, damit man mich in Ruhe ließ.
Durch das Boxen war es irgendwann einfach sich zu wehren und es reichte, um einen Denkzettel zu verpassen.
"Verstehe. Dann bleibt das unter uns."
Ich stand auf und lief zur Tür.
"Spielen wir nächstes mal wieder?"
Fragte Dan und ich drehte mich zu ihm um.
"Falls ich irgendwann mal wieder hier bin, klar."
"Warum irgendwann? Bist du nicht Jades Freund oder so?"
Mein Mund verzog sich automatsich zu einem Schmunzeln.
"Eigentlich bin ich ihr Erzfeind."
Dan schaute mir verwirrt hinterher, als ich aus seinem Zimmer verschwand.
Im Wohnzimmer angekommen sah ich Josie, die auf der Couch saß und mit gebannter Miene auf den Fernseher schaute.
Irgendein Cartoon lief und brachte sie zum lachen.
"Hier." Jade tauchte aufeinmal hinter mir auf und hielt an einem Kleiderbügel hängend mein Kostüm in der Hand. Es war von durchsichtigem Plastik umhüllt.
"Danke, mein Lieblingsoutfit!"
Sagte ich sarkastisch, während ich ihr das Teil abnahm.
Ein Kichern kam aus ihrem Mund.
"Ach komm Bad Boy, es ist nur für einen Abend. Den wirst du schon ohne deine Lederjacke aushalten."
"Jaja." antwortete ich ihr grinsend und lief mit ihr Richtung Tür.
"Danke nochmal fürs Fahren."
Ihre blau-grünen Augen strahlten mich von unten herauf an.
Der Anblick verursachte ein komisches Gefühl in mir, mein Gehirn setzte für einen Moment aus und ich merkte, wie ich zurück lächelte.
Doch gerade als ich es bemerkte, legte sich ein Schalter in meinem Kopf um.
Was tust du da?
Sofort verschwand das Lächeln und ich hatte mich wieder unter Kontrolle.
"Gewöhn dich nicht dran."
Sobald ich mich umdrehte hörte ich wieder ihr Lachen. Das Gefühl strömte durch mich wie ein Blitz schlag und war so schnell es gekommen war auch schon wieder unterdrückt.
"Bis morgen, Blackwell."
"Bis morgen."
Grummelte ich, ohne mich umzudrehen.
Hätte ich das getan, dann hätte ich mit garantie die Kontrolle verloren.
Was war nur los mit mir?
In letzter Zeit kam das schon ein paar
Mal vor.
Ich hatte das Gefühl, dass ich keine Kontrolle über mich selbst hatte.
Als würden meine Gefühle die Oberhand ergreifen und meinen Kopf vom Thron stoßen.
Bis ich mich wieder zusammen reißen konnte.
In ihrer Gegenwart viel es mir immer schwerer einen klaren Kopf zu bewahren.
Es war gefährlich.
Wenn ich die Kontrolle verliere, dann war das mein Todesurteil.
Das wird nicht passieren.
Nein, würde es nicht.
Ich war stark genug, das war ich schließlich immer.
Niemand konnte das ruiniern und erst recht kein kleines Mädchen wie Jade.
Ich könnte sie jederzeit brechen, wenn ich wollte. Fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.
Bis zum Wettbewerb musste ich mich zusammen reißen.
Ich musste beweisen, dass ich alles im Griff hatte. Dass ich sie in der Hand hatte.
Anders würde es auch niemals sein.

Jades POV:

Am Samstag Nachmittag lief ich aus meinem Haus. Ich hatte ein etwas schickeres, luftiges Kleid an, meine Haare hingen mir wie immer in Locken über meine Schultern.
Louisas Mutter war Modedesignerin und hatte heute eine kleine Feier in ihrem Haus, da ihre neue Kollektion in einer Woche auf dem Laufsteg vorgeführt wurde.
Wichtige Leute würden da sein, Catering so wie ich sie kannte und langweilige Gespräche waren vorprogramiert.
Ich kannte das alles bereits, aber da ich wie immer eingeladen war, kam ich selbstverständlich trotzdem. Außerdem hatte ich Lou mit der ich mich wie immer am Buffet vollstopfen würde, um mich danach mit ihr in einer Ecke zurück zu ziehen.
Als ich das große Haus betrat wurde ich zuerst von Lou und dann ihrer Mutter Sarah begrüßt.
"Schön, dass du gekommen bist."
"Ist doch klar. Übrigens, Lou hat mir schon ein bisschen was gezeigt - du hast dich mal wieder selbst übertroffen bei den Designs."
Lobte ich sie ehrlich, woraufhin sie breit lächelte.
"Danke Liebes."
Aufeinmal wurde ihre Aufmerksamkeit auf die neuen Gäste hinter uns gelenkt.
"Entschuldigt mich bitte. Jade nimm dir doch ein Glas Champagna."
Sobald ich in die Richtung des Uniformierten Typen schaute kam der mit einem Grinsen auf uns zu.
"Mark?"
Fragte ich überrascht und sah zuerst ihn und dann Lou an.
"Meine Mutter hat noch ein paar Leute gebraucht, die beim Empfang helfen."
Erklärte meine Freundin.
"Ja und sie zahlt echt gut." Mark zuckte grinsend mit den Augenbrauen.
Louisa rollte mit den Augen, während sie sich zwei Champagna Gläser von seinem Tablett nahm.
"Ja, solange du deine Arbeit gut machst."
Sie reichte mir das Glas und ich kicherte.
Doch mein Lachen verstummte sofort wieder, als ich urplötzlich eine bekannte Stimme hinter mir hörte.
"Dann solltet ihr ihn nicht ablenken."
Erschrocken wirbelte ich herum.
Mit großen Augen starrte ich in Lovis Gesicht.
"Häppchen?"
Er bot mir sein Tablett an auf dem mini Cupcakes und anderes Gebäck drauf lagen.
Sein schelmisches Grinsen brachte mich sofort zum lächeln.
"Was du?"
"Hey du weißt: ich mach alles für Geld."
Oh ja und wie ich das wusste.
Ich kicherte, als Lou sich bei mir einhakte.
"Gut, dann zurück an die Arbeit!"
Mit einem provozierenden Grinsen an die beiden zog sie mich mit sich.




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