Near To You

•Chapter 10•

Ich folgte Lovis die Treppe hinauf, wo es etwas ruhiger wurde.
Er blieb im Flur stehen, setzte sich an die Wand gelehnt hin und wischte sich mit einem Seufzen übers Gesicht.
Ohne etwas zu sagen setzte ich mich zu ihm und schlang meine Arme um die Beine.
"Siehst du, ich hab dir gesagt du solltest trainieren gehen. Ohne mich wärst du den Typen nicht losgeworden."
Er grinste leicht.
"Danke nochmal dafür..."
"Du musst dich nicht bedanken, Jade."
Ich schaute ihn von der Seite an.
Aufeinmal war da nichtmehr der Herzlose Lovis, dem alles am Arsch vorbei ging, sowie eben.
Seine ganze Person hatte sich um 360 Grad gewandelt.
Als hätte er seine Maske abgelegt.
Ich wusste nicht, ob es am Alkohol lag, oder an etwas anderem, aber es war mir in diesem Moment ehrlich gesagt egal.
Genauso wie mir egal war,dass ich ihm so schnell verziehen hatte, ohne es zu merken.
"Weißt du, es ist einfach so über mich gekommen, als ich gesehen hab, wie dieser Typ dich festgehalten hat. Da hast du mich an meine Mutter erinnert..."
Ich runzelte die Stirn.
An seine Mutter?
"Oh man, ich bin viel zu betrunken hierfür. Tut mir Leid."
"Nein... ist schon gut."
Er knetete seine Hände und schaute sie aufmerksam dabei an.
"Was ist denn mit deiner Mutter?"
Auch wenn es mir falsch erschien, seinen Zustand auszunutzen, fragte ich trotzallem.
Ich wollte einfach mehr über ihn erfahren. Und mein Bauchgefühl sagte mir,dass ich so eine Chance nicht in naher Zukunft bekommen würde.
"Sie ist gestorben. Schon vor langer Zeit. Und jetzt sind es nurnoch mein Dad und ich, mit einem riesen Berg an Geldproblemen."
"Kenn ich nur zu gut."
Sagte ich spöttisch.
Wir hatten mehr gemeinsam, als ich gedacht habe.
"Meine Mom ist auch tot. Und mein Dad ist seitdem nichtmehr zu helfen. Ich versteh dich gut."
Ich lächelte ihn schwach an.
"Das Leben ist schon ein Stück Scheiße."
Ich nickte zustimmend und es war einen Moment ruhig zwischen uns.
Aufeinmal hörte man aus dem Raum am Flurende dumpfes Gestöhne.
Oh mein Gott.
"Okay äh... vielleicht sollten wir jetzt besser wieder runter gehen."
Lovis grinste, während ich schon längst aufgesprungen war.
"Was denn? Kein schönes Hintegrund Ambiente?"
Ich merkte wie meine Wangen rot wurden und er lachte los.
"Komm jetzt du Perversling!"
Sagte ich wütend und sprintete beinahe die Treppe hinunter.
Lovis kam mir lachend hinterher.
"Ich mag es dich damit zu ärgern. Dann versuchst du deine roten Wangen damit zu verstecken, dass du wütend bist."
Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
"Herzlichen Glückwunsch, dass du deine Leidenschaft gefunden hast."
Er lachte wieder auf.
"Genau deswegen." Langsam beruhigte er sich wieder.
"Du bist süß, wenn du wütend wirst."
Lächelte er und meine Wangen wurden noch heißer.
Hat er das gerade wirklich gesagt?
"Wie auch immer, ich guck mal nach Lou."
Damit machte ich mich schnell aus dem Staub, bevor er mich nochmehr in Verlegenheit brachte.
Oh mein Gott, was tat ich?
War es richtig, ihn einfach stehen zu lassen?
Ich war total in Panik verfallen.
Was sollte ich darauf bitte antworten?
Nach einer Weile fand ich meine Beste Freundin, immernoch munter in der Menge tanzen.
"Lou!"
"Oh hey Jade!" Sie legte ihren Arm um mich und küsste mich auf die Wange.
Jap, eindeutig betrunken.
"Ich hab sie gefunden."
Lovis stand plötzlich neben mir mit einem neuen Becher in der Hand, aus dem er grinsend trank.
Eindeutig betrunken.
"Oh Lovis ist auch hier? Hast du schon gesehen Jade?"
"Jaja."
"Wir hatten bereits unser Rondevu."
Klinkte sich Lovis ein und zwinkerte Lou zu.
Ich rollte nur meine Augen, denn es war mir im Moment sowieso egal was er sagte, da sich Lou daran wahrscheinlich eh nichtmehr erinnern würde. Und er hoffentlich auch nicht.
"Wo ist Ethan?" Fragte ich sie und sie schaute sich stirnrunzelnd um.
"Keine ahnung." Sie zuckte die Schultern.
"Komm tanz mit. Du auch Lovis."
Das ließ sich Lovis natürlich nicht zweimal sagen und so wurde ich von meiner besten Freunsin und meinem Nachhilfeschüler gleichzeitig angetanzt.
Wow, ein traum wurde war.
Ich muss Ethan finden.
Ich entfernte mich von den beiden, doch Lovis hatte es anscheinend mitbekommen denn er zog mich an meiner Hand zurück.
"Hey bleib hier."
Er grinste und versuchte mich weiterhin zum tanzen zu animieren. Mein Herz setzte kurz aus, als er mir plötzlich so nah war und für einen Augenblick vergaß ich, nach Ethan zu suchen.
Doch ich fing mich schnell wieder und machte einen Schritt zurück.
"Tanzt ihr ruhig weiter, ich muss noch jemanden suchen."
Ich machte mich von Lovis los und suchte Ethan, den ich in der Küche fand.
"Ethan. Könnten wir vielleicht bald gehen? Deine Schwester ist schon betrunken."
Er lachte.
"Klar. Ich hol nur kurz meine Sachen. Holst du Lou?"
Ich nickte und machte mich wieder auf den Weg zu meiner Freundin.
"Lou, wir gehen jetzt."
"Was? nein! Ich hab so viel Spaß."
"Jaja. Den hast du auch noch wann anders. Komm jetzt."
Gerade als ich gehen wollte, drehte ich mich nochmal zu Lovis.
"Wie kommst du nachhause?"
Brüllte ich über die Musik und hoffte, dass er mir eine gute Antwort geben konnte.
"Mit mir."
Ein Junge, etwa Lovis alter, vielleicht auch etwas älter tauchte neben ihm auf und schaute mich skeptisch an.
"Wer bist du, wenn ich fragen darf?"
"Das ist Jade." Lovis legte den Arm um den Hals seines Kumpels.
"Ah, die Jade also. Ich bin Chris, Lovis bester Freund"
Er streckte mir die Hand entgegen.
Die Jade?
"Nett dich kennen zu lernen. Ich muss jetzt Leider los. Man sieht sich."
Ich wunk den beiden noch zu, bevor ich Lou hinter mir herzog und Richtung Ausgang zerrte.
Ethan wartete bereits auf uns und fuhr uns mit Lous Auto nachhause.