•Chapter 2•

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Nach Schulschluss packte ich meine Bücher in meinen Spint.
Den ganzen Tag lang hatte ich nicht mit Lovis geredet.
Naja über das Nachhilfeproblem.
Natürlich war mir klar, dass er das nicht ernstnehmen würde und sowieso tat, was er wollte.
Aber um ehrlich zu sein hatte ich keine große Luste auf die Konsequenzen mit denen Mr. Raynold gedroht hatte.
Stress konnte ich jetzt echt nicht gebrauchen.
Doch das würde ich jetzt wahrscheinlich aushalten müssen, da Lovis nicht den Anschein gemacht hatte, überhaupt daran zu denken.
Super.
"Hey Feuerlöckchen."
Ich drehte mich um und Lovis tauchte vor mir auf.
Warte mal... meinte er mich?
"Ja ich rede mit dir."
Als hätte er meine Gedanken gelesen blickte er ernst in mein Gesicht.
Feuerlöckchen.
Was erlaubte der sich?
Nur weil ich rothaarig war und Locken hatte, musste er mich ja nicht gleich danach benennen...

Was erlaubte der sich?Nur weil ich rothaarig war und Locken hatte, musste er mich ja nicht gleich danach benennen

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"Hast du gerade Zeit?"
"äh..."
Ich war mit seinem Auftreten und seiner Frage so überfordert und überrascht, dass mir für ein paar Sekunden die Worte fehlten.
"Also... eigentlich..."
"Perfekt, komm mit."
Mit diesen Worten drehte er sich um und lief auf den Ausgang zu.
Total perplex starrte ich ihm hinterher.
Warte was?
Ich schüttelte mich innerlich, um endlich wieder einen klaren Gedanken zu fassen, knallte die Schließfachtür zu und rannte ihm hinterher.
"Warte... Lovis!"
Mitkommen? Ich?
Keine Ahnung ob meine verzweifelte Aussage falsch rübergekommen war, aber aufjedenfall konnte man das nicht als Ja interpretieren.
Ich war Lovis bis auf den Parkplatz gefolgt, der ignorierte mich immernoch gekonnt, als er die Autoschlüssel aus seiner Hosentasche kramte.
"LOVIS!"
Langsam wurde ich wütend. Zwar hatte ich respekt vor ihm, aber irgendwann reichte es mit seinem Verhalten.
Mit einem Seufzer drehte er sich zu mir um.
"Steigst du jetzt ins Auto?"
"Was? Nein! Ich meine... warum?"
Wieso zur Hölle bekam ich vor ihm keine normalen Sätze heraus?
"Naja ich weiß ja nicht ob du dabei warst, aber ich denke Mr. Raynolds hat seine Ansage ganz deutlich gemacht."
Warte, also war das ganze hier gerade wegen der Nachhilfe?
"Hör zu ich hab wirklich keine Lust, dass dieser Spaßt mir meinen Vater auf den Hals hetzt, also steig endlich ein."
Meine Gedanken überschlugen sich.
Sollte ich einsteigen? Wo wollte er hin? Sollte ich ihm jetzt nachhilfe geben? Zog er das gerade ernsthaft in erwägung? Aber ich hatte eigentlich keine Zeit. Was würde David sagen? Ich muss mit ihm reden, wegen Josie und Dan und-
"Los Feuerlöckchen, ich hab nich den ganzen Tag Zeit!"
Er klang genervt.
Und aus einem mir unerklärlichen Grund tat ich es. Ich stieg auf der Beifahrerseite ein und schnallte mich an.
"Na geht doch."
Er startete den Wagen und fuhr los.
Lieber Gott, wenn das hier eine gute Entscheidung war gib mir bitte ein Zeichen!
"Und übrigens, ich habe auch einen richtigen Namen."
"Find ich klasse."
Das Desinteresse war nicht zu überhören.
Kopfschüttelnd holte ich mein Handy hervor und klickte auf den Chat mit meinem Bruder David.
"Du kannst deinem Freund sagen, dass ich dich schon nicht aufessen werde."
Kam es von Lovis, der mich mit einem schelmischem Grinsen von der Seite anschaute.
"Ich schreibe mit meinem Bruder."
Ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
Warum waren meine Wangen aufeinmal so heiß?
"In diesem Fall... kann ich für nichts garantieren."
Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an, doch er grinste immer noch.
"War doch nur ein Witz. Mach dich mal locker Feuerlöckchen."
"Jade."
Sagte ich trotzig und versuchte mein Herzklopfen zu verstecken.
"Was auch immer."
Er zuckte mit den Schultern.
Ein paar weitere Minuten vergingen und das Auto hielt am Straßenrand.
Ich hatte keinen blassen schimmer wo wir waren, noch wusste ich wie ich wieder nach Hause kam, was mich ein wenig nervös machte.
Und langsam fragte ich mich, wie dumm ich gewesen war mit dem gefährlichsten Jungen unserer Schule weg zu fahren.
Lovis und ich stiegen aus. Ich folgte ihm zu einem Café auf der anderen Seite.
Golden Café
Das Schild war nicht zu übersehen, als wir eintraten.
Wir setzten uns an einen Tisch und ich sah mich neugierig um.
Nicht die Art von Location die ich mir vorgestellt hatte, aber ich konnte mich überhaupt nicht beschweren.
Besser, als ein abgelegener Bunker.
"Hallo ihr Zwei. Was kann ich euch bringen?"
Eine Kellnerin war an unseren Tisch getreten und schaute uns mit einem breitem Lächeln an.
Bevor ich irgendwas sagen konnte, geschweige denn in die Karte geguckt hatte, kam Lovis mir zuvor.
"Zwei Erdbeershakes."
Die Frau kritzelte etwas in ihren Block.
"Alles klar." Dann entfernte sie sich wieder von uns.
Ein Erdbeershake war es also.
Ich mochte Erdbeeren nichteinmal besonders, aber das war mir gerade egal.
"Also... wollen wir gleich mit Chemie anfangen?"
Fragte ich vorsichtig.
Ich musste versuchen das beste aus der Situation zu machen und einfach meinen Job erledigen. Dann konnte ich wieder gehen.
"Gute Idee."
Erleichterung durchflutete mich, als ich die Worte hörte und er in seinem Rucksack kramte.
"Du schaust dir meine Hausaufgaben mal genauer an..."
Er legte sein Heft vor mir hin.
"...während ich aufpasse, dass du alles richtig machst."
Und sofort wurde die Erleichterung wieder zunichte gemacht.
War ja klar.
Eigentlich hätte ein normaler Mensch das Verlangen gehabt, ihn eine zu klatschen. Doch ich hatte das starke Bedürfnis mir stattdessen eine Ohrfeige zu geben.
Warum spielte ich überhaupt mit dem Gedanken, dass er sich anstrengen wollte.
Er war genau wie alle anderen Männer.
"Zwei Erdbeershakes."
Die Bedienung stellte die Shakes ab. Lovis schlürfte an seinem sofort los und checkte gelassen sein Handy.
Dieser Arsch.
"Du weißt schon, dass dir das in den Klausuren nicht helfen wird, geschweige denn das Problem mit Mr. Rayn-"
Ein genervtes Stöhnen unterbrach meinen Monolog und ich wurde von Lovis braunen Augen angefunkelt.
"Das interessiert mich nen scheißdreck. Und jetzt erklär ich dir nochmal, wie das hier ablaufen wird."
Sein ernster unterton ließ mich weiter in meinem Stuhl zusammen sinken.
"Du machst meine Arbeit, ich krieg gute Noten, du deinen Arsch nicht versolt von Mr. Raynolds und alle sind happy. Alles klar?"
Ich nickte.
"Großartig." Ein gefälschtes Lächeln zierte seine Lippen.
"Na dann, mach dich mal ran."
Auch wenn er mich einschüchterte, kochte ich innerlich vor wut.
Sie sind alle gleich.
Ich weiß nicht, was ich anderes erwartet hatte, von so jemandem wie ihn.
Also wittmete ich mich seinen Hausaufgaben.
Je schneller ich fertig war desto schneller konnte ich weg von diesem Mistkerl.

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