EINUNDZWANZIG

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„Reden wir jetzt nicht über das was gerade passiert ist?", frage ich, als wir im Flugzeug sitzen auf dem Weg nach London.

Ich konnte mich nicht Mal umziehen, geschweige denn was Essen. Zachary ist direkt zum Flughafen gefahren, während er mit ein paar Leuten telefoniert hat. Nebenbei habe ich bloß aus dem Fenster geschaut.

„Zachary?", frage ich nach und schaue meinem Gegenüber an.

Er sitzt vor mir auf dem Sessel und tippt andauernd was auf seinem blöden Laptop ein. Um ehrlich zu sein, will ich ihn nochmal schlagen.

„Ja, Tiana?", er hebt nicht mal seinen Kopf sondern starrt weiter auf sein Laptop.

„Was war das? Wer waren diese Leute und wieso hast du mich mitgenommen?", stelle ich ihm die ganzen Fragen, die mir schon die ganze Zeit durch den Kopf gehen.

„Ich hatte langweile.", lautet seine Antwort. „Und Kylan ist mein Cousin, er hat eine harte Vergangenheit hinter sich.", erzählt er mir.

Ich schüttel meinen Kopf bloß. „Er ist also auch ein Psycho?", na wenigstens wohnt er nicht in London. „Und Jeanne?"

Zachary geht nicht auf meine erste Aussage ein. „Von ihr habe ich einiges gehört, dass sie nach den Mördern ihrer Schwester sucht. Sie ist also auch ein Psycho.", dabei betont er das letzte Wort.

Ich erschaudere kurz und frage mich innerlich ob ich in so einer Situation auch sowas könnte? Nein, ich könnte es nicht. Ich kann keinen Menschen töten, denn niemand hat das Recht jemanden zu töten.

Langsam wird mir bewusst was in den paar Stunden alles passiert ist und meine Fassade beginnt zu bröckeln. Mein Atem wird schwer und eine Panikattacke macht sich bemerkbar durch erkrampfungen an meinen Händen.

„Tiana?", ruft Zachary.

Ich habe Zachary geholfen einen Menschen zu töten.

„Tiana?"

Oh mein Gott, was habe ich getan?

„Tiana!", Ich blinzel ein paar Mal und schaue geradewegs in zwei verschiedenen Augenfarben.

Zachary ist aufgestanden und hat sich vor mir hin gekniet, er umfasst mein Gesicht und wischt mir meine Tränen sanft weg. Es scheint als wäre das die erste Situation in der er nicht lacht.

„Beruhig dich, umfasse meine Hände und atme.", langsam mache ich genau das was er mir sagt und schaue ihm dabei die ganze Zeit in den Augen. „Besser?", fragt er nach.

„Besser.", nickend lasse ich seine Hände los und schließe kurz meine Augen, bevor ich sie wieder öffne und Zachary wieder auf seinen Sessel sitzt.

„Ich habe dich mitgenommen, weil Vito's Männer dich spätestens an deiner Arbeitsstelle eingefangen hätten, deshalb bin ich sofort mit dir nach Spanien geflogen, damit sich meine Männer um seine Männer kümmert.", erzählt er mir in einen ruhigen Ton. „Und du wärst zu stolz gewesen nicht zur Arbeit zu gehen."

Daraufhin erwidere ich nichts mehr, denn einerseits verstehe ich ihn, aber andersherum hätte man auch eine andere Entscheidung treffen können.

„Ich will jetzt einfach nur schlafen.", murmle ich und kuschel mich etwas mehr in den Sessel hinein.

„Ich wecke dich, wenn wir gelandet sind.", erwidert Zachary bloß und scheint sich noch immer auf sein Laptop zu konzentrieren.

Nachdenklich mustere ich ihn noch ein paar Minuten, bevor ich meine Augen schließe und die Müdigkeit mich überrennt.

>>>

„Tiana!", sanft werde ich von Zachary geschüttelt.

„Hm?", brumme ich und schlage meinen Augen auf, um dann erstmal zu Gähnen.

Zachary steht vor mir und hält dabei einen Aktenkoffer in seiner Hand, dazu hat er sich wohl Umgezogen, da er einen anderen Anzug trägt. „Wir sind gelandet.", informiert er mich.

Ich setze mich aufrecht hin, woraufhin ich erst jetzt seine Jacke bemerke, die er mir wohl während ich am schlafen war drüber gelegt hat.

„Okay.", noch immer im Halbschlaf stehe ich auf und schlüpfe dabei in seine Jacke, da es etwas frisch geworden ist.

Zusammen verlassen wir das Flugzeug, wo auch schon ein Auto draußen auf uns wartet und wir auf den Weg sind - hoffentlich - mich abzusetzen.

„Ich werde erstmal ein paar Tage unterwegs sein, weshalb du wohl ohne mich auskommen musst.", erzählt mir Zachary.

Ich schaue auf und hebe bloß meine Augenbrauen hoch. „Du lässt mich also nicht endgültig in Ruhe?"

„Nein."

Na, toll.

„Wohin gehst du denn?", frage ich nach. „Schließlich werde ich dich ja eh nicht los, dann kann ich wenigstens mehr von dir wissen."

Seine Mundwinkel zucken nach Oben. „Ich muss ein paar Immobilien erneuern lassen, weshalb das ein paar Tage in Anspruch nehmen wird.", sagt er knapp.

„Also verkaufst du Immobilien?", harke ich nach.

„Ich erkläre dir das ein anderes Mal.", sagt er und genau in dem Moment hält das Auto an.

„Na dann - Tschüss.", brumme ich und steige aus dem Auto aus.

„Pass auf dich auf!", ruft er mir hinterher, doch ich zeige ihm bloß meinen Mittelfinger, was ihm zum Lachen bringt.

Ich will einfach nur noch in meinem Bett liegen und schlafen.

•••
N: Da zeigt wohl Zachary mal seine sanfte Seite.

Tiana and the creepy clownWhere stories live. Discover now