FÜNF

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Scheiße.

Das ist das erste was mir durch den Kopf geht.

Als zweites frage ich mich wo zur Hölle ich bin, noch dazu brummt mein Schädel. Was ist passiert?

Irritiert schaue ich mich um und bemerke erst jetzt, dass ich auf einer Couch liege, die aber ganz bestimmt nicht meine ist.

„Guten Morgen, Vögelchen.", begrüßt mich jemand gut gelaunt.

Erschrocken richte ich mich auf und starre den mir gegenüberliegenden an. Ja richtig. Er liegt auf der Couch gegenüber mir und hat ein Buch vor der Nase.

„Wo bin ich? Wer bist du?", frage ich und halte mir gleichzeitig meinen Kopf fest, da ich das Gefühl habe, dass er mir gleich abfällt.

„Wo du bist ist unwichtig und ich bin Jays Bruder.", Er legt das Buch beiseite, woraufhin ich nun eine bessere Sicht auf ihn habe.

Meine Augen weiten sich automatisch und ich bin kurz davor, laut aufzuschreien. Warum trägt er eine Clownmaske?

„April, April.", lacht er laut auf und zieht sich dann die Maske ab. „Ich glaube wir kennen uns sogar, oder?", er scheint zu überlegen, während ich ihn weiterhin mit großen Augen anstarre.

Jays Bruder ist eindeutig verrückt, was aber nicht zu seinem Aussehen passt. Er ist dunkelhaarig, hat ausgeprägte Wangenknochen und ein sehr markantes Gesicht. Dadurch dass er bloß drei Meter von mir entfernt ist, kann ich ihn genau mustern. Er hat nicht blaue Augen wie Jay, sondern dunkle Augen. Wenn ich genauer hinschaue entdecke ich, dass er sogar zwei verschiedene Augenfarben hat. Eins ist goldbraun mit grünen Sprenkeln und das andere Auge ist dunkelblau, so klar wie das Meer.

Er schnalzt mit seiner Zunge und holt mich aus meinen Gedanken heraus. „Haben wir genug gestarrt?", fragt er grinsend

Seine Lippen sind nicht voll und auch nicht schmal, eher eine gleichmäßige Verteilung. Er hat eine gerade Nase und wirklich gezupfte Augenbrauen. Seine Haare sind so wie von Jay dunkelbraun, doch seine sind etwas heller. Noch dazu hat er einen anderen Haarschnitt, da seine Haare etwas lockiger sind.

„Ja.", murmel ich schließlich und nicke.

„Sag mal - kennen wir uns eigentlich?", fragt der Typ mich dann.

„Hm?", verwirrt schaue ich ihn an, während ich zu meinen Haaren greifen. Bestimmt sehe ich aus wie ein Vogelnest mit meinen voluminösen Haaren.

„Hast du mir mal einen geblasen oder so?"

Wie kann man nur eine so derartig unverschämte Ausdrucksweise haben?

Empört schüttel ich meinen Kopf. „Nein!", fauche ich ihn schon fast an.

Er setzt sich gerade hin und stützt seinen Kinn auf seine Hände ab. Seine Arme sind das dreifache von meinen und mal wieder wird mir bewusst, dass ich eindeutig unterlegen bin. Er ist größer und viel stärker als ich. Das sieht jeder Blinde, wenn man diesen Mann nur anschaut mit seinen ganzen Muskeln. Dennoch - ob er was im Hirn hat, da bin ich mir nicht so sicher.

„Gefickt?"

„Nein."

„Habe ich dich gelec-", rasch unterbreche ich ihn indem ich kurz aufschreie.

„N-E-I-N!", sauer werfe ich ein Kissen auf ihn, was er lachend fängt.

„Okay, okay.", abwehrend hebt er seine Hände hoch.

„Was mache ich überhaupt hier?"

Und dann fällt mir alles wieder ein. Jay. Das Abendessen. Ein Schuss. Mord. Entführung.

„Oh mein Gott.", rufe ich auf und stehe blitzschnell auf.

„Ähm - nein. Bleib lieber sitzen. Ich habe kein Bock dir hinterherzulaufen oder so.", Er gähnt auf. „Wir klären nur ein paar Einzelheiten und dann kannst du wieder dein altes Leben haben."

Ich setze mich langsam wieder hin und gehe mir durchs Gesicht, weshalb ich durch den plötzlichen Schmerz aufstöhnen muss.

„Was ist mit meinem Gesicht?", frage ich nach und suche einen Spiegel in dem Raum.

„Du hast ein blaues Auge, aber das sieht echt heiß aus.", wieder grinst er.

Ich habe das Gefühl er könne nur grinsen.

„Fick dich.", knurre ich und lasse mir nochmal die Worte von Jay durch den Kopf gehen.

„Schlimmer noch, du wirst meinen Bruder kennenlernen."

Und vor seinem Bruder sollte ich Angst haben?

„Also, Babe.", erneut schnalzt er mit seiner Zunge. „Du hast also gehört wie ich jemanden erschossen habe, richtig?"

Warte - Was? Er war das?

„Nach deinem Gesichtsausdruck zu urteilen weißt du um was es geht. Also halt einfach deinen süßen Mund und alles ist gut. Ich meine, du kannst deinen Mund auch für was anderes aufmachen, wenn du verstehst was ich meine.", Er lacht laut auf.

Ich atme ein und aus. Ein und aus. Bevor ich schließlich ausraste. „Ist das ihr beschissener Ernst? Ich wurde k.o geschlagen und entführt nur damit sie mir sagen können, dass ich meinen Mund halten soll? Noch dazu machen sie andauernd anzügliche Bemerkungen, die mich sowas von anwidern.", kreische ich ihn an.

Sein Gesichtsausdruck zeigt keine Regung, weshalb ich meinen kleinen Ausbruch anfange zu bereuen, als -

„Hey, du hast mich sogar gesiezt."

Ihr könnt mich alle mal, dass kann nie im Leben der Typ sein vor dem ich Angst haben soll. Noch dazu hat er zu hundert Prozent keinen erschossen.

Tiana and the creepy clownWhere stories live. Discover now