Alligator am Herz

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"Morgen heißt es wieder Pfötchen halten...", sagte Emma zu Lukas, während sie sich den Wecker für den nächsten Tag stellte. Sie hatte einen Termin beim Tierarzt, damit Nana ihre Impfung bekommt. Nana war sehr ängstlich wenn sie den Mann im weißen Kittel sah und brauchte immer extra Streicheleinheiten. Um sieben würde der Wecker klingeln und Emma hasste es. So früh aufstehen war immer eine Qual für sie, vorallem wenn die Nacht nur noch für maximal fünf Stunden Schlaf sorgen würde. Deswegen versuchte sie so schnell wie möglich einzuschlafen, was auch gut funktionierte, da Lukas ihr liebevoll den Kopf kraulte. Er wusste, wie er seiner Freundin das Einschlafen erleichtern konnte.
Emma hatte in dieser Nacht einen sehr tiefen, erholsamen Schlaf und erblickte am nächsten morgen auf der Uhr, dass sie verschlafen hatte. 10:17 Uhr blickte sie auf den Wecker und sprang wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett. "Scheiße, scheiße, scheiße...", sagte sie immer wieder, während sie sich etwas ansehnliches aus dem Kleiderschrank wühlte. Irgendwann beruhigte sie sich, da der Tierarzt Termin eh hinfällig war. Mit einer Stunde Verspätung bräuchte sie da auch nicht mehr aufkreuzen. Nun beschloss sie, nachdem sie sich im Bad frisch gemacht hat, sich einen neuen Termin zu holen und sich während des Zähneputzens eine gute Ausrede für das nicht erscheinen zu überlegen.
Als sie aus dem Bad kam, huschte sie ins Wohnzimmer um das Festnetztelefon zu holen. Doch ihr Blick wanderte auf einen großen Blumenstrauß, der den Esstisch nebenan in der Küche zierte. Erst auf den zweiten Blick bemerkte sie einen Zettel neben der Vase.
Sie legte das Telefon bei Seite und schaute auf den Zettel, auf dem stand:
Guten Morgen mein Sonnenschein,
Ich kann mir richtig vorstellen, wie du wieder laut fluchend durch das Schlafzimmer gerannt bist, auf der Suche nach Kleidung, nachdem du den Wecker gesehen hast.
Mach dir keine Gedanken, ich bin mit Nana beim Arzt und habe deinen Wecker aus gemacht, damit du ausschlafen kannst.
Im Kühlschrank steht Frühstück, wahrscheinlich bin ich auch gleich wieder da.
Ich liebe dich!
Emma grinste glücklich und fand es super, dass Lukas genau wusste, wie sie durchdreht, wenn sie verschlief. Sie roch an den Blumen und ging dann zum Kühlschrank um ihr versprochenes Frühstück zu sich zu nehmen. Ein Teller mit Frischhaltefolie abgedeckt stand griffbereit und eine kleine Schale daneben. Sie holte es raus und genoss ihr Brötchen mit Käse, auf das liebevoll, geschnittener Schnittlauch gestreut wurde. In der Schale waren diverse Melonenstücken. Emma liebte Melone in jeglicher Art und Weise, doch dadurch, dass sie so geizig war, gönnte sie sich so früh im Jahr noch keine, da sie ihr einfach zu teuer war.
Alles war eine sehr nette Überraschung, trotz dem Schock, den sie beim Aufstehen erlitten hatte.
Sie aß ihre letzten Melonenstücken und plötzlich kam Nana angerannt, die trottelig, wie sie war, ein paar mal auf den Fließen ausgerutscht ist. Das war das Zeichen, dass Lukas nun wieder zu Hause war.
Nana war mittlerweile so groß, dass sie im stehen locker ihren großen Kopf auf den Esstisch ablegen konnte, was sie auch tat und Emma mit ihren Knopfaugen anschaute. "Du armes Ding, hat dich der Arzt gepieckst?", sagte sie zu ihrem Kälbchen und streichelte Nana kräftig. Lukas betrat den Raum und Nana versteckte sich. "Du bist sooo böse! Wie kannst du sie nur zu dem bösen Onkel im weißen Kittel fahren, der sie impft? Also bei ihr bist du heute definitiv unten durch!", sagte Emma lachend zu Lukas. Er grinste auch und begrüßte Emma mit einem Kuss auf die Stirn. "Danke Schatz, alles voll lieb von dir. Hab ich das überhaupt verdient?", fragte Emma mit leuchtenden Augen. Er schaute sie an und drückte ihre Wangen, wie eine nervige Tante zusammen und meinte: "Du hast immer alles gute verdient meine Süße!" Dann drückte er ihr einen Kuss auf das zerknautschte Duck Face.
Nachdem Emma den Tisch abgeräumt hatte und es doch schon ziemlich spät war, fragte sie: "Sag mal, macht ihr heute keine Aufnahmen für's Album?" Lukas antwortete: "Nein, wir machen uns heute nen gemütlichen Tag und wen du nachher mit Nine deinen Spaziergang machst, dann werde ich noch ein paar Feinheiten an einigen Liedern erledigen." Emma freute sich, dass es einen gemeinsamen Tag geben würde und die Arbeit einfach Arbeit bleibt, die rennt ja immerhin nicht weg. Das Album hatte langsam Fahrt aufgenommen und schon einige Lieder waren so gut wie fertig.
Den Tag verbrachten sie mehr als entspannt im Garten und erzählten sich lustige Dinge aus ihrer Jugend und Kindheit. Beiden gingen die Gesprächsthemen nie aus.
"Emma, wo zum Teufel bleibst du denn?", schrie es vom Nachbargrundstück und zum zweiten mal an diesem Tag, hatte Emma "verschlafen". Schnellen Fußes schnappte sie sich Nana und es ging auf zum Gassi gehen. Was Emma nicht wusste, war, dass sie heute noch eine kleine Überraschung bekommen würde, wenn sie wieder zu Hause ankommt.
Während die Mädels entspannt wie immer zu ihrem Tümpel liefen, traf Lukas zu Hause einige Vorbereitungen.
Knapp eine Stunde später war Emma auch wieder zu Hause und Nana am Ende ihrer Kräfte, da sie sich mit Janine's Hunden wieder ausgepowert hatte.
"Schatz? Wo bist du denn?", brüllte Emma quer durchs Haus und erhielt keine Antwort. Sie machte sich darüber keine großen Gedanken, wahrscheinlich war Lukas noch im Tonstudio, sodass sie sich in die Küche begab und eigentlich kochen wollte. Doch dazu kam sie nicht, denn urplötzlich stand Lukas in der Tür und forderte Emma dazu auf, sich auf das Sofa zu setzen. "Was ist denn jetzt los?", fragte sie entgeistert. "Sei doch nicht immer so schrecklich ungeduldig!", sagte er und verschwand um seine Gitarre zu holen. Er stellte sich vor sie und sagte: "Ich hab da eine Liedidee und bevor sie zu dem wird, was es werden soll, wollte ich dir das vorsingen. Ich glaube man merkt, dass ich da oft an dich denken musste." Wieder wurde Emma ungeduldig, ein Charakterzug, den sie scheinbar nie unter Kontrolle bringen würde. "Nun Fang an!", sagte sie aufgeregt und leicht geschmeichelt.
Lukas spielte einige Akkorde auf der Gitarre. Zumindest Refrain und Bridge standen schon, leicht verändert für Emma, außerdem klang es in diesem Moment ganz anders, als später das Endprodukt. Mit viel Gefühl und genauso, wie es Emma liebte, voll langer relativer tiefer Töne fing er an zu singen:
Ich find deine Erscheinung,
Vom grinsen bis zur Kleidung,
Genial, aber da ist kein Link in der Beschreibung.
Wo kann man das kaufen?
Eine Hand voll vertrauen,
Der Glanz in dein Augen.
Sag mir, wo kann man das kaufen?
Sich zusammen zu raufen
Und aufeinander zu bauen.
Ich weiß nicht wo.
Du bist das Ding, was ich so gerne hätte,
Du ziehst sich aus, ich seh nur ungenutzte Werbefläche,
Da fehlt an dir, noch eine Kette,
Du ziehst dich aus, ich seh nur ungenutzte Werbefläche.
Emma bekam Gänsehaut und liebte es. "Hase, das ist so toll!", sagte sie ihm und drückte in fest an sich. "Aber das "da fehlt an dir, noch eine Kette", passt irgendwie nicht.", stellte sie fest.
"Ja das war nur so gesungen, weil es passt!", sagte er und fummelte in seiner Hosentasche. Er holte eine kleine Schachtel mit Schleife aus der Tasche und öffnete sie feierlich mit den Worten: "Damit du mich immer am Herzen bei dir trägst!"
In der Schachtel war eine silberne Kette mit einem kleinen Krokodil, doch Lukas bestand darauf, dass es ein Alligator ist, was natürlich auch nahe liegender war. Emma fiel ihm wieder um den Hals, nachdem er ihr die Kette umlegte und sagte: "Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen, reicht doch, wenn ich dich im Herzen habe." "Nur als kleine Aufmerksamkeit, für den vergessenen Geburtstag! Und das beste ist, wir kochen heute nicht, wir gehen schön essen!", sagte er freudestrahlend.
So gingen beide in ein kleines italienisches Restaurant und genossen bei Kerzenschein ein romantischen Abend.

Bitte einfach nicht wecken (Alligatoah FF) #Wattys2019Where stories live. Discover now