"Okay, wir probieren es!"

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Es war so weit, Emma stand in ihren Schlapprigen Klamotten vor Nico's Plattenfirma. Sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich rein gehen wollte. Letztendlich dachte sie sich, scheiß drauf, angucken kann man sich das ja!
Sie ging in Nico's Büro, ein großer Raum mit teurer Markentechnik, großen Bilderrahmen mit Künstlern, die er betreut und einige Pflanzen, wahrscheinlich, damit ein wenig Farbe in den Raum kommt.
Sie setzte sich auf den weißen Bürostuhl, der verdammt bequem war und wartete auf ihren Bruder.
"Schön, dass du da bist!", Sagte Nico während er den Raum betrat.
Er setzte sich auf seinen schwarzen Stuhl und lächelte sie quer über den aufgeräumten Schreibtisch an.
Ziemlich verunsichert fragte Emma ihn: "Wie läuft das heute ab? Und denk bitte daran, zugesagt habe ich noch nicht!"
"Ich weiß, ich weiß...", Fing er an zu stammeln. "Wir gehen nachher in einen anderen Raum, dann kommt erst Dennis und dann Lukas. Beide tragen dir bzw. uns was vor und du hast die Entscheidung, mit wem du arbeiten möchtest. Einer hat Abgesagt. Naja muss er wissen. Auf jeden Fall, also ich will dich jetzt nicht auf meine Seite ziehen, aber Dennis ist mein Favorit."
"Also wird das jetzt ne Mini Castingshow?", Wollte Emma wissen.
"Ja so in etwa! Um das Geld mach dir keine Sorgen, du bekommst einen festen Lohn und wenn die Musik läuft, dann bekommst du anteilig was ab. Und ich lasse dir freie Wahl ob du deinen Künstler managen willst oder nicht."
Emma überlegte und dachte sich, dass klingt eigentlich ziemlich gut.
"Okay, aber ich muss die erstmal sehen und brauche Bedenkzeit.", Sagte sie entschlossen.
Beide begaben sich in den "Castingraum" und Nico meinte zu Emma: "Bleib entspannt, die beiden wissen worum es hier geht und was deine Rolle bei dem ganzen ist."
Nico rufte seinen Favoriten Dennis auf.
Ein kleiner schmaler Typ betrat den Raum, wahrscheinlich war er in den 90er Jahren stehen geblieben bei Baggy Pants und Shirts, die man auch locker als Kleid tragen könnte. Schwarze fettige Haare rahmten das Bild ab.
Leicht angewiedert versuchte Emma seinen schnellen Raps zu folgen, verstand aber auch, so sehr sie sich nur anstrengte, kein einziges Wort.
Sie blickte ihren Bruder an, der abging wie ein Zäpfchen. Er wippte mit den Beinen und nickte mit dem Kopf zum Takt. "Was tut er mir hier an?", dachte sie sich.
Das zweite Lied, was Dennis anfing verstand sie schon wesentlich besser, es ging um Frauen und das sie die besten Geschöpfe der Welt sind. Plötzlich zauberte er eine Rose aus seinem viel zu großen Shirt und überreichte Sie Emma mit seinem letzten Textzeilen: "... Und du bist die schönste von allen!"
Sie grinste höflich, drehte sich zu Nico um und meinte: "Auf keinen Fall!!! Der geht garnicht ich muss aufpassen, dass ich nicht würge!"
Nico bedankte sich bei ihm und bat ihn draußen zu warten.
Sauer meinte er zu seiner Schwester: "Das kannst du doch nicht so laut sagen, Mensch! Der ist doch der Hammer, die Beats sind gut und seine Stimme ebenfalls. Ich weiß gar nicht, was du hast!? Ist doch nett von Ihm mit der Rose!"
"NEIN!, fuhr ihm Emma ins Wort. "Der ist bäh und dieses Geschleime geht garnicht! Wir sind doch nicht beim Bachelor! Entweder der nächste ist gut oder gar keiner."
Genervt brüllte Nico: "Lukas, kannst rein kommen!"
Ein großer, schlanker und sehr gepflegter Typ kam rein, stellte sich vor, was Dennis nicht tat und begann.
Eine schöne Stimme füllte den Raum, Nico hörte eher desinteressiert zu, wahrscheinlich weil er noch sauer war, wie Emma auf seinen Favoriten reagiert hatte.
Emma hörte garnicht auf den Text, weil sie die Stimme faszinierend fand, sie bekam sogar Gänsehaut bei seinen langen Tönen. Von Musik hatte sie zuvor nie Gänsehaut bekommen, das war ihr ganz neu.
Lukas fing an sein zweites Lied zu performen und Emma ärgerte sich, nicht auf den Text beim ersten Lied geachtet zu haben und entschloss sich jetzt besser auf den Text zu achten als auf seine Stimme.
Plötzlich hörte sie: "Willst du dir nen Namen machen, musst du auf die Straße kacken! Zeig den Leuten was in dir steckt!"
Emma musste laut lachen, sodass sie Lukas aus dem Konzept brachte und er plötzlich auch lachend vor ihr und Nico stand. Man muss wissen, sie hatte eine sehr ansteckende Lache. Gelacht hatte sie schon lange nicht mehr, denn dazu hätte sie bis jetzt auch keine Gründe. Nico guckte nur irritiert und verstand den Grund des Lachflashes nicht. Seine Schwester bedankte sich bei Lukas, während sie sich das Lachen noch unterdrücken musste. "Kannst draußen warten", sagte sie ihm und das diskutieren mit Nico begann.
Er redete ihr ins Gewissen: "Bitte nehmen Dennis, er ist sehr zeitgemäß mit seinem Stil!"
"Nein mit Sicherheit nicht! Aber scheinbar bist du ja sehr von ihm angetan, vielleicht hattest du ja die Hoffnung, dass ich immer noch auf alle anderen höre, aber das mache ich nicht mehr, mittlerweile bin ich erwachsen. Entweder Lukas oder niemand."
"Also wärst Du damit einverstanden, wenn wir Lukas nehmen?", fragte Nico und war begeistert, dass Emma überhaupt an seinen Plan anbeißt.
"Okay, wir probieren es!", sagte sie entschlossen "...aber nur mit Lukas und ich brauche erstmal Zeit um zu sehen wie er tickt, also erwarte nicht sofort Ergebnisse!", fügte sie hinzu.
Nico grinste, umarmte seine Schwester und sagte: "Zwar bin ich von deiner Wahl nicht soooo begeistert, aber ich hatte dir ja gesagt du kannst dich entscheiden! Also auf geht's. Und mach dir keine Sorgen. Ihr kriegt zusammen die Zeit die ihr braucht um euch zusammen einzugrooven. Ist zwar auch alles neu für mich, dieses Projekt aber das werden wir hinbekommen."
Emma grinste zufrieden und war im nächsten Moment wieder aufgeregt, als Nico den beiden das Ergebnis sagte.
Lukas kam freudestrahlend auf Emma zu: "Tja da wären wir nun, ich bin übrigens Lukas!"
Emma lachte: "Ich weiß, ich bin Emma und die Schwester von dem Typ dahinten und Mal sehen wie wir zusammen klar kommen. Tut mir leid, dass ich dich vorhind aus dem Konzept gebracht habe!"
Lukas lachte.
Die beiden verabredeten sich für den nächsten Tag zum Essen um sich näher kennenzulernen und über ihre gemeinsame Arbeit zu reden. Lukas versprach Emma, dass er sie abholen würde, sie sich aber auf eine Verspätung gefasst machen kann, weil er Pünktlichkeit noch übt.
Wieder lachte sie und ging beruhigt und glücklich nach Hause.

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