Kapitel 31

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Jack

Schließlich ging das Schuljahr vorüber. Mein letztes Schuljahr an einer privaten Schule.

„Ab jetzt wird alles besser, hm?" Blondi legte seinen Arm um mich und drückte mich sanft an sich. Wir waren in den letzten Monaten wirklich gute Freunde geworden. Er war für mich da, als es mir so unendlich schlecht ging.

Ich schlang meine Arme um den größeren. „Kannst du nicht mit mir die Schule wechseln?"

„Ich würde es machen, allerdings wären meine Eltern alles andere als einverstanden", lachte er und wuschelte mir durch die Haare. „Aber ich bin mir sicher, dass sie dich dort akzeptieren werden. Sei einfach du selbst. Den Leuten dort hat man bestimmt nicht so ins Hirn geschissen."

„Ich hoffe es."

„Aber ich muss sagen, dass du in der Schuluniform wirklich süß aussiehst. Tja, den Anblick bekomm ich wohl nie wieder." Er wackelte grinsend mit den Augenbrauen.

Ich wurde rot, boxte ihm gegen die Brust. „Halt die Klappe!"

Er lachte nur. Blondi hatte mir erzählt, dass er ebenfalls schwul war. Allerdings hatte er mich damals nicht angeschrieben, weil er auf mich steht oder so. Er meinte zwar, dass ich echt süß war, aber er wollte wirklich nichts von mir. Und das fand ich gut so. Die Blondine hatte Kontakt zu mir aufgenommen, weil er ganz genau wusste, dass ich ihn nicht wegen seiner Sexualität verurteilen würde. Schließlich war ich selbst vom anderen Ufer. Er sagte, ich wäre sowas wie sein Verbündeter, der ihn versteht. Und das gleiche war er irgendwie für mich. Es war wirklich schön, mit jemandem über alles reden zu können. Mit meinem Bruder konnte ich auch über alles reden, aber er würde nie nachvollziehen können, wieso ich Männerkörper anziehend fand. Mädchen würden es zwar verstehen, doch konnte ich mit ihnen nicht wirklich über meinen eigenen Körper reden. Mit Blondi konnte ich über das alles reden, ohne schief angesehen zu werden.

„Dann hab schöne Ferien, Kleiner", lächelte er. „Ich muss jetzt los, aber wir hören voneinander, ja?" Er schulterte seine Tasche.

„Bis dann", meinte ich lächelnd zu ihm und winkte ihm nach, als er mit seiner Mutter vom Schulparkplatz fuhr.

„Gehen wir auch?" Daniel hakte sich bei mir ein. „Endlich Ferien!", rief er.

Ich zog meinen Arm zurück, drehte mich zum alten Schulgebäude um. „Auf nimmer Wiedersehen, du verschissene Schule!", brüllte ich und sprang lachend auf Daniels Rücken, der mich daraufhin zu unserem Auto trug.

Gerade als ich einstiegen wollte, hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Mein Zwilling stupste mich an, deutete in die Richtung, aus der der Ruf kam. Er sah mich besorgt an. „Wenn du nicht willst, steig einfach ein und wir fahren heim..."

Ich zögerte. „Nein... schon okay. Wartet ihr auf mich?"

Er nickte nur, ehe ich auf den Mann zuging. Mein Herz klopfte, meine Knie fühlten sich an wie Pudding. Ich folgte dem größeren um die Ecke, dorthin, wo man uns nicht sah.

„I-Ich wollte mich von dir verabschieden", meinte er leise und lehnte mich mit der Schulter an die Mauer. „Schließlich bist du jetzt nicht mehr mein Schüler, ich nicht mehr dein Lehrer... du wirst an eine andere Schule gehen und wir werden uns wohl nicht mehr sehen."

Ich nickte leicht, sah auf meine Schuhe. Eigentlich hätte jetzt alles perfekt sein müssen mit uns. Wir hätten zusammen sein können, ohne etwas verbotenes zu tun. Aber aus irgendeinem Grund hatte ich nicht das Gefühl jeden Augenblick weinen zu müssen, als ich daran dachte, was wir hätten sein können.

Seine kalten Finger berührten sanft mein Kinn und schoben es etwas hoch, sodass ich ihn ansah. Er sah traurig aus. Und das machte mich ebenfalls ein wenig traurig. Dennoch bereute ich in diesem Moment nicht mehr, dass ich einen Schlussstrich gezogen und ihn fort geschickt hatte.

Jones zog etwas aus seiner Tasche, hielt es mir hin. Es war eine Tafel Schokolade, meine Lieblingsschokolade. „Es ist nicht viel... Aber ich wollte dir nichts schenken, was du vielleicht eh nur in den Tiefen deines Schranks versteckst, weil es von mir ist."

Ich lächelte leicht. „Schokolade ist super, danke..." Ich nahm sie entgegen und strahlte ein wenig.

Er erwiderte mein Lächeln traurig. „Jack, ich vermiss dich..."

Ich betrachtete ihn. „Ich weiß... Ich vermiss dich auch." Ich streckte meine Hand aus und griff nach seinem Zeigefinger, welchen ich einfach nur festhielt. Keine Ahnung, wie lang wir einfach nur so dort standen. Aber sogar diese Situation brachte mich nicht dazu, meine Entscheidung zu bereuen. Natürlich liebte ich ihn noch immer. Und natürlich vermisste ich ihn so unglaublich. Mein Herz schmerzte noch immer und es schlug mir bis zum Hals, während ich in seiner Nähe war. Meine Knie zitterten und ich hatte dauerhaft eine Gänsehaut, wenn ich seine Stimme hörte. Meinen Blick konnte ich kaum von ihm abwenden. Von seinen wunderschönen Augen. Die weichen Locken. Der perfekte Körper. Seine Lippen, von denen ich wusste, was sie in mir auslösen konnten. Die zarten Hände. Die sanften Berührungen seiner kalten Finger. Ich wollte es so sehr. Dennoch würde nichts davon wieder gut machen, was er getan hatte. Das wusste ich. Und William wusste es ebenfalls ganz genau. Alles war gut so, wie es war.

Ich machte einen Schritt auf ihn zu. „Wir wissen beide, dass es so besser ist", hauchte ich, da ich nun ganz dicht bei ihm stand. „Die Zeit mit dir war unglaublich und ich werd sie nie vergessen, glaub mir. Es war perfekt. Ich hätte mir niemand besseres wünschen können. Aber unsere gemeinsame Zeit ist vorbei. Und genauso wie die Zeit, wird auch der Schmerz vorüber gehen. Du wirst immer meine erste große Liebe bleiben. Und wer weiß? Vielleicht kann ich dir irgendwann verzeihen." Ich streichelte seine Wangen, strich seine Tränen weg und küsste ihn liebevoll. „Vielleicht irgendwann..." Mit diesen Worten wandte ich mich von ihm ab und ging.

My Teacher [boyxman]Where stories live. Discover now