Kapitel 27

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Jack

„Können wir nicht einfach hier bleiben? Für immer?" Ich fuhr ihm durchs Haar. Nur in Boxern und seinem offenen Hemd saß ich auf der Arbeitsfläche in der Küche. Er schob sanft meine Beine auseinander und stellte sich zwischen diese.
„Glaub mir, ich wünsche mir nichts mehr...", hauchte er, während seine kalten Finger über meinen blassen Oberkörper glitten. Er war übersät mit roten Flecken. Nur der Gedanke daran, wie seine Lippen... Ich bekam eine Gänsehaut.
„Hast du noch nicht genug?", fragte er. Sein dreckiges Grinsen konnte ich förmlich spüren.
Ich schlang meine Beine um seine Hüfte und zog ihn so an mich. Trotz des heftigen Muskelkaters wollte ich mehr von diesem Gefühl, das nur er mir verschaffen konnte.
„Ich wusste gar nicht, dass du so versaut bist..." Sein Schritt drückte so unerträglich an meinen. „Aber ich steh drauf", raunte er.

Noch immer lag der schwere Duft von Liebe, Lust und Leidenschaft in der Luft. Und ich wünschte er würde mich auf ewig umhüllen. Aber das ging nicht. Das Wochenende war vorbei. Wer wusste, wann wir wieder so viel Zeit miteinander verbringen konnten? Ich schmiegte mich an ihn, als er mich zu seinem Auto trug. „Lass uns nicht nach Hause fahren, lass uns einfach abhauen", schlug ich vor, glubschte ihn an. „Ich will dich nicht wieder loslassen."
William setzte mich auf den Beifahrersitz, küsste meine Stirn. „Nur noch ein paar Wochen, mein Engel. Dann bin ich nicht mehr dein Lehrer und uns steht nichts mehr im Weg..." Er lächelte mich sanft an. Dennoch hatte ich den Eindruck, einen kleinen Funken Traurigkeit in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Er stieg ein und wir machten uns auf den Heimweg. Wir fuhren einen großen Umweg. Er lud mich zum Essen ein und wir sahen uns irgendwo an einem fremden Ort den Sonnenuntergang an.

Es war bereits spät, als wir bei mir Zuhause ankamen. Draußen verabschiedeten wir uns voneinander. Es tat weh, ihn gehen zu lassen. Ein wenig fühlte es sich an, wie ein Abschied für immer. Aber warum?

„Ich dachte, ihr kommt früher zurück", hörte ich Ryans Stimme, als ich die Haustür zuschob.
„Viel Verkehr..." Ich wich seinem Blick aus, dennoch spürte ich ihn auf mir.
„Das glaub ich dir aufs Wort." Er hob mein Kinn und drückte auf den großen Knutschfleck auf meinem Hals. „Hätte nicht gedacht, dass er so unvorsichtig ist." In seiner Stimme schwang so ein merkwürdiger Unterton mit, den ich nicht deuten konnte.
Ich verdeckte die Stelle mit meiner Hand, sah Ryan verlegen an. Mir war klar, dass er es gewusst haben musste. Schließlich hat er in den letzten Wochen öfter Situationen mitbekommen, die niemand mitbekommen sollte.
„Jack, hör mir zu. Ich hab ein ganz mieses Gefühl, was den Typen angeht. Ich weiß nicht was, aber irgendwas stimmt da nicht. Pass bitte auf dich auf und überstürz nichts, hörst du?"
Ich wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund machten mich seine Worte so unglaublich wütend. Ich schob meinen Butler grob weg.
„Du verstehst das nicht! Du hast ja schließlich niemanden, den du liebst. Vielleicht bist du einfach nur neidisch und gönnst mir mein Glück nicht!" Er sah so verletzt aus...

William Jones

Ich ließ meinen Kopf aufs Lenkrad sinken. Tränen liefen über meine Wangen. Was tu ich nur hier? Bin ich vollkommen bekloppt?
Ich fiel und riss alles mit mir. Alle um mich herum wurden verletzt, meinetwegen. Sie wussten es noch nicht einmal. Alle die ich liebte, alle die mir wichtig waren. Sie alle würde ich verlieren. Sie werden mir den Rücken zuwenden. Sie werden mich verlassen. Denn ich verletzte sie. Ich war es, der ihre Herzen brach. Niemand würde mir bleiben. Das wusste ich genau. Und ich war daran Schuld. Ich hatte mich entschieden und die Konsequenzen würde ich früher oder später tragen müssen. Wieso nur hatte ich es so weit kommen lassen? Wann war ich ein solches Arschloch geworden?

Ich wischte mir die Tränen weg und stieg aus meinem Auto, ehe ich meine Tasche nahm und in die Wohnung ging. Meine Frau und meine Tochter müssten jeden Augenblick nach Hause kommen. Ich wusste nicht, wie ich ihnen gegenübertreten sollte. Belogen, betrogen, hintergangen, verarscht hatte ich sie. Mich plagten schreckliche Schuldgefühle. Ich hatte mit Jack ein perfektes Wochenende verbracht. Es war nicht gelogen, wenn ich sagte, dass ich ihn abgöttisch liebte. Ich liebe diesen Jungen wirklich. So sehr, dass es unendlich schmerzte. Oh Jack... wieso sind wir uns wieder begegnet? Wieso machst du mein Leben so kompliziert?

„Papi, wieso weinst du?"
Ich zuckte etwas zusammen, wischte rasch meine Tränen weg. „Es ist nichts, Mäuschen..." Ich zog meine Tochter in meine Arme. „Es ist nichts..."
Meine Frau ließ ihre Tasche zu Boden sinken und betrachtete mich besorgt, ehe sie sich zu uns setzte. „Baby, wir sollten endlich reden", meinte sie sanft und strich mir durchs Haar. Ich nickte nur und lehnte mich an sie. Alles ging kaputt. Mein Kartenhaus brach zusammen.
Ich fiel. Ich fiel und riss alles mit mir. Alle gingen mit mir unter. Meine ganze Welt versank im Meer der Vergänglichkeit.

My Teacher [boyxman]Where stories live. Discover now