Kapitel 21

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Jack

Ich merkte, dass er mir immer näher kam...

Mein Klassenlehrer legte seine Hand an meine Wange, ließ sie ganz langsam in meinen Nacken wandern. Er wickelte eine meiner schwarzen Haarsträhnen um seinen Finger. Inzwischen waren sich unsere Gesichter so nahe, dass ich seinen warmen Atem auf meinen Lippen spürte. In meinem Kopf schwirrten so viele Gedanken auf einmal herum, ich wusste gar nicht, was ich zuerst denken sollte. Und auf einmal war mein Kopf völlig leer. Ich sah einfach nur noch seine wunderschönen Augen, die sich in all den Jahren kein bisschen verändert hatten. Wie sehr hatte ich es vermisst, in diese atemberaubenden Augen zu sehen! Auch seine Nähe hatte ich vermisst, seine Umarmungen, sein freches aber auch liebevolles Grinsen und seine Hand in meinem Haar. Ich war so klein und doch war er mir das wertvollste in meinem Leben gewesen. Ich konnte nicht leugnen, dass ich ihn nicht vermisst hatte und ich konnte es nicht fassen, dass ich ihn nicht gleich erkannt hatte, als er mir in der Schule das erste Mal begegnet war. So viele Fragen hatte ich an ihn, welche in diesem Moment jedoch ganz weit weg erschienen. 

"Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst hab, Jack", hauchte er. Beim Reden berührten seine Lippen immer wieder ganz leicht die meinen. Ich bekam eine Gänsehaut nach der anderen, war unfähig etwas zu erwidern, zumal ich gar keine Gelegenheit mehr dazu bekam. Sanft und auch etwas vorsichtig drückte William seine vollen Lippen auf die meine. Ein Feuerwerk der Gefühle schoss durch meinen ganzen Körper. Ich konnte gar nicht beschreiben, was in diesem Moment in mir vorging. Mein Kopf war völlig leer, ich dachte an rein gar nichts. Ich ließ mein Buch einfach zu Boden fallen und schlang meine Arme um den Älteren. Mein Herz schlug wie verrückt, drohte aus meine Brust zu springen. Ein angenehmer Schauer nach dem anderen jagte über meinen ganzen Körper und ließ mich ein wenig zittern. Das pure Adrenalin schoss durch jede Faser meines schmächtigen Körpers. Da ich seinen Kuss jedoch nicht erwiderte, löste er sich von mir. Schlagartig färbten sich meine blassen Wangen rot, was ihn leicht grinsen ließ. Federleicht fuhr er mit seinem Daumen über meine Lippen. Total verlegen drehte ich meinen Kopf weg. "Du bist echt süß", sagte Lockilein ganz leise und grinste.

Ich war unfähig nur ein einziges Wort zu sagen. Er legte seine kühle Hand an ein Kinn und drehte mein Gesicht wieder zu sich. Verlegen sah ich ihm wieder in die Augen. Kurz zögerte ich, ehe ich ihn einfach küsste. Ich wusste nicht, woher ich den plötzlichen Mut nahm. Sofort erwiderte er. Mir entfuhr ein leises Seufzen und presste meinen Oberkörper an seinen. Ich schloss meine Augen, spürte wie ich diesem Mann und unserem Kuss immer mehr verfiel. Immer leidenschaftlicher bewegte er seine samtigen Lippen gegen die meine. Meine Hand fuhr in sein gelocktes Haar. Will fuhr mit seiner Zunge über meine Lippen, bat um Einlass, welchen ich ihm schließlich gewehrte. Wir ließen unsere Zungen miteinander tanzen. Jones drückte mich auf die Couch, sodass er über mir lag. Seine linkte Hand fuhr unter mein Hemd. Ich bekam eine Gänsehaut, als er mir über meinen Oberkörper strich. Ich bog mich seiner Hand entgegen, schrie förmlich danach von ihm berührt zu werden. Die Gefühle, die in mir hoch kamen konnte ich nicht deuten, ich wusste nicht, was sie zu bedeuten hatten. 

Seine Finger streiften meine Brustwarzen. Seufzend krallte ich mich in sein Haar. Was machte dieser Mann nur mit mir? Wieso wehrte ich mich nicht gegen diesen Eindringling, der mir mein Herz stehlen wollte?

Als uns schließlich die Luft ausging, lösten wir uns voneinander. Mit hochroten Wangen und schwerem Atem sahen wir uns in die Augen. Niemand von uns war fähig irgendetwas zu sagen. Wahrscheinlich war er genauso überfordert mit der ganzen Situation wie ich. Ich wusste nicht genau, wie lang wir einfach nur dort lagen, uns ansahen und nichts sagten. 

Schließlich setzte Jones sich auf. Sein Gesicht sah nun total verzweifelt aus, als würde er bereuen, was er soeben getan hatte. "Scheiße... Verdammt, was hab ich getan?", hauchte er und griff sich geschockt in deine Locken. "Tut mir leid, Jack. Ich kann das nicht. Ich darf das nicht! Ich... ich bin dein Lehrer! Und... und... Oh Gott! Es tut mir so schrecklich leid! Oh verdammt... Was hab ich mir nur dabei gedacht? Das kann ich nicht machen! Es tut mir leid!" Er sagte es, ohne mich nur ein einziges Mal anzusehen. Jones erhob sich von der Couch und verließ schnellen Schrittes das Haus, ließ mich allein zurück.

Ich starrte ihm hinterher. Tränen brannten in meinen Augen und ein Klos bildete sich in meinen Hals, den ich verzweifelt versuchte hinunter zu schlucken. Doch es ging nicht. Ich brach in Tränen aus. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er konnte sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie sehr mich seine Worte verletzt hatten. Es war nicht der Kuss, sondern seine Worte, die mich vollkommen aus der Bahn warfen. Ich war völlig überfordert mit der kompletten Situation. Er stahl mir meinen ersten richtigen Kuss, machte mir Hoffnungen und von einer Sekunde auf die nächste zerstörte er mit seinen Worten alles.

Schluchzend rollte ich mich auf der Couch zusammen. Wieso hatte er mich geküsst, wenn er genau wusste, dass es falsch war? Ich war wütend. Wütend auf ihn, wütend auf das, was er getan hatte und wütend auf mich selbst. Wieso hatte ich ihn so nahe an mich heran gelassen? 

Ich merkte, wie sich jemand zu mir legte. "Was ist los?", hörte ich die Stimme meines Zwillingsbruders. 

Leicht schüttelte ich den Kopf. Ich konnte und wollte nicht darüber reden. Nicht jetzt. Ich musste erstmal selbst wieder einen klareren Gedanken fassen können. Daniel nickte leicht und drückte mich sanft an mich, strich mir liebevoll durchs Haar. Ich war ihm so unglaublich dankbar, dass er wirklich immer für mich da war, auch wenn er nicht wusste, was überhaupt los war.

My Teacher [boyxman]Where stories live. Discover now