Kapitel 14

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Jack

Am morgen hatte ich mich schließlich aus dem Bett gequält, mich fertig gemacht und gefrühstückt, um mich danach von meinem Fahrer in die Schule fahren zu lassen. Die ersten Stunden überstand ich ohne weitere Probleme. Nur wurde ich wie meistens ignoriert, doch das kannte ich ja schon. In der vierten Stunde hatte ich Sport. Ich mochte das Fach noch immer nicht. Zudem fand Mr Jones es nicht besonders toll, dass ich mich bei den Mädchen umzog, weil er es wohl noch immer nicht geschnallt oder mitbekommen hat, wieso ich mich nicht bei meinen Mitschülern umziehen wollte oder eher durfte. Sie zogen über mich her, was mir wirklich mehr als unangenehm war, doch interessierte es sie eh nicht.

Ich war mehr als froh, als die Stunde vorbei war. Allein verließ ich die Halle und zog mein Smartphone hervor. Daniel hatte mich gefragt, ob ich ihm in der Mittagspause Gesellschaft leisten wollte. Ich sagte natürlich zu, da ich mich freute, mal nicht allein essen zu müssen. Ich wollte mich gerade auf den Weg machen, als ich bemerkte, dass ich meine Sportschuhe in der Umkleide vergessen hatte. Ich drehte wieder um und lief wieder hinein. In der Umkleide angekommen, sah ich mich kurz um. Es war niemand mehr da. Gut so! Ich drehte mich mit dem Rücken zur Tür und griff nach meinen Schuhen.

"Hm?" Ich zog etwas an meinem Schuh, aber nur, um festzustellen, dass sie mit den Schnürsenkeln an der Heizung festgebunden waren. Arschlöcher, dachte ich. Ich hockte mich hin und versuchte meine Turnschuhe von der Heizung zu befreien.

Plötzlich wurde ich von hintern gepackt und in die Duschen gezerrt. Die Duschen funktionierten mit Bewegungsmelder, weshalb das Wasser anging, als die Typen mich hinein zerrten. Ich versuchte zu schreien, doch hielt einer mir von hinten den Mund zu. Panik kam in mir auf. Was hatten sie nur vor? Ich zitterte am ganzen Leib.

"Findet ihr nicht auch, dass man so eine ekelhafte Schwuchtel entfernen sollte?", sagte mein Klassenkamerad. Ich sah ihm direkt in die Augen, versuchte mich aus dem Griff des anderen zu befreien. Ich spürte eine Hand an meinem Hintern.

"Er steht doch sicher drauf, wenn man ihm etwas in den Arsch schiebt", grinste der Kerl hinter mir. "Ich hab gehört, es soll Spaß machen."

Sie lachten. "Also ich wäre eher dafür, wenn wir ihn erstmal ins Krankenhaus verlegen. Wenn er immer noch nicht genug hat und wieder kommt, können wir uns immer noch an ihm austoben."

Und dann haben sie etwas gegen schwule? Vergewaltigen irgendwelche hilflosen Jungen, aber wenn zwei Männer aus Liebe miteinander schlafen finden sie es widerlich.

Ich versuchte weiter mich zu wehren, doch der Kerl hinter mir drehte mir einfach meinen Arm um. Ich schrie auf, doch hielt er noch immer seine Hand vor meinen Mund. Tränen liefen mir über meine nun geröteten Wangen, doch fielen sie nicht auf, da das Wasser aus den Duschen noch immer auf uns herab prasselte.

Sie fingen an auf mich einzuschlagen. Erst wehrte ich mich, doch brachte es nichts, weshalb ich es irgendwann aufgab. Mir tat alles weh, doch blendete ich es irgendwann völlig aus. Bevor mir schwarz vor Augen wurde, sah ich noch Mr Jones und das große männliche Blondchen, das nebenbei gesagt der beliebteste Junge meiner Klasse war, auf uns zu laufen. Ich verdrehte unnormal die Augen, ich sackte in mich zusammen, wenn es überhaupt noch weiter ging. Alle Geräusche um mich herum hörten sich so dumpf an. Das letzte, das ich spürte, war, dass ich gegen die kalten Fliesen geworfen wurde und mit dem Kopf heftig gegen die Wand stieß. Danach war alles weg, als hätte jemand den Stecker aus der Steckdose gezogen.

*FLASHBACK*

"Lockilein, ich will nicht, dass du gehst!", schluchzte ich laut, wischte mir immer wieder die Tränen weg, doch brachte es nichts. Er hockte sich zu mir runter. Ich war in den letzten zwei Jahren kein Stück gewachsen, obwohl man mit sieben eigentlich größer wäre als mit fünf. Er rutschte auf den Knien dichter zu mir. "Wir sehen uns doch heute nicht das letzte Mal, mein Engel", sagte er leise. Sanft strich er mir über die vom weinen geröteten Wangen. "Außerdem habe ich dir doch erklärt, dass ich mit fünfzehn auf das Internat gehen werde. Meine Eltern haben ihr letztes Geld dafür zusammengekratzt. Und bezahlt ist das ganze auch schon. Es wäre nicht in Ordnung, wenn ich es einfach hinschmeiße. Außerdem ist es für mich die einzige Möglichkeit. Hier in der Nähe gibt es schließlich keine Schulen, an denen ich den passenden Abschluss machen kann. Verstehst du?"

Natürlich verstand ich nicht. Wieso auch? Ich war ein sieben Jahre alter kleiner Junger, der sein ein und alles nicht verlieren wollte. Auch wenn er mir versprach, dass er jede Ferien hier sein würde. Aber wer sagte, dass ich dann auch hier sein würde? Schließlich kam ich nach den Sommerferien auch in die Schule und die Ferien waren sicher nicht zur gleichen Zeit wie seine.

"Du darfst nicht gehen!", schrie ich ihn an und trampelte auf den Boden. Er sah mich traurig an, zog mich dann einfach in seine Arme. Man spürte, dass er recht viel Sport machte. Seine Arme waren kräftiger, doch hatte ich nach wie vor nicht das Gefühl als würde er mich erdrücken wollen. Ich fühlte mich wie immer wohl in seinen Armen. Ich drückte mich an seine Brust und krallte mich in sein kariertes Hemd. Ich weinte den dünnen Stoff nass. "Du sollst nicht gehen!"

"Ich weiß", hauchte er und strich mir über den Rücken. "Ich weiß. Ich werd dich auch vermissen, mein Engel. Aber ich schreib dir und wir werden uns schnell wieder sehen, versprochen!"

"Aber ich kann doch noch gar nicht lesen", murmelte ich. Inzwischen hatte ich mich wieder beruhigt und nur noch vereinzelt liefen mir Tränen über die Wangen.

"Dann liest dir das halt jemand vor", sagte er leise.

"Ich will aber persönlich mit dir sprechen." Ich sah ihm direkt in die Augen.

Er erwiderte meinen Blick. "Das weiß ich doch, Kleiner." Willy strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr.

"William! Kommst du endlich? Wir müssen los!", rief sein Vater.

"Tut mir leid, Schatzilein, ich muss jetzt los."

Wieder kamen mir die Tränen. "Nimm mich mit!"

"Das geht leider nicht, Jack."

Ich starrte ihn an. Wieso nannte er mich Jack? Ich wollte nicht, dass er meinen Namen sagte. Das klang immer so ernst... Die Spitznamen mochte ich lieber. Außerdem... guckte er plötzlich so ernst.

"Jack?"

"Hm?" Ich wischte mir mit den Ärmeln über das Gesicht.

"Weine bitte nicht mehr wegen mir", flüsterte er.

Ich nickte leicht und schniefte, sah ihm wieder in die Augen. "Aber heiraten werd ich dich trotzdem irgendwann!"

Er lächelte mich endlich wieder so liebevoll an. "Will ich doch hoffen."

Ich grinste leicht und umarmte ihn nochmal.

"Will! Kommst du endlich?"

Lockilein drückte mich an sich und wuschelte mir durch die schwarzen Haare.

"Ich hab dich lieb, Lockilein." Ich lächelte ihn an.

"Ich hab dich auch lieb, mein kleiner Engel." Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

Ich wurde knall rot, grinste aber.

Zusammen liefen wir nach draußen, zum Auto. Bevor er einstieg, knuddelte er mich nochmal ordentlich. "Auf widersehen, kleiner Prinz", lächelte er.

"Bis zu den nächsten Ferien", grinste ich und winkte.

"Vergiss mich nicht!", rief er noch aus dem offenen Fenster.

Ich würde ihn niemals vergessen können... Aber da wusste ich auch nicht, dass die Ferien nie kommen würden, in denen ich ihn wieder sehen würde. Es brach mir mein kleines Herz. Er hat es mir doch versprochen... Ob mein Leben anders gelaufen wäre, wenn er nicht gegangen wäre?

*FLASHBACK ENDE*


My Teacher [boyxman]Where stories live. Discover now