Kapitel 17

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Jack

Es war nun ein Tag her, dass William, Maddy und Lex bei mir im Krankenhaus waren. Ich war genau eine Woche und ein Tag im Krankenhaus. Und ich hatte sowas von keine Lust mehr! Ich wollte endlich heim, zu meiner Familie. Außerdem ging mir das Essen total gegen den Strich!

Plötzlich klopfte es an der Tür.

"Ja?", piepste ich.

Die Tür wurde aufgeschoben und mein Arzt kam hinein, zusammen mit Ryan. Meine Augen fingen an zu strahlen, als ich meinen Butler sah. 

"Na mein Kleiner?", fragte er grinsend und wuschelte mir durch die schwarzen Haare. 

Der Doktor räusperte sich. "Jack, du kannst heute entlassen werden. Ich muss dich nur noch einmal kurz untersuchen und dann darfst du gehen." Er lächelte mich freundlich an. Es war ein älterer Mann. Er war schlank und groß, hatte in seinem blonden Haar silbergraue Strähnen und seine Augen waren strahlend blau. Außerdem trug er eine Brille und er hatte Lachfalten, die ihn äußerst sympathisch wirken ließen. Ich mochte Doktor Franklyn. In der letzen Woche hatte ich einige nette Gespräche mit ihm geführt. 

Franklyn legte sein Klemmbrett auf das Fußende meines Bettes und trat dann zu mir. 

"Soll ich rausgehen?", fragte Ryan.

"Mich stört es nicht, dass er hier ist", sagte ich meinem Arzt, welcher dann nickte.

"Dann können Sie hierbleiben", lächelte er, ehe er anfing mich zu untersuchen. Wie immer hatte er furchtbar kalte Finger. Aber ich hatte auch nie einen Arzt erlebt, der keine kalten Hände hatte. William Jones hatte auch kalte Hände. Fast jedes Mal, wenn ich sie berührte waren sie kühl. Schon früher hatte er kühle Finger, egal wie warm es war. Ich mochte es sehr, wenn er mir mit seiner Hand über die Wange strich oder er die meine nahm.

Bei dem Gedanken schlich mir ein leichtes Lächeln über die Lippen. 

"So... dann wären wir damit durch." Doc steckte seine Hände in die Taschen seines Kittels und lächelte mich an. "Dann wünsche ich dir alles gute und eine gute Besserung." 

Ryan zog mir meine Schuhe an und half mir auf die Beine. 

"Danke." Ich lächelte ihn leicht an, bekam nur ein "Das ist doch selbstverständlich" als Antwort. 

"Dann werde ich mich mal Verabschieden, ich muss noch zu einem anderen Patienten." Der Mann im weißen Kittel hielt mir seine Hand hin. "Auf Wiedersehen."

Ich drückte seine Hand kurz. "Auf Wiedersehen, Doktor."

Er schüttelte auch Ryans Hand, ehe er lächelnd aus dem Raum ging.

"Netter Kerl", meinte mein 'Leibdiener' und half mir in meine Jacke.

Ich nickte leicht und sah zu ihm auf, ehe ich ihn einfach umarmte. Mit einem Arm. Den anderen konnte ich schließlich nicht bewegen. "Danke", hauchte ich und drückte mein Gesicht an seine Brust. 

"Wofür denn?", fragte er leise und schlang seine starken Arme um meinen schmächtigen Körper.

"Einfach für alles, Ryan..." Ich schloss meine Augen und krallte mich in sein Sakko. 

Er strich mir sanft über den Rücken. "Ach mein Kleiner." Liebevoll drückte er mich an sich. "Für dich würde ich alles tun."

Wie süß war das denn bitte? Ich löste mich etwas von ihm und sah zu ihm auf, strahlte ihn an. "Du bist der beste!"

"Ich weiß", grinste er, weshalb er meine Faust gegen die Brust bekam. Leise lachte er. "Lass uns heim fahren."

Ich nickte und nahm meine Tasche, die er mir aber sofort abnahm. Eigentlich wollte ich protestieren, doch hätte es eh keinen Zweck gehabt. 

Zufrieden lächelte er mich an, ehe er mir hinaus folgte. Zusammen liefen wir die Gänge entlang, zum Fahrstuhl. Mit diesem fuhren wir ins Erdgeschoss hinab, wo wir das Gebäude verließen. Ryan brachte mich zu der schwarzen Limousine, verstaute meine Tasche im Kofferraum und hielt mir lächelnd die Tür auf. Ich stieg ein und schnallte mich an, ließ mich von ihm nach Hause fahren. Natürlich freute ich mich darauf endlich heim fahren zu können, doch je näher wir unserer Villa kamen, desto unruhiger wurde ich. Schließlich war da noch diese Sache. Dieses Gespräch meiner Eltern mit dem Direktor. Hatte er ihnen alles verraten? Würden sie mich verstoßen? Mich hassen? Oder hatte mein Direktor seine Klappe gehalten und meine Eltern wussten noch immer nicht, dass ich schwul war? Das wäre natürlich das beste. Aber vielleicht würde es leichter sein, ihnen nichts mehr verheimlichen zu müssen?

"Ryan?", fragte ich leise.

"Ja?" Er blickte mich im Rückspiegel an. 

"Wie waren meine Eltern drauf? Also... nach dem Gespräch mit meinem Direktor?"

Er sah nachdenklich auf die Straße. "Ganz normal, schätze ich."

Ich nickte leicht. "In Ordnung." So wirklich beruhigt war ich trotzdem nicht. 

Ryan hielt vor der Villa meiner Familie. Er stieg aus und öffnete mir die Tür.

"Danke." Ich sah zu ihm auf und stieg aus dem Auto, schob die Tür zu. 

Mein Butler nahm meine Tasche und folgte mir zur Eingangstür. Ich öffnete sie und trat ein. Alles sah aus wie immer. Aber irgendwie... hatte ich ein ganz komisches Gefühl. Ich zog Jacke und Schuhe aus, ging nach langsam in das Esszimmer. Meine Familie saß am Tisch. Sie blickten zu mir. 

"Willkommen Zuhause, Jack", sagte meine Mutter und lächelte. "Setz dich doch."

Ich rieb mir den Nacken und setzte mich an meinen Platz. Was war denn bitte hier los? Irgendwie machten sie mir Angst!

Unser Küchenjunge brachte die Teller an den Tisch. Es gab also Essen. Mein Lieblingsessen.

"Eine Frage... Hab ich etwas verbrochen? Oder habt ihr etwas verbrochen?", fragte ich leise und zog eine Augenbraue hoch.

"Nö, wieso?", fragte Scarlett und strich sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht. 

"Wir freuen uns nur, dass du wieder hier bist", sagte Daniel und strahlte mich an.

Ich lächelte etwas verlegen. "Wirklich?"

Alle nickten. "Ist komisch, wenn du nicht da bist", sagte mein Vater. 

Wie süß!

"Außerdem sind wir froh, dass es dir wieder besser geht, Jack", sagte meine Urgroßmutter und lächelte mich an. 

Ich wurde ganz verlegen, freute mich total, dass sie sich so freuten, dass ich wieder hier war. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet!

"Na wir sollten erstmal Essen", sagte meine Mutter und wünschte uns einen guten Appetit.

Ich fing an zu essen. Und es war wie immer köstlich! Es war ja auch mein Lieblingsessen. Lasagne. Ich wusste nicht, was ich daran so sehr mochte. Aber ich fand Lasagne einfach toll! 

"Jack, wir müssen uns später nochmal unterhalten", sagte mein Vater zu mir.

Ich sah auf, blickte ihn fragend an. 

Der Rotschopf lachte und blickte erst seine Frau, dann mich an. "Es ist nichts schlimmes, mach dir keine Sorgen." Er lächelte mich an.

"Okay..." Worüber wollten sie denn mit mir reden? Komische Sache. Wirklich sehr merkwürdig...

My Teacher [boyxman]Where stories live. Discover now