26. Kapitel

85 23 0
                                    

Juhee

Ich wusste nicht, wie lange ich geweint hatte, aber es musste ziemlich lange gewesen sein.

Maddies Schulter war in Tränen getränkt und ihr Pulli damit vollkommen durchnässt. Mein Gesicht muss fürchterlich ausgesehen haben, so viel Wasser und Emotionen ich da verschüttet habe. Nachdem Madison gegangen war, schmiss ich mich in die Kissen und flennte weiter. Ich hatte das Gefühl, mich noch nie so leer gefühlt zu haben. Alles in mir spielte verrückt. Ich wusste nicht mehr wo vorne, geschweige denn hinten war.

Klopf, klopf, klopf

Ich schreckte hoch und schluckte laut. »Ja, herein«

Meine Stimme brach und ich fasste mir an den Hals. Maddie betrat den Raum mit einem Tablett in den Händen, auf denen sich zwei große Tassen heißer Tee und eine große Schüssel Kekse befanden.

»Geht's dir besser, süße?« Sie stellte das Tablett vor uns auf einen kleinen Hocker, den sie vorsichtig an das Bett zog und mir eine der Teetassen reichte. Ich blickte in ihr Gesicht – und da sah sie es. Sie schnappte nach Luft und kratzte sich verlegen am Kopf. 

»Oh, ich versteh schon ...«, flüsterte sie leise uns setzte sich neben mich. Ihr Blick ging im Zimmer herum, die verweinten Taschentücher übertrumpften den restlichen Inhalt des kompletten Raumes. 

»Ich bin das Problem«, platzte es plötzlich aus mir heraus. »Diese ganze Situation, in die ich mich da reingeritten habe. In die ganze Situation, in die ich die Jungs da reingeritten habe-« Ich stockte und starrte in meine Tasse. Durch den Rest der pinkfarbenen Flüssigkeit versuchte ich, im Teesatz ein Muster zu erkennen. 

»Die Leute müssen mich ja wirklich hassen und verabscheuen. Ich kann das einfach nicht mehr, Maddie. Verstehst du? Das alles hier ist einfach zu viel. Es wäre am besten gewesen, wenn ich diesen verdammten Anruf angenommen hätte, sich all meine vorgedachten Omen verwirklicht hätten. Dann wäre ich doch gar nicht an jenem Tag ins Flugzeug gestiegen, ich würde nicht hier sitzen, sondern zu Hause, dann wäre doch BTS und all das ungreifbar.« Ich schluchzte laut und vergrub mein Gesicht in Madisons Halsbeuge.

»Alles wird wieder gut, Juhee«, versuchte mich meine beste Freundin zu ermutigen. Ich schreckte hoch.

»Gut? Alles? Nichts wird mehr gut! Es ist schon zu spät – viel zu spät! Verstehst du? Man kann nichts mehr retten. All das, was ich mir aufgebaut habe ist Müll - überflüssige Infos. Ich wollte ein scheißverdammtes Leben hier leben. Und was gilt mir als Dank? Das komplette Gegenteil!« Ich streckte den Arm zu der Keksschüssel aus und schob mir einen der Cookies in meinen Mund.

»Das stimmt doch gar nicht! All diese Reporter, die die Fans mit Fake-News auf dich hasserfüllt gemacht haben, sollten sich echt schämen und sich fragen, wie viel ihnen ihr Job eigentlich wirklich wert ist!«

»Maddie«, weinte ich.

»Psst« Sie tätschelte meinen Kopf, nahm mich in den Arm und gab mir einen sachten Kuss auf den Kopf.

»Ich stehe dir bei – egal wann, Juhee. Ich möchte, dass du das weißt«, sagte sie ernst.

»Ja«, sagte ich einsilbig. Mehr als ein flüstern war es nicht.

»Aber du kannst dich ja nicht ewig hier im Haus verstecken«

»Ja, ich weiß. Und ich will, dass das ein Ende hat.

Durch die Straßen und Gassen zu laufen war ein Alptraum. Ständig fühlte ich mich beobachtet, verraten. Man zeigte mit dem nackten Finger auf mich, schickte mir anonyme Drohbriefe und tote Tiere in Paketen. Es war schlimmer als man sich denken konnte.

Schmerzhafter, impulsiver. Einfach nur grausam.

»Was hältst du davon, wenn ich was einkaufen gehe und uns was koche. Dein Dad, Danbi und Jae sind gerade eh nicht da. Ich könnte uns Nudeln machen. Die mit Butter und Ketchup. Die magst du doch so gerne.« Madison zwinkerte mir zu und stand auf. »Versuch du ein bisschen zu schlafen«

Ich lachte. »Schlafen? Ich liege Tage wach und bekomme kein Auge zu. Was soll das bringen, wenn ich eh nicht schlafen werde?«

»Probiere es einfach. Ich werde dich dann schon wecken. Keine Sorge ...«, sagte Maddie und machte die Tür leise hinter sich zu.

»Wenn du meinst«, flüsterte ich in den Raum und bettete meinen Kopf auf das weiche Kissen.

Und tatsächlich, ich schaffte es zu meiner Überraschung einzuschlafen, und obwohl ich nicht mal wusste, was passieren würde, wenn ich wieder aufwachte.

BETWEEN US | 𝐏𝐉𝐌 ✓Место, где живут истории. Откройте их для себя