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Die Tränen kullerten ihr über das Gesicht und hinterließen eine schimmernde Spur. Ihre Nase und vor allem ihre Augen waren gerötet.

„Was mach ich denn jetzt?", schluchzte die junge Frau in sich hinein.

Sie saß verzweifelt auf der Toilette. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren kleinen Händen. Sie fühlte sich so dreckig und dumm.

Durch die Tür konnte man hören wie jemand die Haustür öffnete. Die junge Frau beachtete die Geräusche nicht einmal und schluchzte weiter in sich hinein. Dumpfe Schritte hallten durch die Räume.

„Frieda? Bist du da?"

Frieda antwortete nicht, aber ihr schluchzen wurde immer lauter und heftiger.

„Frieda? Wo bist du? Ich höre dich doch, bitte ich will dir helfen", klagte eine verwirrte Männerstimme.

Die junge Frau schnaubte unter Tränen auf.

„Helfen", wiederholte sie kopfschüttelnd. „Du hast alles gemacht außer mir geholfen! Du hast mein Leben zerstört!"

Jetzt erklangen die Schritte wieder, aber dieses Mal liefen sie. Plötzlich schlug jemand gegen die Toilettentür.

„Mach auf!"

„Nein", hauchte sie.

Die Tränen flossen ihr über die Wangen und hinterließen Bahnen die auf der heißen Haut richtig brannten. Der junge Mann vor der Tür klopfte wie wild gegen das Holz.

„Frieda! Was ist los? Erzähl es mir!"

Widerwillig und unter unhaltbaren Tränenfluss schloss sie die Tür auf. Sofort wurde diese aufgerissen und Joseph stand im Raum.

Er starrte für einen Moment Frieda an. Er hatte nicht erwartet sie so fertig zu sehen. So hatte er sie nie zuvor erlebt. Nach einiger Zeit schlurfte er langsam, wie in Zeitlupe zu ihr hin. Behutsam legten sich seine Arme um sie. Die junge Frau drückte sich schluchzend gegen ihn. Ihr Kopf presste an die Brust des Mannes. Etwas überfordert stand dieser da und wusste nicht was er tun sollte.

„Was ist denn passiert?", fragte er nach einer Weile.

Die weinende Frieda löste ihren Kopf von seiner Brust und sah mit ihren geröteten Augen zu Joseph empor.

„Ich... es...", schluchzte sie dahin. „Was ist nicht passiert?", keuchte sie in ihn hinein.

Verwirrt streichelte ihr Joseph den Rücken. Er hatte keine Ahnung was sie hatte oder was jetzt geschehen ist.

Nach einer gefühlten Ewigkeit in der niemand etwas sagte beruhigte sich die Frau wieder. Langsam löste sie sich von dem Griff der um sie geschlungen lag. Beunruhigt sah sie der junge Mann entgegen, als sie es wagte in sein Gesicht zu sehen. Sie atmete tief durch. Dann sah sie ihn fest in die Augen.

Langsam öffneten sich ihre Lippen und formten die Worte: "Ich habe meine Periode nicht bekommen. Ich bin über zwei Woche überfällig."

Als sie diese Worte aussprach begann sie gleich wieder zu schluchzen. Frieda suchte die Nähe zu Joseph und drückte sich wieder an ihn. Der junge Mann brauchte etwas, um zu fassen was er da gerade gehört hat.

"Heißt das jetzt", setzte er verwirrt an. "Heißt das jetzt, dass du ein Kind erwartest?"

Weinend nickte die Frau in seinen Armen.

"Aber das ist doch toll. Ich liebe Kinder und wir werden auch nicht jünger, wir sollten sowieso mal anfangen eine Familie zu gründen."

Frieda hörte schlagartig auf zu weinen. Langsam hob sie den Kopf und starrte in das Gesicht Josephs. Voller Wut schupste sie ihn von sich weg. Der wusste nicht wie ihm geschah und verstand diese enorme Wut nicht.

"Bist du eigentlich komplett verblödet?!", schrie sie ihn an. "Das ist das Schlimmste was mir passieren kann und du freust dich? Ist dir die Situation überhaupt klar? Ich bekomme ein Kind ohne das ich verheiratet bin! Was werden die Leute nun von mir sagen? Ich bin schlimmer als alles andere! Ich bin eine Hure", weinte sie.

"Nein", setzte Joseph ruhig an. "Das ist nicht das Schlimmste was dir passieren kann. Es ist auch nicht das Schlimmste was uns passieren kann. Das ist überhaupt nicht schlimm, das ist ein Wunder!"

Frieda begann wieder zu weinen und schüttelte heftig den Kopf.

"Du Idiot! Ich werde von der Gesellschaft ausgestoßen werden! Jeder wird mich hassen, mich und dieses verfluchtes Kind!"

"Sei Still!", fauchte Joseph scharf. "Sag nie wieder, dass das Kind verflucht sei. Schimpfe generell nie über unser Kind. Du wirst nicht von der Gesellschaft verstoßen werden. Natürlich wird sich alles ändern und wir werden nie wieder unser Leben so leben können wie jetzt, aber das ist alles egal. Wir bekommen ein Kind und das ist das Einzige auf das wir uns jetzt konzentrieren sollten. Frieda, ich liebe dich und ich bereue überhaupt nichts. Ich bereue nicht einmal ansatzweiße, dass wir Eltern werden."

Joseph machte einen Schritt auf Frieda zu und nahm zärtlich ihren Kopf zwischen seine Hände. Er wollte ihr in die Augen sehen, aber sie wand den Blick von ihm und starrte zu Boden. Eine Dicke Träne kullerte ihr über die Wange. Langsam löste der junge Mann seine Hände von ihrem Gesicht und schloss sie in eine feste Umarmung. Frieda drückte sich an seine Schulter und begann wieder weiter zu schluchzen.

„Es ist okay", beruhigte sie Joseph. „Du wirst lernen damit umzugehen zu können. Wir werden es lernen."

Die Frau bohrte sich in seine Schulter und schluchzte verzweifelt auf.

„Meinst du?", fragte sie kleinlaut als sie wieder leiser geworden war.

„Aber natürlich", sagte Joseph mit freundlicher Stimme und strich ihr dabei liebevoll über den Hinterkopf.

der EisprinzWhere stories live. Discover now