2017

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Nach zwei Stunden verließ Franzi wieder Sarahs kleine Dachgeschosswohnung und lief die Treppen hinunter.

Sarah stand in der Tür und sah ihrer Freundin hinterher. Ihre Absätze klapperten im gesamten Stiegenhaus und jetzt hörte man wie sie die massive Tür ins Freie öffnete. Der Klang der Straße ertönte und verschwand so schnell wieder wie er gekommen war.

Langsam ging Sarah in ihre Wohnung zurück und ließ die Tür ins Schloss fallen. Sie hatte heute noch nichts getrunken außer eine Tasse Kaffee mit Franzi, somit schlendere sie in die Küche und trank ein kühles Glas Wasser.

Der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Heute war wieder ein besonders heißer und drückender Tag. Die Hitze war kaum zu ertragen.

Mit einer unglaublichen Lustlosigkeit schlurfte die junge Frau, mit dem Glas Wasser in ihr Schlafzimmer und hockte sich auf das Bett. Sie betrachtete die vielen Zettel und Bücher vor ihr. Sarah war gerade im zweiten Semester ihres Wirtschaftsinformatik Studiums und durchlebte momentan ein ziemliches Tief, wobei der Eisprinz sicherlich nicht ganz unbeteiligt ist.

Die 21-Jährige atmete hörbar aus und strich sich die Haare aus dem Gesicht.

„Okay", sagte sie zu sich selbst. „Konzentrier dich und denk nicht an ihn."

Müde nahm sie einen der Zetteln und las ihn sich durch. Als sie fertig war wusste sie nicht einmal was eigentlich auf dem Zettel steht. Deprimiert ließ sie den Zettel vor sich ins Bett zurück gleiten und starrte vor sich in ein Loch.

In der Zwischenzeit war Franziska zurück zur Uni gefahren und hockte wieder vor den Aufzeichnungen der letzten Jahre. Seite für Seite blätterte sie die Dokumente durch und suchte nach möglichen Zusammenhänge mit der Theorie des Eisprinzens. Stunden vergingen in denen sie nichts fand, ihre Motivation schwand von Blatt zu Blatt immer mehr.

Aber dann nach weiteren 3 Stunden Suche wurde sie stutzig. Es war die Aufzeichnung vom Jahr 1920 die sie irritierte.

„Da stand doch... das gibt es doch nicht. Natürlich! Joseph Thomson, das muss er sein", murmelte Franzi in sich hinein.

Sie bückte sich über die Aufzeichnungen. Interessiert konzentrierte sie sich auf den Namen der da stand, Joseph Thomson. Das musste der Joseph T. sein der die Geschichte vom Eisprinzen niederschrieb.

Franziska machte ihre Haare nach hinten hoch, damit sie sie nicht mehr nerven konnten. Das machte sie immer, wenn sie etwas gefunden hat was sie interessiert und sie nicht gestört werden will.

Offensichtlich hatte jemand, der der das Buch von Joseph in die Bibliothek einräumte, die Geschichte irgendwie auch geglaubt und Nachforschungen angestellt. Diese musste sie lesen!

Die 22-Jährige schnappte sich ihren Laptop und loggte sich ein. Ihre Fingerkuppen rasten über die Tastatur und ihre Augen starrten angesträngt auf den Bildschirm. Gefühlte 100 Mal musste sie ihr Passwort eingeben bevor sie auf die Aufzeichnungen zugreifen durfte.

„Na endlich", stöhnte Franzi auf als sich die Dokumente öffneten.

Die junge Frau las das was sie bereits wusste noch einmal, aber als sie dann die Details lesen wollte erschien ein kleines Feld auf dem Bildschirm. „Zugriff verweigert", stand da auf dem weißen Hintergrund. Franziska saß mit offenem Mund da. Das konnte jetzt nicht wahr sein! Genervt griff sie nach ihrem Handy. Sie tippte blitzschnell die Zahlen der Telefonnummer ihres Vorgesetzten auf dem Ziffernblock ein. Die Nummer kannte sie auswendig.

Ihr Chef ratterte seine Begrüßung die er immer sagte, wenn ihn jemand anrief runter. Er meldete sich mit dem Namen der Universität.

„Hey", antwortet Franzi.

Sie und ihr Vorgesetzter waren seit längerem per du. Martin ist 38 Jahre alt, aber im Herzen noch wie ein Kind, genau wie Franziska selbst. Daher verstehen sie sich ziemlich gut.

„Hier ist Franziska Moore. Ich will mich jetzt ja nicht beschweren aber ich dreh durch!"

Man hörte eine tiefe Männerstimme lachen.

„Was ist denn schon wieder Franzi?"

„Ich komme in die Aufzeichnungen von 1920 nicht rein und ich glaube etwas gefunden zu haben und ich brauche diese Aufzeichnungen."

Tiefes Brummen ertönte.

„Mr. Braun", sagte Franziska ironisch. „Bitte geben sie mir die Erlaubnis darauf zuzugreifen."

„Ich weiß nicht wieso diese Datei gesperrt ist, aber eigentlich darf ich dir die nicht freigeben", murmelte Martin ins Telefon als würde er es selbst nicht glauben.

„Du verarschst mich."

„Ne, ernsthaft!"

„Ja was machst du jetzt? Gibst du sie mir jetzt nicht frei und ich kann nicht weiterarbeiten oder wie?"

Martin zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. Das kam ihn selbst Spanisch vor. Wieso ist diese Datei gesperrt? Das ergibt doch nicht mal Sinn, sonst sind alle für Franzi freigegeben.

„Hallo? Noch dran?", fragte die junge Frau ungeduldig als ihr Vorgesetzter nicht antwortete.

Kurzes, tiefes Brummen war zu hören, sonst nichts.

„Ich ruf mal schnell wen an. Ich sag dir dann bescheid ob ich sie dir freigeben darf", nuschelte er in den Hörer und legte auf.

Franziska starrte ihr Handy an. Was war das? Normalerweise bekommt Franzi von Martin was sie will. Eigenartig, sehr eigenartig.

Trübselig sitzt sie jetzt seit fast 45 Minuten vor dem Laptop und aktualisiert immer wieder die blöde Seite in der Hoffnung endlich zugreifen zu dürfen, aber es passiert nichts. Martin meldete sich bis jetzt auch noch nicht.

„Das gibt es doch nicht!", schrie sie genervt ihren Bildschirm entgegen und schlug mit der Handfläche auf den Tisch.

Die 22-Jährige sprang von dem öden, grauen Bibliotheksstuhl hoch und ging ein paar Mal auf und ab. Ungeduldig wartete sie auf eine Antwort ihres Chefs. Sie aktualisierte noch einmal und ließ enttäuscht den Kopf hängen als ihr der Zugriff noch immer verwehrt wurde. Wieso dauert das so lange? Was ist an diesen Unterlagen so besonders?

Endlich klingelte das Handy Franzis. Sie griff hastig danach und hebte, ohne zu zögern ab.

„Hallo?", fragte sie gespannt.

der EisprinzWhere stories live. Discover now