1906

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Der Tag neigt sich dem Ende zu. Vereinzelte Schneeflocken ließen sich Tagsüber nieder. Es war ruhiger als sonst im Park, trotz des wundervollen Wetters heute.

Der Eisprinz und Sarah hielten sich heute auch im Park auf, so wie Frieda und Joseph. Die zwei beobachteten wiedermal den Prinzen und Sarah. Seit Joseph Frieda kennengelernt hat spioniert er viel weniger hinter dem Eisprinzen und Sarah hinterher, aber dennoch viel zu viel.

Der Prinz und Sarah saßen auf der Parkbank und redeten wieder einmal ohne Punkt und Komma. Sie sprachen über das Studium, darüber dass es viel ruhiger um sie geworden ist seit Hinrich sich nichts mehr sagen traut und darüber wie schön es doch wäre ein ganz normales Paar zu sein. Sie ließen sich die warmen Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen und lauschten den Melodien der zwitschernden Vögeln.

Da sich der Tag nun endlich mal zur Ruhe legen möchte, machten sich der Prinz des Eises und seine über alles geliebte Sarah auf den Weg nach Hause. Gemütlich spazierten sie Hand in Hand ihren Weg entlang. Inzwischen brachten die beiden sogar den Mut auf Hand in Hand zu gehen und dabei zu reden und zu reden um die Zeit zu vergessen die viel zu schnell verging.

Frida und Joseph blieben noch einen Augenblick sitzen.

Joseph merkte das Frieda den ganzen Tag schon an etwas zu schaffen hatte, aber er wusste einfach nicht was und hatte auch nicht den Anstand zu fragen.

„Weißt du eigentlich das ich meine Zeit verwende?", fragte sie plötzlich ganz direkt ohne ihn auch nur anzusehen.

Verwirrt blinzelte er ihr entgegen: „Was?"

Frieda atmete einmal tief durch und schaute etwas jähzornig in Josephs Gesicht. Der wiederum wusste nicht wie ihm gerade geschah.

„Ich verschwende meine Zeit mit dir. Weißt du, ich werde auch nicht jünger."

„Was soll denn das jetzt?"

Genervt verdrehte sie die Augen. Sie blickte kurz an ihm hinunter bevor sie fauchte: „Ich bin eine Frau. Meine Zeit ist begrenzt! Ich sollte verheiratet sein und bereits meine Kinder großziehen. Aber ich verschwende hier meine Zeit mit dir. Ich warte sinnlos darauf, dass du endlich mal ein Mann wirst und mich heiraten willst, aber ich warte jetzt schon so verdammt lange. Ich will nicht mehr warten!"

Joseph wurde total rot, er spürte wie seine Ohren zu glühen begannen.

Stotternd begann er zu erklären: „Aber... aber ich hatte doch keine Ahnung. Woher..."

Frieda verschränkte die Arme vor der Brust und spuckte die Worte förmlich aus: „Nicht mal jetzt kannst du deinen Mann stehen und vernünftig mit mir reden und mich verdammt nochmal fragen!"

Die Ohren Josephs glühten jetzt noch mehr. Er hatte ja schon fast Angst, dass sie verkohlten. Er atmete tief durch um sich wieder etwas zu beruhigen.

„Frieda, ich werde dich jetzt bestimmt nicht nach deiner Hand fragen."

Sie sah ihn geschockt an. Das hätte sie Joseph nicht zugetraut. Frieda wollte erbost schon irgendetwas dahin zischen, aber soweit ließ es Joseph gar nicht kommen.

„Ich dachte immer so eine Frau wie du würde sich ja nicht mit einem Typen wie mir zufriedengeben. Jetzt habe ich dich nie gefragt. Und ich frage dich jetzt bestimmt nicht, da es dann aus Zwang wäre und nicht frei heraus."

Frieda musterte ihn. Aus ihrem Gesichtsausdruck konnte man nicht herauslesen was sie wohl dachte.

Plötzlich stand sie auf und klopfte ihren Mantel ab.

Sie sah zu Joseph hinab und sagte etwas überheblich: „Na komm, es wird dunkel ich möchte nach Hause."

Joseph nickte stillschweigend und stand ebenfalls auf.

Er begleitete Frieda bis zu dem Gasthaus wo sie wohnte. In der Stube brannte noch dumpf das Licht durch das dicke Glas.

Joseph nickte Frieda höflich zu und wollte schon umkehren um sich auf seinen eigenen Heimweg zu machen.

„Warte!", schrie Frieda ihm nach.

Verblüfft drehte sich Joseph um und sah mit erwartungsvollem Blick in die dunklen Augen Friedas.

Sie sah sich um, es war weit und breit niemand zu sehen und in der Stube war nur mehr die alte Wirtin die aufräumte. Joseph folgte langsam ihren Blicken und sah sich verwirrt um.

„Fühlst du dich beobachtet?", fragte er verwirrt.

Frieda stöhnte genervt auf.

„Nein ich gehe nur auf Nummer sicher."

„Auf Nummer sicher?", wiederholte Joseph und verstand jetzt überhaupt nichts mehr.

Der kleine Mann war ganz durcheinander und es stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, dass er einfach nicht darauf kam was Frieda noch von ihm wollte.

Sie machte einen erneuten Kontrollblick und atmete tief durch. Friedas Hände wurden schwitzig und ein flaues Gefühl im Magen überkam sie.

Wie aus dem Nichts stürzte sie sich förmlich auf Joseph. Sie presste ihre Lippen auf die seinen und hielt seinen Kopf fest. Der überrumpelte Joseph wusste nicht wie ihm geschah und wo er seine verdammten Hände hin packen sollte! Frieda küsste Joseph endlich seit fast 3 Jahren. Irgendwann legte dieser seine Hände um die Taille Friedas und konzentrierte sich auf den Kuss. Es war ein etwas eigenartiger Kuss. Beide hatten überhaupt keine Erfahrung und etwas Schwierigkeiten mit der Platzierung ihrer Zungen.

Irgendwann lösten sie sich wieder voneinander und Frieda trat einen Schritt zurück. Vorsichtig sah sie hin und her ob sie vielleicht jemand gesehen haben könnte, aber es war noch immer weit und breit niemand zu sehen.

„Da... Das war... Oh...", stotterte Joseph verlegen dahin.

Frieda wurde rot und senkte den Blick.

„Ich hoffe das war in Ordnung", hauchte sie in die Dämmerung.

„In Ordnung?", fragte Joseph überwältigt. „Das war viel mehr als in Ordnung! Das war der Wahnsinn. Wow. Jetzt verstehe ich wieso manche solch eine Begierde danach haben. Das ist ja kaum zu fassen, das ist großartig."

Frieda wurde noch roter.

„Nein wirklich!"

Jetzt sah sie auf und sah wieder ängstlich hin und her, bevor sie flüsterte: „Psssst, sei doch nicht so laut, sonst bekommt noch wer was mit."

„Ähm, ja natürlich. Ich sollte sowieso gehen. Dann wünsche ich noch einen guten Abend", sagte er und drehte sich am Ballen um und stapfte davon.

Frieda schüttelte grinsend den Kopf und ging in das Haus.


der EisprinzWhere stories live. Discover now