2017

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Das schrille Läuten des Handys war unüberhörbar. Der Laut zog sich durch die gesamte Wohnung, bis hin in Sarahs Schlafzimmer.

Träge stand diese auf und rieb sich die Augen. Sie war wohl beim Lernen eingeschlafen. Gähnend schlurfte die 21-Jährige durch die kleine Wohnung bis ins Wohnzimmer. Sie sah verwundert auf ihr Telefon. Es war Franziska, wer sonst?

„Hey, was...", weiter kam Sarah gar nicht mehr.

„Ich raste aus! Ich habe mich jetzt durch die letzten 20 Jahre geschlagen und hab nichts gefunden was irgendwie in Verbindung mit dem Eisprinzen stehen könnte."

Man hörte wie Franzi am anderem Ende genervt aufschnaubte. Sarah wusste nicht was sie jetzt sagen sollte. Überfordert sank sie in die Couch neben ihr. Sie blies sich eine ins Gesicht gefallene Strähne weg.

„Ich bin erst im Jahr 1997", jammerte Franziska. „Irgendwie bezweifle ich das ich das bis 1906 durchstehe, beziehungsweiße das ich irgendwann was Nützliches finde."

Sarah überlegte kurz, dann fragte sie: „Willst du herkommen um dich wieder auf andere Gedanken zu bringen wie diesen verdammten Eisprinzen?"

„Ich weiß nicht, ich sollte einfach weitermachen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal warum ich dich angerufen habe."

„Wie du meinst, aber eine Tasse Kaffee von Sarah ist wirklich immer gut."

Die 21-Jährige wusste genau das Franzi am anderen Ende der Leitung gerade grinsend überlegte wirklich vorbei zu kommen. Man hörte wie Franziska sich durch die Haare fuhr. Sie räusperte sich.

„Ich weiß nicht so recht."

„Ach Franzi wir wissen beide ganz genau, dass du jetzt eine halbe Stunde überlegst da du ja eigentlich etwas Anderes machen solltest und dann nach dieser halben Stunde dich endlich dazu entscheidest zu mir zu kommen. Können wir bitte die erste halbe Stunde überspringen und du schaust gleich vorbei?"

Franzi lachte auf, aber ihre Stimme klang todernst als sie sagte: „Ay, ay Kapitän."

Als Sarah auflegte, legte sie ihr Handy weg und starrte kurz vor sich hin. In ihrem Kopf spuckten tausend Gedanken herum. Hat es überhaupt Sinn nach dem Eisprinzen zu suchen? Sarah schüttelte den Kopf. Es hat keinen Sinn jetzt darüber nachzudenken.

Sie sah an sich hinab, sie trug noch immer den zerknitterten, blauen Schlafanzug. Träge erhob sie sich aus der Couch und stapfte in ihr Schlafzimmer. Die junge Frau griff nach den ersten Klamotten die ihr entgegen kamen und zog sie ohne zu überlegen an. Heraus kam eine weinrote Jogginghose mit einem schwarzen Shirt das einen ausgewaschenen Frosch trug. Sarah betrachtet sich im Spiegel. Ihre zerzausten Haare unterstrichen richtig ihre dunklen Augenringe. Die pinken Socken mit den schwarz, weißen Punkten machten ihr Auftreten auch nicht besser. Gut das sie heute nicht die Wohnung verlassen musste.

Sarah stand noch vor dem Spiegel in ihrem Schlafzimmer als es an der Tür klingelte.

„Komme schon!"

Franziska umarmte ihre Freundin lächelnd als diese die Tür öffnete.

„Na du siehst ja heute scheiße aus", stellte Franzi lachend fest.

Die Tür fiel ins Schloss als die 22-Jährige eingetreten war. Sarah schlurfte in Richtung Küche um die Kaffeemaschine einzuschalten.

„Danke für das nette Kompliment", schnaubte die junge Frau emotionslos aus der Küche.

Franziska blieb im Wohnzimmer stehen. Fast entsetzt starrte sie den schwarzen Flügel an der so präsent im Raum stand. Normalerweise wirkt er so majestätisch, aber heute war er ganz anders.

„Sarah?"

„Hmm?"

„Sag mal... geh es dir nicht gut?"

Sarahs Kopf erschien in dem Türrahmen von Wohnzimmer und Küche.

„Wieso?"

Franzi zeigte auf den Flügel. Sarah hasste nichts mehr wie wenn jemand etwas auf das Instrument leget. Es war so etwas wie ihr Heiligtum. Aber heute konnte man den Flügel gar nicht wiedererkennen. Er war über und über mit Zetteln bedeckt.

„Ach der", die junge Frau zuckte mit den Schultern. „Ich räum den später eh wieder ab."

Sarah verschwand wieder in der Küche und man hörte wie die Kaffeemaschine zu surren begann. Franziska stand mit offenen Mund da. Das hatte sie gerade falsch verstanden oder? Das musste sie falsch verstanden haben! Das gibt es nicht.

„Du verarschst mich gerade oder?"

„Hä, wieso? Ist ja jetzt kein Drama!"

Franzi riss die Augen auf. Sarah kam ihr mit zwei Tassen entgegen und reichte ihr die mit dem dunklen Kaffee.

„Kein Drama?"

Die 21-Jährige begann zu lachen unter dem geschockten Blick ihrer besten Freundin. Franziskas Blick war eine Mischung aus Schock und etwas amüsiert seins.

„Was ist los mit dir? Sonst rastest du ja schon fast aus, wenn ich mein Handy auf dem Flügel ablege und heute findest du es voll in Ordnung, wenn man ihn vor lauter Zettel gar nicht mehr sieht!"

Sarah ließ sich in die Couch fallen und starrte in ihre Tasse. Franzi trank einen kleinen Schluck ihres Kaffees und setzte sich neben Sarah.

„Irgendwie...", setzte die junge Frau an.

„Irgendwie?", wiederholte Franziska und sah sie fragend an.

Sarah atmete einmal durch.

„Irgendwie haut mich das mit diesem verdammten Eisprinzen voll aus der Bahn. Ich kann an nichts Anderes mehr denken. Ich wollte zwar lernen aber konnte mich überhaupt nicht konzentrieren. Ich schlafe nicht mehr gut, weil ich immer wieder aufwache und an ihn denken muss."

Sie fuhr sich durch die Haare und umklammerte ihre Tasse Kaffee.

„Ich weiß es ist irgendwie lächerlich aber ich muss durchgehend an ihn denken."

Franzi schüttelte den Kopf. Sie presste die Lippen aufeinander. Dann verformten sich diese zu einem Lächeln.

„Es ist nicht lächerlich, wirklich nicht! Wenn diese Geschichte wirklich stimmen sollte, dann seid ihr Seelenverwandte und es ist ja wohl wirklich nicht schräg an seinen Seelenverwandten zu denken."

Sarah schnaubte auf.

„Das klingt schon wieder so extrem kitschig. Und ich bleibe dabei, ich will nichts mit einem Typen der Millionen von Jahren älter ist als ich. Wir sind hier nicht in Twilight."

Franzi fing zu lachen an.

„Was?!"

„Ich finde die Aussage des wir hier nicht in Twilight sind einfach lustig."

Jetzt musste auch Sarah grinsen. Sie biss sich auf die Lippen und zuckte mit den Schultern.

„Was soll ich nur machen Franzi?"

„Ich habe ja selber keine Ahnung", lachte die junge Frau verlegen.

der EisprinzWhere stories live. Discover now