1904

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Seit dem Tod von Sarahs Vater sieht man die junge Frau und den Eisprinzen eher selten. Sonntags gehen sie in die Kirche, und bei wichtigen Vorlesungen sind sie anzutreffen, aber sonst sind sie wie vom Erdboden verschluckt. Wo sie doch früher so gerne im Park waren.

Es ist ein strenger Winter dieses Jahr. Es ist so kalt wie schon sehr lange nicht mehr und das Wetter scheint sich nicht zu bessern.

Joseph hat in der letzten Zeit sehr wenig von seinen Zielpersonen gesehen. Er ist etwas beunruhigt. Klar, nach dem Tod einer sehr geliebten Person will man oft nicht in Menschenmassen kommen, aber seit der Beerdigung von Sarahs Vater sind bereits 5 Wochen vergangen, es wird Zeit das die Beiden wieder mit ihren normalen Leben weitermachen.

Joseph sitzt im Park, vor dem Baum an dem er immer saß, wenn er Sarah und den Eisprinzen auf der Bank beobachtete. Heute mal ohne Buch. Er saß einfach nur da und starrte vor sich hin.

„Hey."

Eine schüchterne Stimme kam hinter dem Baum hervor.

Joseph zuckte zusammen, ihm erschreckte die liebliche Stimme hinter ihm. Verwirrt sah er um sich. Ein Mädchen von kleiner Statur stand neben dem Baum. Sie hatte langes, lockiges Haar und volle Lippen. Ihr Nase war etwas breiter und fülliger, aber trotzdem war das Mädchen irgendwie süß. Sie ließ ihren kleinen, zierlichen Körper neben Joseph nieder.

„Wartest du auf jemanden?"

Die hohe Stimme zitterte etwas. Offensichtlich war das Mädchen nervös oder ihr war einfach nur verdammt kalt. Wobei, unter ihrem dicken Pelzmantel konnte sie kaum frieren.

Joseph war noch immer so überwältigt, dass sich dieses, in seinen Augen wundervolle Geschöpf neben ihn gesetzt hatte, dass er nicht antwortete. Die Kleine war sichtlich sehr verunsichert.

„Achso, ähm... nein, ich meine, ähm...", stammelte der junge Mann verlegen.

Das Mädchen musste Lächeln. Sie sah nach oben, in den Himmel. Die dicken Schneeflocken landeten auf ihren langen Wimpern. Ihre Nasenspitze war von der Kälte gerötete. Sie schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase.

Joseph lächelte. Süß die Kleine.

„Wie heißt du?", traute er sich schließlich fragen.

„Frieda."

„Frieda, ein schöner Name", stellte Joseph fest.

Sofort wurden Friedas Bäckchen rot. Sie hielt den Blick gesengt, sie traute sich nicht aufzusehen.

Kaum hörbar flüsterte das Mädchen: „Wie ist dein Name?"

„Ich bin Joseph. Wie alt bist die Frieda?"

Auch wenn das so gut wie unmöglich scheinen mag, glaube Joseph das die Wangen des Mädchens noch roter wurden.

„Ich bin 19."

Joseph war so auf das Gespräch mit dem Mädchen fixiert, dass er gar nicht merkte, wie der Eisprinz und Sarah an ihm vorbei gingen.

Sarah hatte den Kragen ihres roten Mantels aufgestellt. Sie vergrub das Gesicht um es vor der beißenden Kälte zu schützen.

Dem Eisprinzen störte die Kälte wenig. Er war nur froh, dass sich seine Sarah wieder aus dem Haus wagte.

„Das gibt es doch nicht!", lachte Sarah auf.

Verwundert blickte der Prinz des Eises seine Freundin an.

„Schau unauffällig zurück, dort sitzt Joseph mit einem Mädchen!"

Sarah flüsterte, sie wollte nicht das jemand sie hören konnte, schon gar nicht Joseph oder das Mädchen.

Vorsichtig verlangsamte der Prinz sein Tempo und späte zurück. Seine aufmerksamen Augen suchten und fanden schließlich die Beiden. Er sah seine Sarah überrascht an.

„Das wir das mal erleben dürfen."

„Aber wirklich!"

Langsam schlenderten der Eisprinz und Sarah den Weg entlang. Sie konnten nicht glauben was sie gesehen hatten. Normalerweise machte jedes weibliche Wesen einen Bogen um Joseph und die Männer taten es den Frauen gleich!

„Ich würde es ihm gönnen", murmelte Sarah.

„Ja, ich auch", stimmte ihr Prinz ihr zu. „Dann würde er uns wenigstens in Ruhe lassen, hoffe ich."

Ein kleines Lächeln erschien auf dem Lippen der jungen Frau. Ihren Kopf legte sie schräg und sah in die strahlenden Augen des Eisprinzens.

„Sei mal nicht so. Es muss sehr schwer sein niemanden zu haben."

Der Eisprinz wand seinen Blick ab. Er starrte auf den Boden.

„Hey!"

Sarah blieb stehen. Sie nahm den Kopf des Prinzens in ihre sanften Hände und zwang ihn so sie anzusehen. Sie biss sich ganz kurz auf die Lippe.

„Du hast doch mich. Und ich hab dich und das ist genug", hauchte die Stimme einer wundervollen Frau.

„Ich hab so viele Jahrhunderte auf dich gewartet. Dich nun endlich zu haben, macht die vielen traurigen Stunden die ich erleben musste fast wieder weg."

Ein verträumt verliebter Blick des Eisprinzen, er lächelte in ein freundliches Gesicht. Der Prinz des Eises gab seiner geliebten Sarah einen Kuss auf die Stirn. Liebevoll strich er ihr eine ins Gesicht gefallene Haarsträhne zurück.

Sarah strich mit ihren Fingern über den Kragen des Eisprinzens. Sie fuhr am Kragen herab. Ihre Finger hielten den Mantel des Eisprinzens an seiner muskulösen Brust. Ihre glänzenden Augen blicken in ein Augenpaar von unbeschreiblicher Schönheit. Sarah verlor sich in der dunklen, fast schwarzen Farbe seiner Augen. Der Glanz war unfassbar schön. Die Umrandung, durch die dichten, langen Wimpern der Augen war so fesselnd.

Der Eisprinz öffnete seine blassen, dünnen Lippen und hauchte mit einer wundervollen Stimme: „Ich liebe dich."


der EisprinzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt