1903

33 6 0
                                    

Gelächter. Sarahs helle, liebliche Stimme war zu hören, wie sie freudig aus ganzem Herzen lachte. Eine tiefe Männerstimme erklang neben der ihren. Der Prinz des Eises stieß ein freudiges Lachen aus, als seine Freundin etwas Unverständliches murmelte.

Joseph zog den Arm seines Mantels zu seinen Fingerspitzen hin und wischte über das große, dicke Fenster um besser sehen zu können.

Der Mann blickte der Frau mit seinen dunklen Augen fest in die ihren. Sie musste verlegen Grinsen. Sanft strich er ihr eine, ins Gesicht gefallene Haarsträhne hinters Ohr. Sarah schmieg sich an die weiche Hand.

Joseph strich erneut übers Fenster. Immer wieder lief es an. Es fiel im schwer, zu erkennen was sich hinter dem dicken Glas abspielt. Der eisige Wind der ihm den kalten Schnee ins Gesicht blies erleichterte ihm das sehen auch nicht. Sein Mantel wurde nass, von den schmelzenden Schneeflocken. Aber er dachte nicht daran, nach Hause gehen. In sein eigenes Heim um der Kälte zu entfliehen. Er verspürte das starke Bedürfnis den Eisprinzen und seiner Sarah immer wieder zu folgen und sie aus zu spionieren.

Er hatte so ein Gefühl, das Gefühl das bei den beiden irgendetwas anders war. Irgendetwas nicht so ist wie es ein sollte. Die zwei sind frisch verliebt und verbringen sehr viel Zeit zusammen obwohl sie noch nicht einmal verheiratet sind. Sarahs Eltern waren als ihre Tochter noch ein Kind war der Meinung, dass sich ihre Tochter ihren Mann einmal selbst aussuchen solle, deshalb ist die junge Frau auch niemanden versprochen.

Er dachte daran wie er neben dem Prinzen saß, als er Sarah das erste Mal erblickte. Sie hatte ihn verteidigt. Ziemlich mutig, für eine Frau. Sie war sehr selbstbewusst. Etwas zu selbstbewusst für Josephs Geschmack. Eine Frau sollte einem Mann gehorchen. So wie es sich nun mal für eine Frau gehört.

Joseph war nicht wirklich modern. Die Einstellung die der besitzt war Frauenfeindlich, sehr frauenfeindlich. Eigentlich war er ja ein netter Typ, aber gewisse Einstellungen an ihm ließen ihn gegenüber Frauen sehr unattraktiv wirken. Was dazu führte, dass er nach wie vor alleine war, ohne Frau, ohne eine Versprochene. Da sein Vater auch so ein Frauenfeindlicher Mann war und nicht einmal viel Geld und Reichtum besaß, versprach niemand seine Tochter, den Sohn eines derartigen Menschen.

Erneut. Er wischte übers Fenster. Sein warmer Atem ließ das Fenster anlaufen, immer wieder und erneut. Heuer war es ein ganz besonders kalter und eisiger Winter geworden. Einzelne Tropfen liefen über das Fenster, wie über Josephs Mantel. Die Schneeflocken, die schmelzen sammeln sich zusammen am Fenster und laufen zusammen, als dicke Tropfen das Fenster hinunter.

Sarahs weiche Stimme erklang wieder etwas lauter. Sie musste wieder lachen. Der Prinz sprach, Sarah lachte.

Joseph konnte förmlich die Liebe zwischen ihnen spüren, auch wenn er sie zwischen dem dicken Glas nur schwer erblickte.

Er wand den Blick vom Fenster ab und betrachtete den matschigen Boden. Rund um das Fenster verteilt, waren seine Fußabdrücke im Matsch zu erkennen. Er fuhr mit seinem linken Fuß über den asphaltierten Boden. Asphalt konnte man um diese Zeit so gut wie nirgends finden. In den reicheren Teilen Amerikas kam er vor, aber sonst. In einer Stadt wie diesen, grenzte es ja nahe zu an ein Wunder das Asphalt verwendet wurde.

„Alle Frauen sind schon irgendeinem versprochen. Kein Junggeselle spaziert in meinem Alter durch diese Straßen. Bis auf eine Ausnahme, mich!"

Joseph zuckte zusammen als der Eisprinz plötzlich laut lachte.

„Die können wenigstens miteinander Lachen. Ich habe da niemanden", hauchte er leicht verzweifelt.

Er stand noch ein, zwei Minuten vor dem Fenster und beobachtete die lachende Sarah und den glücklichen Eisprinzen, der seine Geliebte immer wieder zum erneuten auflachen brachte. Irgendwann wurde es aber selbst ihm zu dumm.

Er blickte hinauf zu den Sternen. Dicke Flocken fielen ihm sanft auf die geröteten Wangen. Er presste die Augen zusammen um sich vor hineinfallenden Schnee zu schützen. Joseph senkte den Blick. Behutsam stellte er den Kragen seines Mantels auf. Er nahm seine Hände zum Mund hoch und blies in sie hinein um sie mit seinem Atem zu wärmen. Langsam schritt er hinfort.

der EisprinzWhere stories live. Discover now