Kapitel 48

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Übermüdet stand ich in der Küche und machte mir einen Kaffee. Das Wochenende über habe ich schlecht geschlafen, weil ich mir viele Gedanken über das schwarze Auto gemacht hatte. Wer war das und warum hatte er mich beobacht? Warum durfte Jason nicht in das Hotel? Hatte Dexter etwas gegen mich geplant?

"Guten Morgen.", Archie riss mich aus meinen Tagträumen. "Morgen.", murmelte ich und nahm meine volle Tasse in die Hand. "Ich habe auf deine Nachricht gewartet.", meinte er und ging auch zum Kaffeeautomaten. "Was für eine Nachricht?", ich schüttelte etwas Milch und ein bisschen Zucker in meine Tasse. "Du wolltest mir schreiben, wenn du Zuhause angekommen bist.", versuchte er mich daran zu erinnern und zog seine Augenbrauen hoch. "Ich weiß nicht mehr.", ich erinnerte mich wirklich nicht mehr daran. "Das habe ich mir schon gedacht.", Archie presste seine Lippen aufeinander und nickte mir seinem Kopf. "Sorry.", entschuldigte ich mich knapp und machte mich wieder auf den Weg ins Büro. Aber diesmal passte ich besonders auf, keinen zu rammen so wie letztes Mal. Ich hatte beinahe einen Herzinfarkt, als ich den Kaffee über Liam geschüttet habe.

In meinem Büro setzte ich mich auf den Drehstuhl und stellte meine Tasse auf den dafür vorhergehenden Platz, nachdem ich einen Schluck getrunken hatte. Die Vorstellung des Projekts musste langsam fertig werden und ich hatte noch viel zutun. Ich rückte näher an den Tisch und fing an weiter daran zu arbeiten.
In meinen Gedanken schwirrten aber immer noch viele unbeantwortete Fragen umher.

"Shit!", Archie kam herein und haute die Tür hinter sich zu. Ich wirbelte meinen Kopf in seine Richtung und sah ihn. Er war mal wieder mit Kaffee Flecken überzogen. Ich presste meine Lippen aufeinander, um nicht zu lachen. "Warum muss das immer mir passieren?", er schaute auf sich herunter und trank einen Schluck aus der noch halb vollen Tasse. Es war wirklich eine Herausforderung nicht zu lachen, weil es einfach so witzig aussah. Archie war ein Tollpatsch und das machte ihn noch sympathischer als er eigentlich schon war.

Seufzend stellte er die weiße Tasse auf seinen Schreibtisch und entfernte seine Krawatte.
Ich richtete meinen Blick wieder auf den Bildschirm und guckte immer wieder zu Archie, der mit seinen versauten Klamotten stritt. Er knöpfte sein weißes Hemd auf und entblößte seinen Oberkörper Stück für Stück. Meine Augen klebten auf seiner muskulösen, behaarten Brust. Seine Muskeln arbeiteten, während er konzentriert die Knöpfe öffnete. Ich wusste zwar nicht, was das werden sollte wenn es fertig war, aber ich saß stumm auf meinem Stuhl und versuchte vergebens meinen Blick abzuwenden.

Plötzlich riss jemand die Tür auf und mein Blick huschte rasch dort hin. "Bezahl ich Sie dafür, dass Sie sich vor Frauen ausziehen?", Liam stand im Raum und schaute Archie wütend an. "E-Er hat sich nur voll gekleckert und wollte sei Hemd wechseln.", wendete ich ein und beobachtete seine Reaktion. Nun sah er mich an und spannte seinen Kiefer an. "Sie sind still!", forderte er mich genervt auf, woraufhin ich meine Augen aufriss und schluckte.

"Sir, sie sagt die Wahrheit. Es war nicht meine Absicht Sie zu verärgern.", erklärte Archie und hielt Liams eisernen Blick stand. "Ziehen Sie sich an und schicken Sie mir dann unverzüglich die Daten von unseren Kollegen in London!", Liam schaute noch mal zu mir und ließ mich so seine dunkelblauen Augen sehen, die normal hell waren. Er drehte sich um und stampfte aus dem Büro.

Archie schloss sie und schnaufte. "Einen unpassenderen Moment hätte er sich nicht aussuchen können.", meinte er und widmete sich wieder seinem Hemd. Diesmal öffnete er es schneller und warf es über seine breiten Schultern. Am liebsten würde ich ihn weiterhin beobachten und seinen Muskeln zusehen wie sie arbeiteten, aber ich musste arbeiten. Liam war jetzt sowieso noch wütender auf mich und verachtete mich noch mehr. Ich wollte gar nicht wissen was er nach dieser Aktion von mir hielt.

Nach einigen Momenten hatte Archie schon ein neues Hemd an und stopfte es sich in seine Hose. "Verdammte scheiße!", fluchte er weiter und setzte sich auf seinen Stuhl. "Der Chef denkt jetzt bestimmt ich belästige seine Mitarbeiter.", murmelte er und schaute auf seinen Bildschirm. Ein Lachen entkam mir und ich konzentrierte mich, es wieder zurückzuhalten. "Warum lachst du da?", fragte er grinsend. "Erst kleckerst du dich wieder mit Kaffee voll und dann denkt Mr. Kennedy auch noch du legst einen Striptease hin.", nun musste ich lachen und meine Schultern bewegten sich auf und ab.

Nach kurzem Zögern schloss Archie sich an und lachte ebenfalls. "So viel Glück kann nur ich haben.", ein grunzen entstand aus seinem Gelächter, weshalb ich umso mehr lachen musste. Ich bekam kaum noch Luft und meine Wangen taten weh. "Ich weiß nicht wie lang es her ist, als ich das letzte mal so gelacht habe.", mein Bauch fing jetzt auch schon an zu schmerzen und ich versuchte mich mit kontrollierten ausatme Techniken mein Lachen zu unterbinden. Auch Archie bekam sich nicht mehr ein und gab komische Laute von sich.

In solchen Momenten vergaß man alle Sorgen und war glücklich. Sorgen schienen vergessen, Schmerzen schienen vergessen und jeder schlechte Gedanke schien vergessen. Ich war glücklich und wischte mir die Träne von der Wange, die wegen des Lachens entstanden war.

Mit einem tiefen ein- und ausatmen bekam ich mich wieder in den Griff und hörte auf zu lachen. Archie hörte ebenfalls auf und schaute zu mir rüber. "Danke.", sagte er ernst mit einem Lächeln auf dem Gesicht. "Wofür?", wollte ich wissen. "Dafür, dass du mich zum lachen bringst und dafür dass du dich für mich eingesetzt hast bei Mr. Kennedy.", erklärte er. "Dafür musst du dich doch nicht bedanken. Der Chef hasst mich genau so sehr wie dich jetzt.", stellte ich mit witzelnder Stimme klar.
"Wow! Du kannst richtig gut aufmuntern!", die Ironie war nicht zu überhören. "Danke, danke.", nahm ich sein nicht ernst gemeintes Kompliment entgegen und grinste. In diesem Moment wurde mir klar, dass Archie den selben Humor wie ich hatte und das war Goldwert.

"Oh! Ich muss schnell die Daten schicken.", fiel ihm ein und sofort machte er sich an die Arbeit. Auch ich widmete mich wieder der Pflicht und trank einen Schluck meines Kaffees. Da dachte ich wieder an Archie und stieß ein Lachen aus. Das wird für immer in meinen Gedanken bleiben. Archie und sein Kaffee.

You're my bright light in the darkness Where stories live. Discover now