Kapitel 41

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Wie ein Stückchen Elend saß ich an der Tür und zerbrach mir den Kopf über das Geschehene. Tränen flossen über mein Gesicht und mein Herz schmerzte. Es fühlte sich so an, als ob es mir jemand aus der Brust gerissen hatte.

Der Benachrichtigungston meines Handys ertönte, weshalb ich es aus meiner Tasche zog und es neben mir auf den Boden legte. Ich hatte jetzt keinen Nerv für irgendjemanden. Als es erneut klingelte, wollte ich es ausschalten. Doch ich zögerte, da ich Dexters Namen auf meinem Bildschirm sah. Wie in einer Schockstarre starrte ich auf mein Handy und las diese Nachricht. Woher hatte er meine Nummer überhaupt?

>> Komm nach unten <<

Wut entfachte sich in meinen Körper. Gerade war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt für seine Psychospielchen.

>> Sofort. << schrieb er in der nächsten Sekunde. Dexter war an allem schuld und dieser Fakt machte mich gerade verdammt wütend. Ich stand auf, wischte meine Tränen weg und zog mir schnell etwas anderes an. Danach fuhr ich mit dem Aufzug nach unten und entdeckte sofort den dunklen Transporter.
Die Tür stand offen, aber ich wusste nicht was ich tun sollte. >> Steig ein. << mein Handy klingelte und ohne zu zögern stieg ich ein.

Ich wollte zu Dexter, um ihn zur Rede zu stellen. Er sollte dafür büßen, dass er mich zu seiner Marionette gemacht hatte. "Zieh die an.", die bekannte Stimme sprach zu mir und hielt mir eine Augenbinde entgegen. "Nein.", antwortete ich und stieg hinten in den Transporter. "Entweder ziehst du sie von alleine an oder ich muss sie dir mit Gewalt anziehen!", drohte er, versteckt in der Dunkelheit und unter seiner schwarzen Kapuze. Angepisst nahm ich sie ihm aus der Hand und band sie um. Meinen Plan sie während der Fahrt abzunehmen war ihm anscheinend klar. Deshalb schnürte er meine Hände vor mir zu und schnallte mich dann an.
"Halt still und versuch nicht die Augenbinde abzunehmen. Sonst wirst du dafür bestraft!", er schloss die Schiebetür und stieg ins Auto.

Nach einer nicht sehr langen Fahrt blieb er stehen und stieg aus dem Wagen. Ich versuchte zu hören wohin er geht und zuckte zusammen, als sich die Tür neben mir öffnete. "Beweg dich.", der Mann griff nach meinem Arm und zog mich grob aus dem Auto. Anschließend gingen wir ein paar Schritte und wieder hörte ich die schwere Metalltür hinter mir zuknallen.
Angst begleitete mich, aber die Wut überwog.

"Willkommen zurück.", als ich Dexters Stimme hörte stellten sich meine Nackenhaare auf. Ich wurde wieder auf einen Stuhl gesetzt und merkte wie ich erneut festgekettet wurde, so als wäre ich eine riesige Bedrohung. "Muss das sein?", wollte ich wissen und zuckte mit meinem Arm. Dexter schwieg einige Sekunden, aber dann wurde ich losgelassen und verschont mit den Armen am Stuhl gefesselt zu sein. "Hau schon ab.", seine Stimme war so angsteinflößend wie auch letztes Mal. Nach seinem Befehl hörte ich Schritte, die den Raum verließen.

"Wie ist es denn gelaufen mit ... Liam?", er war eindeutig schadenfroh. "Wie soll es denn gewesen sein?", stellte ich eine Gegenfrage und hob meinen Kopf. Wenn ich diese blöde Augenbinde nicht anhaben würde, hätte ich ihm in die Augen gesehen. "Ich stelle hier die Fragen!", Dexter wurde lauter und setzte sich gegenüber von mir hin. "Und ich antwortete erst, wenn ich in dein dreckiges Gesicht schauen kann.", meinte ich und ließ mich dabei von meiner Wut leiten. "Da ist aber jemand frech geworden.", Dexter nahm mich nicht ernst und lachte. "Das war mein Ernst. Nimm mir diese blöde Augenbinde ab und befrei mich von diesen scheiß Fesseln!", forderte ich ihn genervt auf. "Du hast hier nichts zu melden. Deine Aufgabe ist es einfach nur meine Fragen zu beantworten.", ruhig erhob er sich und ging vor mir hin und her. Seine Schritte schallten durch den Raum.

"Bin ich so eine große Bedrohung für dich, dass du mich fesseln musst?", hinterfragte ich ihn und hob meine Hände ein Stückchen hoch. "Du bist doch keine Bedrohung für mich.", lachte er künstlich. "Dann mach die Augenbinde und die Fesseln ab.", ich provozierte ihn und forderte ihn gleichzeitig heraus. "Wie du willst.", damit hatte ich nicht gerechnet, weshalb ich unter meiner Augenbinde die Stirn runzelte. Aber ich war gespannt, wie er aussehen würde und wer sich hinter Dexter versteckte.

Er ging hinter mich und beugte sich so vor, dass ich seinen Atem an meinem Ohr spürte. "Ich mache die Fesseln und die Augenbinde ab, aber sei ein artiges Mädchen, Alice. Denk an deine Familie.", nach diesem Satz war ich noch wütender. Er zog meine Familie hier mit rein, die Personen die ich liebte, inklusive Liam.
Ich spürte wie seine Hände an meine wanderten und mit einem Messer durchtrennte er das Seil. Mit Schmerzen bewegte ich meine Hände, um die Durchblutung wieder anzutreiben. Ein Zischen überkam meine Lippen.

Nun wanderten seine großen Hände an meinen Kopf und er zog mir die Augenbinde vom Kopf. Langsam öffnete ich meine Lider und fand mich in einer Lagerhalle wieder. Es war relativ dunkel und nur ein Licht viel auf mich. Voller Anspannung hielt ich die Luft an, während Dexter hinter mir hervorkam. Mein Blick war geradeaus gerichtet, aber ich merkte im Augenwinkel wie er an mir vorbei ging. Vor mir blieb er stehen und meine Augen wanderten einmal über seinen ganzen Körper.

Dexter war groß, größer als Jason und Liam. Er trug eine dunkle Jeans und ein weißes, enges T-Shirt. Seine Bauchmuskeln und seine Armmuskeln wurden dadurch in den Vordergrund geworfen. Die Ketten, die ich damals klirren hörte, hingen um seinen Hals und waren Golden. Dexter trug einen drei-Tage Bart und hatte dunkelbraunes ins Schwarze tendierende, gewelltes Haar. Ich schluckte, da ich geschockt war, dass er nicht mal schlecht aussah. An irgendjemanden erinnerte er mich, aber ich kam einfach nicht darauf an wen.

"Wenn du fertig bist mit starren, würde ich dir gern weiter ein paar Fragen stellen.", er grinste uns setzte sich auf den Stuhl vor mir hin. Ich schwieg und versuchte meine immer noch vorhandene Wut zu kontrollieren. "Du bist doch an alledem schuld.", begann ich meinen Satz und atmete tief durch.

Dexter schaute mich interessiert an und sagte nichts. "Du bist schuld daran, dass ich Liam angelogen habe. Du bist schuld daran, dass ich meinen Vater angelogen habe. Du bist schuld daran, dass ich Jason und Claire angelogen habe!", mit jedem Satz würde ich lauter. "Du bist verdammt noch mal schuld!", schrie ich nun und konnte meine Wut nicht mehr kontrollieren. "Das stimmt nicht.", widersprach er seelenruhig. "Das stimmt nicht?", wiederholte ich ihn und erhob mich von meinem Stuhl. Auch Dexter erhob sich.

"Ich habe Liam wegen dir verletzt! Ich habe ihn verloren! Zum zweiten Mal in meinem Leben habe ich eine Person verloren die ich liebe!!", nun konnte ich meine Tränen nicht mehr aufhalten. Dexter schwieg weiterhin und hörte mir einfach zu.

"Ist da drin überhaupt ein Herz?!", fragte ich ihn und presste meinen Zeigefinger an seine Brust. "Was glaubst du denn?", diesmal stellte er die Gegenfrage. "Ich denke nicht, sonst hättest du mich nicht zu Dingen gezwungen, die ich nicht wollte, nur damit du das bekommst was du willst!!", in Rage schlug ich auf seine Brust ein. Er ging einen Schritt zurück, aber ich folge ihm und schlug weiterhin auf ihn ein. Es tat ihm wahrscheinlich kein Stück weh, aber ich musste meine Gefühle raus lassen.

"Du verdammtes Arschloch!", fluchte ich und hatte mich nicht mehr unter Kontrolle.
Plötzlich öffnete sich die schwere, silberne Metalltür und ein vermummter Mann trat herein. "Sir, das müssen Sie sich ansehen.", er reichte ihm einen weißen Umschlag und verschwand wieder.

Dexter öffnete ihn und holte Fotos heraus. Verwirrt stand ich vor ihm und wischte meinen Tränen aus dem Gesicht. Ein triumphierendes Grinsen schmückte sein Profil. "Vielleicht ändert sich deine Meinung ja gleich.", behauptete er und reichte mir die Bilder. Ich traute meinen Augen nicht und sah verschwommen, da mir schlagartig Tränen in die Augen schossen. Auf den Fotos war Liam zu sehen, wie er mit einer anderen Frau rummacht. Und er sah nicht besonders traurig oder verletzt aus. "Wann wurden die gemacht?", schluchzte ich und hielt meinen Blick auf die Bilder. Dexter antwortete nicht, weshalb ich erneut fragte, aber lauter. Ich hob meinen Kopf und schaute ihm in seine rehbraunen Augen. "Wann wurden die Bilder gemacht?!", wollte ich mit lauter Stimme wissen, woraufhin er grinste. "Vor einer halben Stunde ungefähr.", erklärte er schadenfroh und lachte.

"Ich gehe.", ich zerriss die Fotos in kleine Stücke und warf sie in die Luft. "Du gehst hier nirgendwo hin.", Dexter stellte sich mir in den Weg. "Ich gehe zurück nach Seattle.", sagte ich grimmig und meinte es auch so. "Ich werde gehen und dir hier nicht mehr im Weg stehen. Tu was du tun musst. Ich bin raus."

You're my bright light in the darkness Where stories live. Discover now