Kapitel 10

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"Warum bist du überhaupt in der Bücherei?", wollte ich von Liam wissen. "Ich komme hier manchmal her, wenn ich allein sein möchte.", erklärte er und wollte noch etwas sagen. Aber im selben Moment kam Jason und unterbrach ihn.

"So ich bin jetzt hier und wir können Anfangen, Alice.", sagte er und kam auf uns zu. "Ja ich komme schon.", antwortete ich und warf Liam noch einen letzten Blick zu. "Was macht Kennedy denn hier?", Jason klang wütend und runzelte seine Stirn. "Nichts, ich wollte gerade gehen.", meinte Liam und verschwand aus der großen Bücherei.

"Komm, setzen wir uns an den Tisch.", schlug ich vor und setzte mich an den hochwertigen Tisch aus Eichenholz. Jason schaute Liam misstrauisch hinterher, doch gesellte sich dann zu mir. Gegenüber von mir nahm er Platz und ballte seine Hände zu Fäusten. Ich runzelte meine Stirn und sah schon wieder die blauen Flecken an seinen Fingerknöcheln. "Zeig mal deine Hände.", forderte ich ihn auf und griff nach ihnen. Er aber zog sie zurück. "Ignorieren wir das einfach und konzentrieren uns auf Geschichte.", versuchte er abzulenken. "Nein, du zeigst mir jetzt bitte zuerst deine Hände.", wiederholte ich mich. Daraufhin seufze er und legte sie vor mir auf den Tisch. Sie waren angeschwollen und blau. Als ich vorsichtig drüber strich zischte er.

"Entschuldigung ... Was ist mit deinen Händen passiert?", hackte ich nach. Jason würdigte mir keinen Blick und ignorierte mich. "Hallo? Ignorier mich jetzt bitte nicht und sag mir was passiert ist.", forderte ich ihn auf.
"Nichts ist passiert!!", Jason schlug voller Kraft auf den Tisch und stand auf. Ich erschrak wegen dem lauten Knall und zuckte zusammen. Ich schaute ihm in die Augen und sah Wut, die sich darin spiegelte. Seine geballte Faust lag immer noch auf dem Tisch und er sah mich mit einem wütenden Gesichtsausdruck an. Nach einiger Zeit setzte er sich wieder und atmete laut aus. "Es tut mir leid.", er entschuldigte sich für den Wutausbruch und sah dabei verletzt aus. "Ist schon okay.", ich versuchte ihn zu beruhigen. Auf seine Verletzungen wollte ich nicht weiter eingehen, um weitere Wutausbrüche zu vermeiden.

"Bis morgen.", verabschiedete sich Jason, nachdem wir mit dem Referat endlich fertig waren. "Ja, wir sehen uns."
Jason verschwand aus der Bücherei. Ich sah ihm noch kurz hinterher und fragte mich, wie er sich diese Verletzungen zugetragen hatte.
Nach kurzem überlegen, beschloss ich ihm zu folgen. Ich wollte es unbedingt wissen. Obwohl er sich immer so hart darstellte, wusste ich, dass er einen weichen Kern hatte.

Leise ging ich aus der Bücherei und verschwand aus der Schule. Draußen auf dem Parkplatz leuchteten schon die Laternen, da es bereits dunkel geworden war. Jason stand mit Maik neben seinem Auto und die beiden redeten leise miteinander. Es schien so, als dürfte es keiner hören, was sie sagten.
Obwohl es riskant war, dass die beiden mich entdecken könnten, ging ich näher an sie heran und versteckte mich in der Hocke hinter einem anderen Auto.

"Wann fängt es heute an?", fragte Jason und holte etwas aus seinem schwarzen Wagen. Es war eine Art Verband, den er sich um die Hand wickelte. "In einer halben Stunde geht es los.", antwortete Maik, "Du konntest dich heute wegen dieser Schlampe nicht vorbereiten. Musstest du denn unbedingt mit ihr lernen?!"
Jason schlug mit seiner Faust in Maiks Gesicht. "Ich habe gesagt, ihr sollt sie nicht mehr beleidigen!"
"Autsch! Bist du bekloppt?!", Maik hielt sich die Hand vor sein Auge und zischte, wegen der Schmerzen. "Sei keine Pussy und sag mir lieber, wo ich heute hin muss.", meinte Jason und zündete sich eine Zigarette an. "Es ist nicht weit weg von hier. Vielleicht 5 Minuten zu Fuß.", erklärte Maik und zeigte kein wenig Wut gegenüber Jason. "Du sollst mir nicht sagen wie weit weg es ist, sondern wo es ist!", forderte Jason ihn auf und zog an seiner Zigarette. "Ist schon gut ... in der zweiten Gasse hinter dem Einkaufszentrum.", sagte Maik und nahm seine Hand von dem Auge.
"Na endlich. Das Auge wird sicher blau, dann kannst du wenigstens erzählen, dass du mitgemacht hast.", Jason lachte und schmiss seine Zigarette auf den Boden. Er trat auf sie und stieg dann in den Wagen. Maik stieg ebenfalls ein und schon fuhren die beiden los.

Ich ahnte schon, was Jason nachts so treibt und musste unbedingt dort hin. Doch ich war immer noch in der Hocke hinter dem Auto und wartete bis das Auto von Jason verschwunden war. Als es so weit war und ich nur noch die Rücklichter sehen konnte, kam ich aus meinem  Versteck und ging zu dem Ort, von dem Maik erzählt hatte.

Es war ziemlich kalt geworden und nachts sah es hier echt gruselig aus. Die Laternen flackerten und waren nicht besonders hell. Außerdem machten Gassen mir generell Angst, doch als ich fast an dem Ort angelangt war, hörte ich Geschrei. Langsam näherte ich mich den Geräuschen und sah das Auto von Jason.
Ich ging an der kalten Wand entlang und fühlte mich wie ein Spion. Mit nur einem Auge schielte ich um die Mauer herum und sah mindestens 50 Jungs in einem Kreis stehen. Und mitten drin Jason.

Meine Vermutung wurde war und Jason nahm an einem illegalem Straßenkampf teil. Er stand oberkörperfrei in der Mitte und prügelte sich mit einem etwas größeren Mann. Ich sah sein Blut bis hier her, blaue Flecken über seinem Körper versetzten mich in eine Schockstarre. Ich hatte keine Ahnung warum er es machte, aber es war auf jeden Fall nicht gut. Er brachte sich in Lebensgefahr und bekam ein paar aufs Maul von seinem Gegner. Die Menschenmasse um die beiden herum tobte und jubelte.
"Jason! Jason!", riefen einige und andere riefen den Namen des Rivalen.

Ich konnte nicht länger hinsehen und lehnte meinen Kopf gehen die Wand. Mein Puls war hoch und ich atmete wie verrückt. Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Eingreifen?
Nein, das würde die Sache vielleicht nur schlimmer machen. Deshalb entschied ich mich von dort abzuhauen und nach Hause zu gehen. Ich hätte rein gar nichts an der Situation ändern können und mein Vater machte sich bestimmt schon sorgen.

You're my bright light in the darkness Donde viven las historias. Descúbrelo ahora