Kapitel 17

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"Ich hasse Ideen", sage ich unglücklich. "Ich hasse dich auch", antwortet Jonas missmutig. "Aber manchmal kann man an einer Situation nichts ändern. Ich kann dich ja auch nicht zurück in den Bauch deiner Mutter schieben." Schlecht gelaunt strampeln wir auf unseren Fahrrädern die enge Küstenstraße entlang, die Sonne brennt auf unsere Rücken und man hört das idyllische Meeresrauschen unterbrochen von abgehackten Atmenstößen. "Das würde ich jetzt aber gerne mit Mats machen." Jonas schnaubt. "Glaub mir, ich auch."

Mats war nämlich Schuld an unserer unglücklichen Situation. Zwar war es Eriks Idee, aber Mats war der Meinung das Erik und ich nicht zusammen ein Paar bei unserem Plan bilden könnten, da, ich zitiere:" Das finale Endresultat nicht die Abschaffung unseres Problems darstellen würde, sondern bloß in unserer liquidierung enden würde."

"Häh", sagten Jonas und ich. (wieder gleichzeitig- verdammt)

"Soll das heißen, du findest dass Vienna und ich zu blöd sind um das zusammen durchziehen zu können?", fragte Erik entrüstet.

Mats sah ziemlich genervt von uns aus und bereute vermutlich aus tiefstem Herzem die Entscheidung getroffen zu haben uns zu helfen. "Das zwar auch, obwohl Vienna und Jonas zusammen IQ mäßig wohl noch ein schlechteres Paar abgeben. Aber wenigstens muss ich mir bei ihnen keine Sorgen machen, dass das Ganze in einen Baby endet", erklärte Mats.

"Ich würde Kondome mitnehmen" Erik. "Hallo? Ich bin voll schlau!" Jonas.

"Der Plan kann mich mal." Ich.

Mats seufzte. Abgrundtief.

"Nein, ich hab es schon beschlossen", sagte er schließlich bestimmend "Jonas und Vienna bilden ein Paar" (Jonas gab Kotzlaute von sich, während ich anfing rumzujammern.) "Und Erik und ich werden sie mit dem Auto verfolgen..." "Während Jonas und ich als lebendige Zielscheiben fröhlich durch die Gegend strampeln", beendete ich seinen Satz.

Wie gesagt, der Plan war doof.

Den Abend vor meiner fröhlichen Radtour mit Miss Waikiki, verbrachte ich eng umschlungen mit Erik auf der Hollywoodschaukel. "Mach nichts gefährliches, ja?", sagte Erik besorgt. "Ihr lockt sie weg, sie werden nicht auf euch schießen, wenn ihr ihnen Informationen über Wladimirs Aufenthaltsort gibt. Und außerdem sind Mats und ich direkt hinter ihnen, für den Notfall." Sanft fing er an meinen Hals zu küssen. Ich seufzte. "Der Plan hat so viele Fehler! Es könnte alles schiefgehen!"

"Ach quatsch", behauptete Erik zwischen ein paar Küsschen. "Im Notfall rufen wir die Polizei. Aber am besten wäre es wenn ihr sie einfach nach Nordalaska schickt. Dann sind sie erstmal damit beschäftigt Wladimir dort zu suchen." Ich kicherte bei den Gedanken daran. "Vielleicht werden sie ja dort sogar von einer Lawine überrollt", sagte ich hoffnungsvoll. "Oder von einem Elch aufgegessen oder so." "Ja vielleicht", murmelte Erik und küsste mich.

Ich denke sehnsuchtsvoll daran, während ich hinter Jonas herstrampele, dessen TShirt mittlerweile schon schweißdurchtränkt ist. "Siehst du sie schon irgendwo?", ruft Jonas. Ich drehe mich halb in dem Sattel um. Ein schwarzer Van fährt seit geraumer Zeit, die kurvige Straße hinter uns her. Ich will gerade:"Ja, glaub schon", antworten, als sich mein Fahrradreifen in seinem verkeilt und ich in einer akrobatischen  Meisterleistung über den Lenker segele. Ich knalle bäuchlings auf den staubigen Boden und werde von einer Staubwolke umhüllt, die mich husten lässt. Meine Knie und Ellbogen sind zweifellos aufgeschrammt und brennen wie verrückt und Blut läuft in mein Auge. Soweit läuft der Plan wirklich gut. Nicht. Vorsichtig taste ich meine Stirn ab. Es scheint sich nur um eine Schramme, höchstens eine kleine Platzwunde zu handeln. Mit brummenden Kopf halte ich Ausschau nach Jonas, der regungslos in dem braunen Grass am Straßenrand liegt. Oh Mist. Der Van nähert sich mittlerweile und hält mit quietschenden Reifen neben uns an. Ich kümmere mich nicht um die blöde Mafia, die mit gezückten Waffen aus dem Wagen springt, sondern krabbele zu Jonas.  Sein Arm sieht ekelig verdreht aus und ist zweifelos gebrochen und er ist ziemlich blass im Gesicht, während er mit geschlossenen Augen da liegt. "Jonas?", wispere ich und streiche ihm durchs Haar. "Ich hasse dich, Vienna", stöhnt er. Gott sei dank, dann scheint es ihm wohl gut zu gehen.

Attraction | Erik DurmWhere stories live. Discover now