Kapitel 30

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Ich lief gerade durch die Innenstadt, als mir eine alte Freundin entgegenlief und mir in die Arme sprang. Überrumpelt von der Situation blickte ich in zwei schokoladen braune Augen, die vor Freude schimmerten. "Nour! Wie lange ist es her!", rief sie überrascht. Neugierig musterte sie mich. Ihr lockigen Haare fielen ihr ins Gesicht, was sie wilder wirken ließ, obwohl sie eigentlich komplett schüchtern war, so hatte ich sie zumindest in Erinnerung. Wie lange war es bitte her, dass ich sie das letzte mal gesehen hatte. Sie war einst meine beste Freundin, wenn nicht mehr. Wir waren unzertrennlich, bis sie urplötzlich in eine andere Stadt zog, um dort zu studieren. Es währe einfacher, war ihre Begründung. Ich hielt es jedoch für absurd und kaufte ihr diese Ausrede nicht ab. "Was machst du hier?", fragte ich schlussendlich und biss mir schuldbewusst auf die Unterlippe, bei meinem leicht bissigen Ton. Sie hatte mich alleine gelassen, obwohl sie versprach mich niemals im Stich zulassen. Der Kontakt ging ihretwegen verloren. Ich meine sie verließ überstürzt die Stadt und meldete sich dann nicht ein einziges mal. Ich konzentrierte mich wieder auf mein gegenüber. Ihr Lächeln war gefallen und sie blickte mir voller Reue ins Gesicht. "Es tut mir leid! Ich kann es erklären wirkich.", sprach sie überzeugt. Ungläubig zog ich meine Augenbrauen zusammen. "Ach wirklich? Dann lass mal hören?", ungeduldig wippte ich mit meinem Bein auf und ab. "Tut mir leid. Ich hab jetzt wirklich keine Zeit! Ich-", versuchte sie sich rauszureden, wurde jedoch unterbrochen, als ein Mann unseres Alters sie gewaltsam am Arm packte. Panisch sah sie ihn an. "Wo warst du!", zischte er zornig und erdrosselte sie nur so, mit seinen vor Wut lodernden Blicken. Geschockt riss ich meine Augen auf, als Layla ihren Blick senkte, das war nähmlich überhaupt nicht ihre Art. Trotz ihrer Schüchternheit, würde sie sich sowas im Leben nicht gefallen lassen. "Es tut mir leid. Ich hab eine alte Freundin gesehen und bin angehalten, um sie zu begrüßen. Ich wollte di-", fing sie an zu erklären, wurde jedoch erneut von diesem unhöflichen Typ unterbrochen. "Es juckt mich nicht wen du gesehen hast! Du hast bei mir zu bleiben!", bellte er und packte sie fester. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Diese respektlose Art konnte doch niemand über sich ergehen lassen, vorallem nicht jemand den ich kenne. Arrogant reckte ich mein Kinn in die Höhe und blickte herablassend zu ihm. Trotz meiner Wut gegenüber Layla, konnte ich mich nicht aufhalten die nächsten Worte über meine Lippen zubringen. "Pack sie nicht so am Arm und rede gefälligst respektvoller mit ihr! Für was hältst du Mistkerl, dich bitte?", meckerte ich entzürnt. Layla riss ihre Augen noch weiter auf, als er von ihr abließ und wütend auf mich zukam. Ängstlich blickte sie zu mir, wenn nicht sogar einwenig mitleidig, als wüsste sie was als nächstes passiert. "Nein bitte Abbas! Lass sie!" Unsicher lief sie auf ihn zu. Er jedoch ließ sich nicht davon abbringen auf mich zu zukommen, denn er schubste sie einfach nur mühelos zurück. "Bleib da!", befahl er bedrohlich. Ich schluckte, bewegte mich jedoch nicht vom Fleck und hielt selbstbewusst den Blickkontakt. Mein Mund öffnete sich leicht, als ich realisierte was er vorhatte. Eine so aggressive Person hatte ich in meinem Leben noch nicht erblickt. Er hob ohne zu zögern seine flache Hand und kurz bevor diese auf mein Gesicht treffen konnte wurde sie gewaltsam weggeschlagen. "Wag es dich sie anzufassen.", rief eine mir nur alzubekannte Person aggressiv. Ich wusste nicht woher er nun plötzlich kam, jedoch war ich ihm mehr als nur dankbar. Er stellte sich schützend vor mir und baute sich in seiner vollen Größe vor mir auf. "Ach ja? Was sonst?", spottend blickte dieser Abbas zu meinem Ehemann, der schon rot vor Wut anlief. Ohne zu zögern schlug er mit voller Wucht seine Faust in das, definitiv nicht vorbereitete, gesicht von Laylas Begleiter. Seine Nase fing direkt an zu bluten, was ihn herzlich wenig kümmerte, denn grinsend wischte er dieses mit seinem Arm lässig weg und richtete sein Blick wieder auf Amir. In der nächsten Sekunde lief er auf ihn los und warf ihn zu Boden. "Amir!", rief ich besorgt und Angst keimte sich in mir auf. Amir ließ ihm jedoch nicht lange die Oberhand. Er rappelte sich nähmlich auf und schlug nun immer wieder ohne Pause in das schon blutverschmierte Gesicht von Abbas. Dieser wehrte sich noch einige Male erfolglos. Amir jedoch behielt die Oberhand, bis zwei Herren die beiden auseinader zogen und einer gerade sein Handy zücken wollte, um vermutlich die Polizei zu verständigen. Die beiden versuchten sich derweil, aus den Händen der Passanten zu befreien, was jedoch nicht funktionierte, da sich nun noch mehr Leute dazustellten und die beiden auseinander hielten. "Bruder, es reicht!", redete der schwarzhaarige auf meinen Mann ein. Dieser schien sie nach eintreten der Polizei zu beruhigen. Auch Abbas war gebändigt. Beide blickten sich jedoch düster an, bis ein Polizist es nach einer Weile für sinnvoll hielt, sie auf seperaten Plätzen zu befragen, sodass sie gezwungen waren den Blickkontakt zu unterbrechen. Derweil beobachtete ich, noch unfähig was zu sagen, das schockierende Szenario und konnte kaum glauben, dass das gerade wirklich passierte. Nachdem ich mich jedoch sammelte blickte ich mich nach Layla um, die heulend und zusammengekauert auf dem Steinboden saß. Schluckend lief ich auf sie zu. Sie hatte mir wohl mehr zu berichten, als ich dachte. "Layla", piepste ich vorsichtig in ihre Richtung und traute mich noch einige Schritte auf sie zu. "Alles in ordnung?", fragte ich besorgt. Sie jedoch schien meine Frage komplett zu ignorieren. Layla blickte auf und fing ohne darüber nachzudenken oder zu realisieren was ich da gerade von mir gab an zu reden. "Es tut mir leid! Ich verstehe, wenn du nichts mehr mit mir zutun haben willst, ich meine es ist meine Schuld das dein Begleiter geschlagen wurde und du fasst auch. Oh gott du weißt nicht wie sehr es mir lei-", redete sie weinend drauf los und ließ sich kaum stoppen. Ich unterbrach ihr Gerede einfach, indem ich in meine Arm schließe. Überrascht ließ sie erstmals ihre Arme einfach an ihrem Körper runterbaumeln, als sie jedoch dann realiesierte, dass ich sie umarmte, brummte sie erleichtert und umschlang mich ebenfalls mit ihren zierlichen Armen. Ihr allzu bekannter Duft, stieg mir in die Nase und so merkwürdig und scheiße diese Situation auch war, mir fiel plötzlich jede Last von der Schulter und ich fühlte mich befreit und geborgen. Sie war immernoch meine beste Freundin egal was sie getan hatte und ich glaubte ihr, wenn sie sagte sie hätte einen Grund. Vielleicht hoffte ich es auch einfach nur, denn ich vertraute ihr nach all den Jahren immernoch wie früher und sie mir hoffentlich auch.

Einen Menschen dem du nach Jahren ohne Kontakt immernoch gleich vertraust, ist ein wahrer Freund.

Schon möglich das dieses Kapitel seit 2 Wochen fertig ist und ich es wiedermal vergessen habe hochzuladen, upsala. Bei einigen Kommentaren geht's weiter. -Kapitel nicht überarbeitet.

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