Kapitel 3

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"Nour mach die Tür auf!", schrie mein Vater aus seinem Zimmer. Mein genervten Blick änderte ich gezielt in ein gespieltes Lächeln und öffnete mit Schwung die Tür. Freundlich begrüßte ich die Eltern und bat sie ins Wohnzimmer. Als Amir durch die Tür kam grinste er mich an. Er drückte mir rote Rosen in die Hände. Überrumpelt legte ich sie auf die Komode. Plötzlich spürte ich, wie jemand von hinten seine Hände um meinen Bauch schlung und mich fest gegen seine Brust drückte. An dem Geruch erkannte ich das es Amir war. Wer auch sonst? Ich wurde nervös, als ich auch noch sein Atem an meinem Hals spürte. "Lass mich los!", hysterisch versuchte ich mich aus seinem Griff los zu reißen. Er hinterließ ein brennenden Kuss auf meinem Nacken. Geschockt riss ich meine Augen auf. "Du gehörst nur mir. Endgültig.", sprach er fest und begab sich mit eleganten Schritten ins Wohnzimmer. Meine Herz raste. Automatisch glitt meine Hand an mein Hals.

Später lag ich in meinem Bett und betrachte meinen Verlobungsring. Nachdem unangenehmen Vorfall im Flur passierte nichts ungewöhnliches mehr, bis auf die Tatsache, dass unsere Eltern uns versprachen. Ich hatte mich stur gegen eine Hochzeit entschieden, jedoch war Amir anderer Meinung. Er wollte unbedingt eine große Hochzeit, doch ich konnte mich durchsetzen. Wir würden dafür schon morgen verheiratet werden. Erst islamisch, in einer Moschee und danach direkt beim Standesamt. Ich persönlich fand, dass es einwenig zu schnell ging. Wir kannten uns nähmlich kein Stück und morgen sollten wir uns schon den gleichen Nachnamen teilen? Zum Glück zogen wir erst in Sechs Monaten zusammen, mit der Begründung wir sollten uns doch erst einmal besser kennlernen, um nicht wie Fremde zusammen zuleben. Schluckend drehte ich mich auf die Seite. Ich wollte nicht heiraten. Nicht jetzt. Nicht mit Amir. Mein Liebesgeschichte hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Viel ereignissreicher, viel emotionaler. Ich wollte mit meiner großen Liebe heiraten, wie jeder andere Mensch es auch tat und wollte. Ich stellte mir genau eine Frage, schon die ganze Zeit über. Warum wollte er unbedingt mich? Was war so besonders an mir? Ist es ihm so egal ob ich das überhaupt wollte? Er hatte alles wahrscheinlich geplant! Woher kannte er mich überhaupt. Erschöpft schloss ich meine Augen. Ich stöhnte genervt auf. Die ganzen Fragen schwirrten nur so in meinem Kopf umher. Verdammt seist du Amir. Verdammt.

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Langsam strich ich über mein wunderschönes Kleid, welches mir meine Eltern schon im voraus besorgt hatten. Ich schluckte, als ich auf die große Moschee starrte. Gleich würde ich islamisch verheiratet sein. "Bereit?", fragte mich der blauäugige Mann - den ich gleich heiraten sollte- grinsend. "Nein." zischte ich und richtete das lockere Tuch, welches meine Haare bedeckte. Er lachte. "Komm", auffordernd sah er mich an. Ich lief gemeinsam mit meiner Mutter vor, durch die Tür, in die Moschee. Direkt umhüllte mich die wohlige Atmosphäre. Nach ungefähr einer Stunde waren wir dann auch schon fertig. Hibbelig blickte ich zu Amir. Er schien relativ gelassen und glücklich. Ich stieg in das Auto, als er die Türen entriegelte. Nervös drückte ich mich in den Sitz. Gleich würde ich endgültig seinen Nachnamen tragen. Ich war keineswegs bereit dazu, aber einen Rückzieher konnte ich jetzt auch nicht mehr machen. Dafür war es viel zu spät. "Warum willst du mich eigentlich?", schoss es mir unbedacht aus dem Mund. Diese Frage brannte mir schon die ganze Zeit auf der Zunge. Er schenkte mir einen kurzen Blick, richtete ihn aber dann direkt wieder auf die befüllte Straße. Er schien nicht den Anschein zu machen, mir antworten zu wollen. "Hallo?!", setzte ich mit Druck hinterher und biss mir auf meine Unterlippe. "Ich wollte dich einfach, nour.", sagte er schlicht. Ich fuhr mir über die Wangen. "Ja, aber warum?" Er erwiderte nichts, ich seufzte. Warum er mir wohl kein plausiblen Grund nannte? Ich beließ es jetzt erstmal dabei, aber ich würde dieses Thema irgendwann anders wieder aufgreifen. "Wir sind da.", riss mich Amir zurück in die Realität. Ich öffnete langsam die Autotür und trat raus. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in mir breit. "Du zerstörst mein Leben, weißt du das?", beiläufig geleiteten diese Worte über meine Lippen. Wir standen inzwischen an der Tür vom Standesamt. Amirs Finger berührten die schmale Türklinke und er war gerade dabei sie runterzudrücken. Er stoppte, nahm seine Hand aber nicht vom Griff. "Ich zerstöre mit vergnügen dein Leben, habibi.", grinsend drückte er die Klinke endgültig runter und hielt mir die Tür mit einem provozierenden Blick auf. "Wie nett!", sprach ich sarkastisch und lief an ihm vorbei.

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"Gut, dann bitte ich sie hier zu unterschreiben.", lächelnd sah uns der Mann an und reichte uns die Papiere. Amir zögerte nicht und unterschrieb sofort. Ich jedoch hielt inne. "Nour, alles okay?", fragte Amir plötzlich misstrauisch. "Ja.", log ich und griff nach dem Kugelschreiber. Zitternd ließ ich ihn über das Papier gleiten. Ich atmete tief ein und schob dem Mitarbeiter die Blätter zögerlich zurück. "Gibt es noch irgendwelche Fragen? Ansonsten währe nähmlich alles geklärt.", fragend sah er uns an. "Nein.", antwortete Amir monoton und stand auf. Wir taten es ihm gleich. "Vielen Dank!", er reichte dem Mitarbeiter die Hand, der seinen Händedruck erwiderte. Der ältere Mitarbeiter wendete sich zu mir und reichte mir nun auch seine Hand. "Ich wünsche ihnen alles gute für die Zukunft." Dankend sah ich ihn an. Amir räusperte sich. Er strich sein weißes Hemd glatt, welches seine muskulöse Brust betonte. Gemeinsam liefen wir nach draußen und verabschiedeten uns. Direkt wurden wir von unseren Familien beglückwünscht und gedrückt. "Entschuldigt uns, wir haben noch etwas vor.", unterbrach Amir unsere Konversation nach einer Weile, -etwas unhöflich meiner Meinung nach- als er auf seine Uhr blickte. Er schnappte sich meine Hand und zog mich hinter sich her, ohne auf eine Antwort der anderen zu warten. Überrascht weiteten sich meine Augen. "Wohin?", fragte ich neugierig. "Ich hab uns einen Tisch reserviert. Wir gehen essen.", mit funkelnden Augen sah er zu mir. Ich schmunzelte leicht. Wenigstens war einer von uns mit der ganzen Sache zufrieden. Um die ausgelassene Stimmung nicht zu zerstören ließ ich es widerstandslos über mich ergehen. Am Ende des Tages musste ich mir schweren Herzens eingestehen, dass es relativ schön war, das Essen. Wir lernten uns einwenig kennen und unterhielten uns über Gott und die Welt. Vielleicht würde das ganze hier doch irgendwie gut gehen. Ich hoffte es zumindestens. Ich hoffte es wirklich.

Leute dieses Kapitel wurde komplett überarbeitet, also lasst euch nicht von den Kommentaren zu dem 'vorherigem Kapitel' irritierten.

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