Kapitel 7

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"Baba jetzt sag doch was.", rief ich nach minutenlanger Stille. "Nour sie hat es nicht geschafft. Si-sie hat uns verlassen!", verzweifelt fing er bitterlich an zu weinen. "HÖR AUF!", schrie ich meinen Vater an. "Darüber macht man keine Scherze!", nervös fuhr ich mir durch die Haare. Ich konnte nicht wahrhaben was geschah. Besser gesagt: Ich wollte nicht wahrhaben was geschah. Ich konnte und wollte nicht ohne meine Mutter leben. Nie zog ich in betracht das sie irgendwann nicht mehr da sein würde und jetzt sollte ich damit leben können? Wie sollte man so etwas verkraften? Beneidenswert sind die Menschen die so etwas schafften. Die stark waren. Ich bin zwar stark, aber nicht so stark. Meine Mutter war meine einzige Schwachstelle. Ich hatte zu ihr eine Bindung die ich zu niemanden hatte. Klar ich liebte meinen Vater. Ich liebte ihn sehr. Nur meine Mutter ist etwas ganz anderes. Ich verstand mich immer am besten mit ihr. Wenn mich jemand fragte wer meine Beste Freundin währe, war meine Antwort stets immer Mama. Wie reagierte ich nun, wenn man mich fragte wo sie war oder wer denn meine Beste Freundin sei. Ich fiel auf die Knie. Meine Gesicht vergrub ich in meinen zittrigen Händen. Meine Mutter verließ diese grausamme Welt. Sie verließ jedoch nicht nur diese Welt, sie verließ auch mich. Obwohl sie versprach es niemals zu tun, tat sie es. Sie ließ mich allein. Allein mit meinen ganzen Problemen. Allein in dieser Welt. Wie sollte ich ihren Tod verkraften? Wie sollte man einen Verlust eines geliebten Menschen verkraften? Zu wissen das man aufsteht, aber die Person nicht da war? Das sie nicht nur ein paar Kilometer entfernt wohnt. Warum überrollten mich die Probleme? Warum musste genau ich mit solch vielen Sachen zu Recht kommen? Warum? Warum wurde genau sie von dieser Welt genommen? Wurde ich bestraft? Oder wurde sie erlöst? Nie sprachen wir über ihre Probleme. Immer nur über meine. Sie war da für mich in meinen guten, sowie auch in meinen schlechten Tagen. Sie liebte mich. Sie liebte mich wirklich. Ich wusste es. Ich bekam es immer wieder zu spüren. Wie sollte ich jemals begreifen das sie nicht mehr da war? Das klang für mich so unmöglich. So, so unrealistisch. Ich bemerkte wie an mir gerüttelt wurde. "Nour. Nour komm zu dir!", sprach mir eine schöne Stimme besorgt zu. Wie in Trance staarte ich an die Wand. Alle Bilder spielten sich in meinem Gehirn immer wieder ab. Alle Erinnerungen an meine geliebte Mutter. Alle Momente. Alles was mir von ihr blieb. Mit einem mal wurde ich zurück in die Realität gezogen. Ich riss mich aus den griffen Amirs los und fing an zu schreien. Ich schrie so laut ich konnte. Ich schrie all den jämmerlichen Schmerz aus mir raus. Wie eine Bekloppte schrie ich immer wieder nach meine Mutter. Jeder sprach auf mich ein, versuchte mich zu beruhigen, doch ich nahm niemanden war. Niemanden, einfach keinen. Ich spürte plötzlich wie jemand mich in den Arm nahm. An dem Geruch bemerkte ich das es Amir war. Fest umschlungen seine muskolösen Arme meinen zierlichen Körper. Er fuhr mir immer wieder beruhigend über den Rücken. Erschöpft hörte ich auf um mich zuschlagen und ließ es über mich ergehen. Alles war Still und jeder staarte uns an. Das einzige was zu hören war, war mein weinen. "Mama...", flüsterte ich immer wieder schluchzend gegen die Schulter meines Ehemannes. "Mama-a.." Plötzlich wurde mir heiß und ich hatte das Gefühl zu ersticken. Alles wurde mir mit einem mal zu viel. Schwer atmend drückte ich Amir von mir weg. Mein Herz raste und ich hatte das Gefühl, dass es gleich raus sprang. Ich wischte mir all die nervenden Haare aus dem Gesicht und band sie zu irgendetwas zusammen. Ich bewegete mich ein Schritt zurück. Ich wollte zu meiner Mutter. Ich wollte sie sehen. Mit einem mal verschwanden all die Tränen. Ich hörte auf zu weinen. Meine Augen brannten, aber es war mir egal. Stur lief ich gerade aus zu dem Arzt der mit meinem Vater sprach. "Ich möchte sie sehen. Ich will mi-mich verabschiede-en.", schmerzvoll verzog ich mein Gesicht. "Ich glaube nicht das, dass eine gute Idee währe.", bemitleidend sah er mich an. "Wer sagt das es meine Mutter ist? Vielleicht wurde sie verwechselt und meine Mutter lebt!", überzeugt von meiner Theorie sah ich den Arzt an. "Das ist unmöglich. Es tut mir leid.", sagte der Arzt entschlossen. Ich wollte gerade ansetzen weiterzusprechen, als mir mein Vater ins Wort fiel. "Es reicht Nour! Sieh ein, sie ist Tod! Mach es uns nicht noch schwerer als es schon ist!", kraftlos verließen die Worte seine Lippen. "Bring sie weg.", bittend sah er zu Amir. Plötzlich spürte ich keinen Boden mehr unter meinen Füßen. Ich zappelte und schrie. "Lass mich! Ich will nicht gehen! Ich will zu meiner Mutter.", immer wieder schlug ich ich auf seinen Metallkörper ein. "Bitte!", meine verweinten Augen blickten unschuldig in seine. Stur lief Amir auf das Auto zu. Er setzte mich rein und schnallte mich an. Er begab sich auf die Fahrerseite und fuhr los. Ich wusste nicht wohin wir fuhren und ich wusste nicht wie lange. Immer wieder schluchzte ich auf. Ich weinte an diesem Tag mehr, als in den zweiundzwanzig Jahren indenen ich auf dieser Welt lebte. Müde lehnte ich mein Kopf gegen die kalte Auto Scheibe und sah nach draußen. Immer wieder flüsterte ich weinend nach meiner Mutter. Mit dem Gedanken an sie schlief ich erschöpft ein. Mir wurde meine Seele genommen.

Traurig, das Kapitel macht mich traurig!😣 -F

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