Liebe, Drama und Klischee

112 18 2
                                    


Bezieht sich auf den Fewjar-Youtube-Stream vom 06.10.2018)


__________________________________________________________


Tja, also, es ist ja beinahe ein bisschen peinlich. Ein bisschen seeeehr klischeehaft.
Und wenn man es recht bedenkt, viel zu naheliegend, als dass es noch etwas originelles werden könnte.
Aber... Herr Gott noch mal, wer bin ich, dass ich einer Steilvorlage solchen Ausmaßes widerstehen könnte?
Hallo... ich bin Ladi, zum Teufel, und ihr solltet mich eigentlich besser kennen!


Na also.
Hier steht es nun, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.


Dieser Stream also.
Es war mal wieder an der Zeit, die Fewjars hatten ein paar Ankündigungen zu machen, alles war soweit geplant, aber dann, tja dann wurde Felix krank. Hust, schnief, warum zum Teufel hat ihm keiner Buchstabensuppe gekocht? Die hätte rechtzeitig... egal, lassen wir das.
Felix war also krank.
Was tun?
Nun, das naheliegendste war, Marti zu bitten, als dritter Mann beim Stream dabei zu sein.
Klar, hatte Marti gesagt. Kein Ding, ich komme. Macht eh Sinn, weil...


Und dann hatten sie ihren Fans von der Tour erzählt.
Und dass Marti mit auf die Tour gehen würde.
Und dann hatten sie von den geplanten Roomsessions erzählt.
Und dann hatten sie von ihrem neuen Merch erzählt.
Und dann hatte Jako Marti gebeten:
„Kannst du nachher noch ein Foto machen, von mir, in einem der neuen Shirts?"
Und dann kam er, der Satz, der Ladis innere Fanfictionista zum Glühen brachte:
„Klar, Jako. Ich wollte schon immer mal ein Foto machen, von dir nur im Shirt..."


Jako schluckte und spürte, wie ihm warm wurde.
Zum Donnerwetter, warum musste Marti denn wieder solche Sprüche raus hauen?
Dabei war nicht das Problem, dass sie mitten im Stream waren. Live und in Farbe.
Das Problem war viel mehr, dass er selber auch nichts dagegen gehabt hätte... Herrjeh, warum musste Marti auch so sexy sein, sein Lächeln so süß, und warum musste Jako sich auch schon vor Monaten in ihn verliebt haben?
Das Leben war schon manchmal eine ziemliche Bitch.


An der Stelle überspringen wir dann mal den Teil, wo Jako seufzt, weil Marti zwar eigentlich Single ist, und so weiter und so fort, aber doch sicher nicht auf Männer steht, blablabla, und Jako nix sagt, weil er die Freundschaft nicht zerstören will, tralafitti, und kommen direkt zu dem Moment, wo Jako dann eben doch nur im Hemde vor Marti steht, weiß mit Fewjar-Aufdruck, also das Shirt jetzt, nicht Jako, und Marti das ziemlich heiß findet.


So heiß, dass er jetzt, JETZT!, einfach die Chance nutzt.
„Hör mal, Jako..."
„Ja, Marti?"
„Du siehst ziemlich heiß aus, so."
„Hey! Ich seh immer heiß aus."
Marti grinst.
„Haste ja recht."


Er knipst ein paar Bilder und versucht es erneut.
„Du, Jako?"
„Ja, Marti?"
„Was wir da im Stream rausgehauen haben, wir beide..."
Jako grinst nur.
„Also, na ja, weißt du", stottert Marti und dann strafft er sich und fährt fort:
„Den Teil, den ich gesagt hab, hab ich ernst gemeint. So wegen dir und Fotos und nur im Shirt..."
„Und was hältst du dann von Fotos ganz ohne Shirt?", fragt Jako.
Marti bleibt der Mund offenstehen, als Jako sich das besagte Kleidungsteil über den Kopf streift und ohne viel Federlesens in eine Ecke pfeffert.


„Nix", sagt Marti als er wieder denken kann.
„Gar nix. Weil, du, ohne Shirt – da mach ich lieber was anderes, als zu fotografieren."


Da stehen sie nun und gucken sich verlegen an. Der eine nackt und am Grinsen. Der andere nicht und nicht. Statt dessen bekleidet und in Panik. Was zur Hölle passiert hier?
„Ach komm schon, Marti", sagt Jako. „Du bist doch sonst nicht so langsam im Kapieren. Es ist doch ganz einfach. Wir sind hier gerade gefangen in einer semi-guten Fanfiction. Schlechte Sprache, schlechter Stil, und nicht mal das mit den Zeitformen kriegt sie besonders gut hin – was solls. Jedenfalls, wir stehen hier, ich nackt und du am sabbern, und nun ist also der Zeitpunkt gekommen, wo wir uns gegenseitig unsere heimliche Liebe gestehen. Soll ich mal anfangen?"
Marti kann nur nicken, und Jako legt los.
„Also, wie gesagt, ich liebe dich. Können wir jetzt ins Bett?"
Marti holt Luft, und dann sagt er:
„Klasse. Ich liebe dich auch. Aber warum müssen wir sofort miteinander ins Bett? Ich meine, können wir nicht erst mal kuscheln? Und reden?"
„Nö," sagt Jako, „Erst nicht trauen, dann doch trauen, und dann vögeln. Das ist der Ablauf. So haben es schon die alten Ägypter in ihren Fanfictions gehalten."
„Alte Ägypter?"
„Klar, was meinst du, was die Pharaonen für ne Menge Groupies hatten?"


Marti kann nur noch den Kopf schütteln.
Aber wer ist er schon, sich Jahrhundertealten Ritualen entgegen zu stellen?


Zufrieden kann DieLadi nun ihr Laptop schließen.
Wieder mal ist es ihr gelungen, gegen Vernunft und Anstand etwas zu Papier ... äh, zu elektronischem Dokument zu bringen.
Mit Liebe, Drama und Klischee.


Darauf stoßen wir an. Mit Mate.


(Ja, klar, die hat ja nun auch noch gefehlt!)

Berliner SammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt