Kein... Austausch von Körperflüssigkeiten

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Hitze.

Eine so unfassbare Hitze herrschte in diesem Club in Berlin, dass man das Gefühl hatte, in der Sauna zustehen und eigentlich jeden Augenblick darauf wartete, dass jemand kam, der den Aufguss machte... Traube Minze oder so...


Hitze.
Und die kam nicht unbedingt nur von den Temperaturen, die in diesem Club herrschten, und die sich irgendwo knapp unter dem Siedepunkt von Eisen befanden.
Sondern auch von der Tatsache, dass die Ventilatoren an den Decken heute nicht so Bock hatten.
Der Club vollgestopft war mit Menschen.
Und diese Menschen nicht etwa, um weitere Komplikationen zu vermeiden, brav still standen, sondern hüpften und wippten und feierten...
Und die Tatsache, dass die Musik der Band, die auf der Bühne spielte, auch einfach brandheiß war.
Und, nun ja, nicht zuletzt die Jungs auf der Bühne selber.
Brandheiß.
Aber Hallo.


Der Club kochte. Der Club brodelte.
Der Club bestand quasi aus brodelnder Lava.
Aus Hot Chili Sauce.
Aus flüssigem Feuer.


Die Mädels in der letzten Reihe waren keinen Deut besser.
Obwohl auch sie vor Hitze schier umkamen, konnten sie es nicht lassen.
Es wurde mitgesteppt, der Schweiß floss in Strömen.
Literweise wurde Wasser von der Bar geholt.
Eiswürfel schmolzen auf glühender Haut.
Wasser wurde getrunken, geradezu herunterkippt; es wurde aber auch über Hals und Arme gegossen... irgendwie musste man den Abend ja überleben, und das war verdammt nicht einfach.


Aber es war geil. Einen so schönen Abend, diese Musik, diese Stimmung, die coolen Leute und sie alle gemeinsam, so etwas hatten sie lange nicht erlebt.
Die Hitze getränkte Luft umwirbelte sie.
Die Beats ließen die hölzerne Rückwand beben, ein super Gefühl, wenn man sich dagegen lehnt...


Ein Song nach dem anderen heizte die Stimmung immer mehr auf.
Und schließlich kam er, der eine Song, bei dem sich alle auf den Boden setzten.
Alle.
Alle?
Nein, ein kleines Dorf in Gallien... äh, Sorry, falsche Geschichte.


Also, alle, bis auf die Mädels aus der letzte Reihe.


„Ich mag mich nicht setzen," sagte K.
„Ich auch nicht," sagte S., „ich bin so durch, wenn ich einmal sitze, komm ich nicht wieder hoch."
„Na denne," sagte C., „lasst uns den Club der alten Frauen gründen und einfach stehen bleiben."
F. war zwar ne ganze Ecke jünger, er schloss sich aber den Damen an.
A. schmunzelte über die ganze Sache und J. Sagte:
„Wenn ich mir den schweißbedeckten Boden hier angucke, zählt dann hinsetzen schon als Austausch von Körperflüssigkeiten?"
„Klar," sagte C., und sie sahen sich an und lachten, was ihnen einen bösen Blick von der Bühne einbrachte.


Also blieben sie stehen.
Blieben standhaft, sozusagen.


Da haben wir also sechs Fans, die standhaft dem Austausch von Körperflüssigkeiten widersagt haben.
Ha!


Und die Moral von der Geschichte?


Keine Ahnung.
Schreibt ihr es mir in die Reviews!

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