Drachen, Schnaps und Kuschelprinzen

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Diese Geschichte widme ich @ScarsLikeVelvet, von der ich die Stichworte „Pen & Paper, Kerzenschein, Berliner Luft" bekommen habe.



Im übrigen habe ich von „Pen & Paper" Spielen keine Ahnung, also seht es mir bitte nach, wenn ich dahingehend Bullshit geschrieben habe, ja? Thanks


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„Ach du heiliger gammaverstrahlter LO, was ist das denn?" hatte Jako gesagt, nachdem er das Schnapspinnchen mit dem seltsamen Zeug darin runter gekippt hatte. Er hatte sich geschüttelt und drein geschaut, wie eine Katze im Regen.
„Das, mein lieber, ist Berliner Luft," hatte Marti gesagt und sprichwörtlich über alle vier Backen gegrinst.
„Grausig," hatte Jako gegrummelt. „Ich hab ja nix gegen Pfefferminz, aber nicht in dieser Form!"
Nichtsdestotrotz hatte er im Laufe des Abends das ein oder andere Gläschen von dem Zeug gemeinsam mit den Freunden vernichtet, na ja, wenn es denn nun schon einmal da war, und in der Runde schmeckte es eh viel besser... auf jeden Fall war am Ende die Flasche leer, und alle angeheitert und Jako ganz besonders.
Er sah nun müde aus, aber irgendwie total niedlich. Marti jedenfalls fand, dass er niedlich war, auch wenn er das nie laut geäußert hatte... ach ja, warum auch, immerhin war ziemlich klar, dass Jako in Gegensatz zu ihm nicht auf Männer stand. Also hielt man sich da besser zurück und genoss die Freundschaft, das war ja immerhin auch was.


Irgendwie hatte die Runde sich ein bisschen verteilt. Flo und Frodo waren... nun, wer weiß wo. Rick und Steve hatten sich verdrückt, keine Ahnung wohin...
Und Robin, ja, den hatte Dominik mitgenommen, die würden anderswo weiterspielen, wenngleich in abgewandelter Form... vermutlich...


Apropos spielen.
Das war es, was sie alle zusammen getan hatten heute Abend.
Sie hatten ein Pen & Paper Spiel gespielt. Dabei hatten sie alle viel Spaß gehabt. Es war spannend gewesen und lustig und irgendwie besonders. Es ist eben einfach toll, wenn man so was mit guten Freunden macht.
Marti hatte nur zugeschaut.
Aber Jako war mittendrin gewesen. Als tapferer Ritter hatte er gekämpft, hatte Feinde erschlagen und Gnome verjagt und Zauber gebrochen...
Nur eines war ihm nicht gelungen, nämlich den Drachen zu besiegen.
Der Drache war aber irgendwie auch eine seltsame Figur gewesen... keiner hatte recht gewusst, warum er da war, was er da in seiner Höhle bewachte und ob der überhaupt irgendwas tat. Außer nicht besiegt zu werden.


Jako hatte sich daran festgebissen.
Und je mehr Berliner Luft im Spiele war, desto verbissener hatte die Sache mit dem Drachen genommen.


Und nun war das Spiel vorbei und die Freunde alle, ja weiß der Teufel wo, und nun saßen sie hier. Jako und Marti. Die beiden letzten. 

„Ich muss nach Hause," sagte Jako, und seine Worte waren alles andere als klar artikuliert. Die Berliner Luft hatte ganze Arbeit geleistet.

„Kannst auch hier auf dem Sofa pennen," sagte Marti, ebenfalls ein wenig lallend.
„Ich verspreche auch, dass es hier keine Drachen gibt." Und er stand auf. „Ich hol dir ne Decke, ja?"
„Schade eigentlich," brummelte Jako. „Vielleicht würde ich den ja besiegen."
„Und die Prinzessin retten?" kicherte Marti und huschte hinaus, um in seinem Zimmer die überzählige Wolldecke zu holen.


Und gerade als er mit der Decke auf dem Arm zurück ins Wohnzimmer trat, hörte er Jako leise murmeln:
„Lieber den Prinzen..."
Und dann ertönte ein leises, niedliches Schnarchen.


Marti deckte Jako zu während sein Herz laut klopfte.
Hatte er das gerade richtig verstanden?
Sollte das heißen, dass Jako eventuell doch auch auf Prinzen... äh, Männer stand?
Oder... vielleicht auf einen ganz bestimmten?
Und konnte das eventuell er... Marti... sein...?


„Ach Fischer, du spinnst," flüsterte er sich selber zu. „Du bist besoffen, du hast da sicher was in den falschen Hals gekriegt."
Er sah Jako zu, wie er im Schlaf leicht schmatzte und sich ein wenig zur Seite drehte.
Ich sollte schlafen gehen, dachte er. Aber er konnte ich nicht von dem Anblick vor ihm losreißen.
Also nahm er ein Teelicht, stellte es auf eine Untertasse, löschte das Licht und so, beim gemütlichen Kerzenschein, machte er es sich auf dem Sessel gemütlich und sah Jako beim Schlafen zu.
Es war so herzerwärmend unschuldig...
so süß...
so...
Und währen der noch lautlos schwärmte, schlief er ebenfalls ein.


Mitten in der Nacht wachte er auf, weil er schlichtweg aus dem Sessel gerutscht war und auf den Boden geplumpst.
Wieso schlief er auch auf dem Sessel? Was für ein Blödsinn!
Er sollte ins Bett... ach was, sich jetzt aufraffen, in sein Zimmer traben... ne, viel zu anstrengend. Es gab ja noch das Sofa.
Als er sich aufs Sofa kuschelte war da irgendwas im Weg.
Aber was es auch war, es war warm und kuschelig und es roch so gut... also egal. Er
schob und zog ein bisschen und schon passte er aufs Sofa und schlief ein, noch bevor er „wie gemütlich!" denken konnte.


Als er wieder erwachte, war es heller Morgen. Marti blinzelte und wunderte sich, was da so warm und weich war. Was da so gleichmäßig und sanft an seinen Hals schniefte. Und was da so fest und doch zärtlich seinen Hintern gepackt hielt...
Wie von der Tarantel gestochen fuhr er hoch.
„Jako!"
Durch den Ausruf erwachte Jako ebenfalls.


„Oh Gott, Jako... es tut mir leid... ich wollte dir nicht so auf die Pelle rücken... es war einfach zu viel Schnaps gestern Abend..."
Jako jedoch, der so nach und nach die Situation erfasste, begann zu lächeln.
Zu Lächeln!
„Ach weißt du," sagte er, „von mir aus könne wir noch ein bisschen weiter schlafen. Genau so."
Marti atmete schnell, aber so ganz langsam begann er zu verstehen, was Jako da gesagt hatte.
Erleichterung durchflutete ihn.
Und ... Hoffnung.


„Du meinst...?"
„Ich meine, dass ich wohl wie es aussieht, meinen Prinzen im Schlaf erobert habe, und das ganz ohne Drachen..."
Lachend kuschelten sich beide wieder aneinander. Und nun hatte Marti gegen Jakos Hand auf seinem Po überhaupt nichts mehr einzuwenden.

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