35 ›› keep it in mind ‹‹ epilog

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"Es ist schon wieder angebrannt!"

Ich zuckte durch den lauten Ruf zusammen und schloss für einen Moment seufzend die Augen, ehe ich mich erhob und in Richtung Küche ging. "Wie oft habe ich dir gesagt, dass du den Topf nicht einfach stehen lassen und derweil irgendetwas anderes machen kannst?", wies ich meinen Mann, genauso wie die hunderten Male davor, zurecht. Es war aussichtslos. Trotzdem versuchte er es immer wieder.

"Sorry, Mami", äffte er mich grinsend nach und konnte sich nicht verkneifen, mir einen Klaps auf den Hintern zu geben, als ich mich an den Herd stellte und dieses erst einmal von der viel zu hohen Stufe herunter stellte. "Wir sind zu alt für so etwas", lachte ich leicht auf, doch verstummte ziemlich schnell wieder, da dies irgendwo der Wahrheit entsprach. "Ich habe das Gefühl, deine Kochkünste werden immer schlechter", seufzte ich und kratzte in dem Topf herum. "Wir werden eben wirklich alt, Baby", gab Yoongi gleichgültig zurück und legte seinen Kopf auf meine Schulter, um über diese sein verunglücktes Werk zu betrachten.

Gerade als ich mich zu ihm wenden wollte, ertönte ein weiterer Ruf, nur diesmal von keiner so tiefen Stimme wie die meines Mannes. Yoongi verdrehte genervt seine Augen und wollte schon zum Reden ansetzen, als ich mahnend die Augenbrauen hoch zog und ihm die Hand vor den Mund hielt, ehe ich mich aus seinem Griff befreite und die Küche verließ.

Ich betrat das Zimmer durch die angelehnte Tür. "Was ist los, hm?", fragte ich und stemmte die Hände in die Hüfte, legte den Kopf leicht schief.

"Du musst mir bei den Hausaufgaben helfen, Papi", schmollte der Junge, welcher an seinem Schreibtisch saß und nun mit großen Augen zu mir aufsah. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Du bist bald schon in der vierten Klasse, Großer, sonst hast du doch auch nicht viele Probleme." Er zog jedoch eine noch größere Schnute und verschränkte die Arme.

Als ich spürte, wie Yoongi nun auch neben mir angekommen war, schenkte ich ihm einen Blick, der bedauerte, dass wir wohl wieder nicht viel Zeit für uns hatten und ging neben unserem adoptierten Sohn in die Hocke, um in sein leeres Heft zu schauen. "Wir müssen irgendetwas zusammen schreiben. Und dann der ganzen Klasse vortragen. Aber Lisa hat so ein doofes Doofmann Thema ausgesucht!" Fragend schaute ich meinen Kleinen an und musste leicht grinsen durch seine niedlichen aufgeplusterten Wangen. "Was ist denn das Thema?", schmunzelte ich und warf erneut einen Blick zu Yoongi, welcher noch immer im Türrahmen lehnte und uns zu meinem Glück mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beobachtete.

"Liebe oder so", murmelte mein Sohn und ich weitete überrascht die Augen. "Und das hat Lisa ausgesucht, ja?" Er schaute mich mit großen Augen an, doch dann schnell wieder auf sein Heft. "Ja und das ist so doof! Jetzt helf mir doch bitte, sonst sag ich es Papi Zwei!" Lachend erhob ich mich und ging zu Yoongi. "Ich und dein Papi Zwei können dir glaube ich ganz gut erklären, was Liebe ist."

Er legte sofort die Hände um meine Hüften und für einen Moment sahen wir uns tief in die Augen, wobei seine trotz des anstrengenden Alltags auffunkelten. Und obwohl es keine allzu große Geste war, überkam mich eine Gänsehaut, als er mich enger zu sich zog. Er hatte Recht, wir hatten durch die Jobs und unseren Sohn nicht mehr viel Zeit für einander, die täglichen kurzen Küsse waren zur Gewohnheit und das 'ich liebe dich' zu einem Standartspruch geworden. Und doch wurde mir in Momenten wie diesen bewusst, wie sehr ich diesen Mann, welcher gerade vor mir stand, welchen ich sehen konnte mit meinen Augen, nun seit über zehn Jahren und welcher den gleichen Goldring am Finger trug wie ich, eigentlich in mein Herz geschlossen hatte. Ich liebte ihn, ich brauchte ihn, er gehört einfach zu mir.

Stumm nickte ich in Richtung der Couch, welche in dem Kinderzimmer stand. In meinem alten Kinderzimmer, meine alte Couch, auf welcher ich noch mit meiner Mutter gesessen und geredet hatte.

Auf einmal kamen so viele Erinnerungen über mich, ich fühlte mich in den jüngeren Jimin hinein, den frisch verliebten, den frisch gebrochenen, den, der ein neues Kapitel einschlagen musste.

Mein Kleiner rollte gespannt mit seinem Stuhl vor uns, weshalb ich aus meinen Gedanken erwachte.

"Anfangs bist du verknallt, hast Schmetterlinge im Bauch und willst die Person die ganze Zeit um dich haben-"

"Bekommst einen knallroten Kopf, wie Jimin damals immer", führte Yoongi meinen Satz grinsend fort, weshalb ich ihm einen bösen Blick schenkte. "Alleine bei dem Namen der Person wird dir ganz warm und dein Bauch beginnt zu kribbeln. Du willst die Person immer küssen, ihre Nähe spüren. Aber diese Verknalltheit wandelt sich mit den Jahren, dann, wenn du nicht mehr nur ihr gutes Aussehen und die charmante Art begehrst, in Liebe um. Wenn du lernst, ihre Geschichte, ihre Macken und Fehler zu lieben. Wenn du merkst, dass diese Person ein Teil von dir ist, du dir sicher bist, sie in deiner Zukunft nicht mehr missen zu wollen."

Mit den Worten drehte ich mich mit einem verliebten Lächeln zu Yoongi und spürte dabei einmal mehr die Bedeutung meiner Worte aufkommen. Sogleich zog er mich an meiner Hüfte näher zu sich, lächelte mich genauso an, wie ich ihn.

"Und das verliebte Grinsen und das Funkeln in den Augen, manchmal auch die Röte im Gesicht wird man niemals los. Nicht, wenn es der Richtige ist", fügte ich hinzu, wurde zum Ende hin leiser und strich meinem Mann verträumt eine Strähne aus dem Gesicht. "Und verdammt, selbst das Kribbeln im Bauch, wenn er dir einen Kuss schenkt", hauchte er und die Worte waren nicht mehr wirklich an unseren Sohn gerichtet. Ich nahm grinsend seine Anforderung auf und verband vorsichtig unsere Lippen. Tatsächlich loderte in mir noch immer das Feuer, welches er damals entfacht hatte. Und das Wissen, dass es ihm genauso erging, brachte meine Wangen nach all der Zeit, in welcher meine Haut älter geworden war, noch immer zum Erröten.

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990

( *cough* connections to chap 20)

Kann man das Epilog nennen? Naja, egal, hiermit ist die Story endgültig abgeschlossen^^

Vielen Dank für all die Reads, Votes und Kommentare! Wirklich, es macht mich jedes Mal glücklich, Kommentare zu lesen, seien sie verrückt, süß, oder einfach nur kurz und knackig. Ich schätze jedes kleinste Lob oder jede Anmerkung wirklich sehr :)

Ich weiß, mein Schreibstil geschweige denn die Geschichte und die Logik dahinter ist lange nicht perfekt, aber dafür bin ich hier und deshalb bin ich jedem einzelnen, der die Geschichte auch nur stumm vor sich hin gelesen hat, dankbar.

soo~ go ahead and listen to 'Nanana' (imfact) and to 'your side of the bed' (loote ft. eric nam) ~

<3

Don't Be Blind | Yoonmin | abgeschl. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt