3 ›› Gummy smile

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Eine Woche später

"Ich war aber seit dem noch nie so lange weg!", quengelte ich und gab meiner Mutter einen unschlüssigen Gesichtsausdruck. "Das wird toll, Schatz. Du sollst dich deshalb doch nicht immer so einschränken", sie strich mir beruhigend über den Kopf. "Nicht einschränken? Es ist doch nicht so, als hätte ich mir das Bein gebrochen oder so. Ich kann verdammt nochmal nicht sehen! Ich bekomme nichts hin!", ich erhob mich aufgebracht von dem Stuhl.
"Jimin! Natürlich kriegst du das hin, außerdem sind genügend Betreuer dabei und-"
"Aber ich will nicht immer auf Betreuer angewiesen sein, verstehst du nicht?!" Natürlich hatte ich so früher nie mit meiner Mutter gesprochen, doch ich war in bestimmten Gebieten eben einfach schneller reizbar geworden und sie verstand dies häufig auch, wobei ich davon ausging, dass ich trotzdem eine Art Enttäuschung für sie war.

"Das Thema hatten wir doch schon öfters, Jimin und jetzt setz dich wieder hin!"
Ich schaubte empört auf und tastete mich an dem Tisch entlang in Richtung Tür. Hinter mir vernahm ich, wie ein weiterer Stuhl zurückgezogen wurde. "Park Jimin!"
"Ich mache da nicht mit!"
"Und was ist mit deinem einen Betreuer?"
Ich verlangsamte meine Schritte und für einen Moment schaltete sich meine komplette Wut und Enttäuschung aus.
"Der, mit dem ich dich seit Neustem beinahe jeden Tag nach Hause kommen sehe?"
Ich schüttelte nur verwirrt meinen Kopf, ich würde trotzdem nicht zu irgendeinem ganzwöchigen Camp für 'benachteiligte Jugendliche' gehen.
Trotzig warf ich meine Tür hinter mir ins Schloss.
"Denk noch mal darüber nach, Chim!"

Mit verschränkten Armen ließ ich mich in mein Bett fallen und knirschte mit den Zähnen. Ich verstand nicht, warum ich unbedingt zu diesem Ausflug mitgehen musste, da ich wahrscheinlich so und so nicht sehr viel machen könnte. Ich war eben einfach nicht normal, konnte nicht einfach mit den anderen herumrennen, über schiefe Grimassen lachen, über gut aussehende Stars reden oder verstecken spielen.
"Ich hasse es..."

~~~~~

"Du hast Schule, es ist Freitag!"
Genervt drehte ich mich auf die andere Seite meines Bettes. "Mir egal", brummte ich in mein Kissen. "Der letzte Tag diese Woche", versuchte es meine Mutter erneut, doch weder Wachheit noch gute Laune brachte dies bei mir. "Ich will nicht."

Seufzend setzte sie sich auf die Bettkante und strich mir über den Rücken, was mich fast wieder zum einschlafen brachte, würde sie die angenehme Stille nicht wieder durchbrechen. "Du kannst nicht einfach den Unterricht ausfallen lassen."
"Aber du kannst mich entschuldigen", gab ich zurück, machte keine Anstalten, mich aus dem Bett zu bewegen.

"Jimin, das geht nicht-"
"Biiitte", diesmal drehte ich mich mit hervorgezogener Unterlippe auf ihre Seite und kuschelte mich demonstrativ mehr in mein Kissen.
"Jiminie... du weißt, dass ich das eigentlich nicht gut finde..."
Ein kleines Grinsen schlich auf mein Gesicht, da ich merkte, dass sie nachgeben würde. Also nuschelte ich ein "Danke" und zog die Bettdecke bis zu meinen Ohren nach oben. "Kleiner Pabo", grinste sie, ließ mich dann aber in meinem Bett liegen.

Nach einiger Zeit wachte ich wieder auf, diesmal ziemlich ausgeschlafen und etwas besser gelaunt. Ich tastete nach meinem Handy neben dem Bett. "Siri?", brummte ich, doch musste mich räuspern, da meine Stimme halb brach. "Siri, du scheiß Teil!" Diesmal verstand sie es. "Wie spät ist es?"
"Es ist 12:17."
Überrascht richtete ich mich auf und machte mich fertig, bevor ich mich an meinen Schreibtisch setzte und jegliche Übungen machte, welche herumlagen. Wenn ich schon in so vielem beschränkt war, wollte ich wenigstens in schulischen Dingen gut sein, was mir auch relativ gut gelang, wenn man Latein und Physik ausließ.

Mit meinem Kopf in die eine Hand gestützt und mit der anderen sorgfältig über die in die Seite eingravierten Pünktchen fahrend, zuckte ich zusammen, als ein Klopfen die Stille durchbrach. Ich war konzentriert gewesen und hatte außerdem ein sehr empfindliches Gehör, wann verstand meine Mutter das endlich?
"Was?", seufzte ich genervt, mein Kopf zurück in die Handfläche legend. Die Tür wurde geöffnet und sofort stieg ein köstlicher Duft in meine Nase. "Oh mein Gott, Essen", glücklich drehte ich mich in dem Drehstuhl herum und weitete vorfreudig meine Augen, vor Angewohnheit, da ich sie vor meiner Familie nicht zu verstecken brauchte.

"Nicht in der Nachhilfe erscheinen und dann noch nicht einmal etwas essen, also echt Jimin!" Mein Mund öffnete sich und ich schlug erschrocken die Hand vor mein Gesicht, um es zu verdecken. "Was zur Hölle machst du denn hier?!", rief ich und drehte ihm den Rücken zu. "Ich muss doch schauen wie es dir geht", meinte die mir so bekannte tiefe Stimme amüsiert und stellte einen Teller neben mir auf den Schreibtisch.
"Danke...", murmelte ich, noch immer überfordert mit seinem plötzlichen Erscheinen. Ob mein Zimmer aufgeräumt war? Ob meine Haare und mein Gesicht sehr schlimm aussahen? Ich schlug mir die Gedanken schnell aus dem Kopf und ließ ihn weiterhin gesenkt über den Schulkram hängen.

"Außerdem wollte ich dich fragen, wie es mit der nächsten Woche aus-"
"Vergiss es!", unterbrach ich Yoongi schnaubend und verschränkte wieder meine Arme, worauf ich einen tiefen Seufzer aus seiner Richtung vernahm. "Komm schon. Jeder kommt mit, Jimbles."
"Dann hast du ja genügend andere Idioten, die du nerven kannst", brummte ich und unterstrich meine Aussage mit einem Schnauben.

Doch anstatt, dass er beleidigt wegging spürte ich Yoongi's warme Hand, welche mir so oft schon ein undefinierbares gutes Gefühl übermittelt hatte, auf meiner Schulter. "Aber du bist der Idiot, den ich nerven will", flüsterte er fast schon, nahe an meinem Ohr, weshalb sich dort eine Gänsehaut ausbreitete. "Lass das, Yoongi...", auf einmal klang meine Stimme nicht mehr so bestimmt und selbstsicher.
"Montag, 8:30 fährt der Bus. Sei besser pünktlich, Chim."
"Hör auf, mich so komisch zu nennen!", beschwerte ich mich, was er mit einem amüsiertem Lachen quittierte.

Zu gerne würde ich dieses Lachen sehen. Ob sich seine Augen dabei verkleinerten? Wie seine Lippen wohl aussahen, ob er beim Lachen Grübchen bekam oder eine komplett glatte Haut hatte?
"Denk daran, es sind zwei Wochen. Und jetzt iss etwas und überanstrenge dich nicht!" Ich gab nur ein 'pff' von mir, da verließ mich seine Wärme schon wieder und er war verschwunden.

Das Lächeln, welches nun wie jedes Mal auf meinem Gesicht lag, konnte ich wohl einfach nicht verdrücken geschweigedenn leugnen.

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1050

Ich versuche, diese Geschichte eher kurz zu halten, deshalb die paar Zeitsprünge zu Beginn '^^

Don't Be Blind | Yoonmin | abgeschl. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt