27 ›› silence

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"Geht es dir besser?"

Könnte ich sehen, würde mein Blick wahrscheinlich im Moment gerade aus auf einen unbedeutenden Gegenstand gerichtet sein. So aber machte ich mir gar nicht erst die Mühe, mich auf irgendetwas zu konzentrieren.

"Ja", gab ich also abwesend zurück. "Gut", kam es neutral von Richtung der Küche. Seitdem ich aufgewacht war, war ich schon etwas neben der Spur, wahrscheinlich brauchte ich noch Wochen Zeit, bis ich endlich das alles verdaut hatte.

Erst als ich Hände auf meinen Schultern spürte, die sich von hinten auf diese legten, wurde mir Yoongi's Nähe bewusst und ich neigte den Kopf leicht. "Geht es dir besser, Jimin?", wiederholte er seufzend die Frage. "Ja, habe ich dich gesagt", meinte ich nur und ließ meinen Kopf wieder leicht nach vorne hängen.

"Und geht es dir gut?"
Meine Hände spannten sich an und ich begann den Kopf leicht zu schütteln. Tatsächlich zuerst nicht als Antwort auf die Frage sondern auf die Weise, wie er es immer wieder schaffte, mich in eine Zwickmühle zu bringen. Gleichzeitig erweckte er erneut das verblasste Gefühl in mir, dass jemand auf mich Acht gab und sich sorgte.

"Nein", erwiderte ich nun also, meine Stimme dennoch genauso neutral gehalten wie die Male davor. Daraufhin ließ er wortlos meine Schultern los, welche daraufhin unbemerkt ein wenig in sich zusammensackten und ich stieß einen kleinen Seufzer aus.

Dann spürte ich aber auf einmal, wie sich die Couch neben mir ruckartig bewegte und keine Sekunde später warf sich auch schon ein Körper gegen mich. "Mach doch so etwas nicht!", schrie ich erschrocken, doch genoss tatsächlich den kurzen Augenblick, in dem mein Herz aussetzte und anschließend zu rasen begann.

Als Yoongi's Lachen erklang und er seine Arme um mich schlang, bildete sich sofort ein breites Lächeln auf meinen Lippen. Mein Herz raste weiter und die Wärme in meinen Wangen ließ diese leicht kribbeln.

Unsicher erwiderte ich die Umarmung und musste sofort an die vergangene Nacht zurückdenken, weshalb mein Kopf, welchen er zum Glück nicht sehen konnte, eine noch dunklere Farbe annahm. Ich hätte in einer normalen Situation nie den Mut zu so einer Tat oder gar solchen Worten gehabt.

Ich hatte ihm meine Liebe gestanden und er hatte mich nicht abgewiesen.

Und dann schwirrte plötzlich das Gefühl dieser weichen, atemberaubenden Lippen in mein Gehirn und ich verspannte mich automatisch, griff etwas stärker in sein Shirt. "Alles gut?" Ich nickte heftig als Antwort und hielt ihn noch fester, in der Hoffnung er würde nicht loslassen und so mein knallrotes Gesicht sehen können.

"Was ist denn los?", fragte Yoongi jedoch nun etwas bedrückt, da ihn die Situation womöglich an die letzten Male, in welchen ich so in seinen Armen zu weinen begonnen hatte, erinnerte.

"Wirklich nichts-", brachte ich noch hervor, doch er drückte mich schlussendlich kräftig gegen meine schwächeren Arme von sich. Ich presste die Lippen aufeinander und drehte den Kopf leicht auf die Seite, da mein Kopf noch immer zu qualmen schien.

Erneut war es seine Lache, welche die peinliche Situation durchbrach. "An was denkst du denn jetzt?" Überrascht öffnete ich meinen Mund und wollte nach Worten suchen, doch fand diese leider nicht.

Hatte er die letzte Nacht einfach vergessen? Vielleicht hatte er aber auch alles nur für einen Traum gehalten, da ich früh morgens schon aus dem Bett gekrabbelt war.

"Mir geht es nur nicht so gut. Ich hatte nicht viel Schlaf", presste ich hervor und schenkte ihm ein kleines Lächeln. "Achso", gab er etwas skeptisch von sich. "Kannst du dich denn noch erinnern... warum du wenig Schlaf hattest?"
Hektisch schüttelte ich einfach meinen Kopf, stand dabei auf und verließ den Raum in der Richtung zu meinem Zimmer.

Don't Be Blind | Yoonmin | abgeschl. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt