15 ›› questions

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"Hyuna. Wo willst du bitte jetzt noch hin?"

"Ä-ähm... auf die Toilette?", kam es in einer höheren Stimmlage von ihr, doch Yoongi quittierte dies mit einem kalten, ungläubigen Lachen, welches mir wahrhaftig einen Schauer über den Rücken laufen ließ. "Versuch's gar nicht erst, du bleibst da." Hyuna jedoch stampfte genervt auf den Boden. "Wollen Sie uns jetzt hier drinnen einsperren und dafür sorgen, dass wir alle an der selben Luft ersticken?"

Yoongi zog scharf die Luft ein, während ich meine anhielt. "Jimin wollte nach draußen", hängte sie schnell daran. "Achso?", kam es etwas überrascht nun von ihm, doch dann räusperte er sich. "Ihr wisst genau, dass ihr jetzt nicht mehr nach draußen dürft."
"Aber ihm geht es nicht so gut", quengelte Hyuna. "Ihm geht es nicht gut?", wiederholte Yoongi skeptisch. Ich presste nur die Lippen aufeinander und zog die Beine wieder ganz nah an meinen Körper. "Wenn er wieder einen Zusammenbruch hat, dann sind Sie Schuld!"
"Hyuna!", warnte ich sie.

"Na schön, dann geh 10 Minuten an die frische Luft, Jimin." Und wieder einmal überraschten mich seine Worte. Auch wnen sie noch so neutral und etwas schmerzhaft ausgedrückt waren. "Danke! Komm, Ji-"
"Ich denke nicht, dass du mit ihm gehen musst!", unterbrach Yoongi sie jedoch sofort und legte hörbar seine Sachen auf die Seite. Ich schnalzte genervt mit der Zunge. Tatsächlich hatte ich keine große Lust, alleine nachts in einem fremden Haus oder gar im Wald herumzuirren.

"Aber Sie können ihn doch nicht alleine raus schicken!", bestritt Hyuna empört seine Aussage. Der Betreuer stöhnte genervt auf. "Sind Jennie und Eunji nicht langsam mal da?"
"Warum würden Sie die beiden denn mit ihm raus lassen, aber mich nicht?" Sie verstand offensichtlich die Welt nicht mehr. Doch ich tat es im Moment genauso wenig. "Du hängst genug mit ihm herum, findest du nicht auch?", antwortete Yoongi nur gleichgültig und stand dann auf.

"Jimin. Steh auf. Ich muss wohl oder übel die Aufsicht übernehmen."

Ich schüttelte langsam den Kopf.

Abstand zwischen uns bringen, meinen Kopf frei bringen, vielleicht über die ein odere andere Sache sprechen, welche genau ihn betraf, das wollte ich. Und nun schaffte er es, es mir noch schwerer zu machen?

"Entweder mit mir oder gar nicht."

Widerwillig erhob ich mich also. Hyuna ließ ihm Vorbeigehen ihre Hand über meinen Rücken fahren. "Viel Glück", flüsterte sie mir zu, was mich nur noch nervöser machte.

Ich zog mich an und griff gerade nach meinem Stock, während Yoongi auf mich wartete, als er einen Laut von sich gab, sich jedoch selbst unterbrach. "Hm?", machte ich und blieb für einen kurzen Moment stehen. "Äh, nichts, komm einfach", murmelte Yoongi schnell und öffnete die Tür. Schweigend folgte ich dem Betreuer durch den Flur, das nervige Geräusch meines Blindenstockes dabei wieder im Vordergrund.

"Es ist ziemlich kalt und spät."

"Ich weiß", gab ich leise zurück und ging trotzdem an Yoongi vorbei hinaus in die abgekühlte Nachtluft. Ich stand vorerst unbeholfen herum, als Yoongi seufzte und mich mit seiner Stimme zu sich wies, mich auf die Bank zu setzen.

Der Boden unter uns bestand aus kleinen Steinchen und ich scharrte mit meinen Schuhen in ihnen, da mich die Stille wie befürchtet nicht wirklich beruhigte.

"Könntest du das bitte unterlassen?", fragte Yoongi gereizt. "Ich habe nicht darum gebeten, dass d- Sie mich begleiten", brummte ich daraufhin und verschränkte die Arme. "Das ist aber meine Pflicht, junger Mann. Eigentlich dürftest du garnicht mehr raus. Außerdem geht es dir anscheinend gar nicht so schlecht, wie man merkt."

"Leider ist da aber diese eine Person, welche es unmöglich macht, dass ich mich länger ohne weiteres in dem Raum aufhalten kann!"

Kurz konnte man nur meinen schnellen Atem hören, ehe ich peinlich berührt meinen Kopf auf die andere Seite drehte. Der Wind wehte nur leicht, sodass die Temperatur auszuhalten war und entfernt gab sich auch ein Uhu zu erkennen.

"Achso", kam es dann von ihm, aussagelos warf er dieses Wort einfach in die Luft. "Du weißt, wen ich meine. Tu mir einen Gefallen und tu wenigstens vor mir nicht so, als würden wir uns nicht kennen."

"Ich dachte, es wäre so angenehmer für dich?" Auch Yoongi schaffte es nicht, seine Stimme ruhig zu halten, er schien ziemlich überrascht, doch auch unsicher. Alles was ich tat, war, ironisch aufzulachen und meinen Kopf in den Nacken zu legen.

"Dir gefällt es einfach, mit Menschen zu spielen, oder? Ich kannte dich nicht, ich habe mich viel zu schnell auf dich eingelassen. Wie konnte ich eigentlich so dumm sein?" Erneut lachte ich auf, doch verstummte diesmal schneller. Yoongi's Reaktion kam, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und trotzdem traf es mich mehr, als es sollte. Trotzdem verletzte mich der Fakt, dass er darauf keine Antwort hatte, mehr, als er sollte.

Ich wartete extra noch einen Moment, obwohl die Hoffnung in mir schon längst hätte ersetzt sein sollen durch logischen Menschenverstand.

"Wir sollten gehen", kam es also fast tonlos aus mir und ich stand auf. "Jimin." Genervt entzog ich mein Handgelenk seiner Hand. "Was 'Jimin'? Ich denke nicht, dass es noch irgendetwas zu sagen gibt. Ich hatte vorgehabt, mich bei dir zu entschuldigen, denkst du, mir hat das wirklich rein gar nichts bedeutet? Denkst du, das ganze ist mir wirklich so egal? Wie du über mich gesprochen hast...", die Stärke meiner Stimme ließ nach und ich holte tief Luft, entschied mich dann doch dazu, mich von ihm wegzudrehen.

Das Knirschen des Kieses und sein in die Jacke gehüllter Körper, welcher meinen kurz darauf nicht nur streifte sondern mir ziemlich nahe kam, überraschte mich. Ich senkte meinen Kopf, sodass meine Stirn den kühlen Stoff der Jacke wahrscheinlich an seiner Brust berührte.

"Es tut mir Leid, Jimin. Ich hätte nicht so über dich reden sollen und auch was ich vor anderen gesagt habe unter uns lassen sollen. Es ist nicht leicht für mich, hörst du? Es ist... verdammt nochmal njcht leicht. Bitte...glaub mir", sprach er langsam. Dabei fuhren seine Hände meine Arme vorsichtig entlang, bis er meine sanft umgriff. Ich wollte ihn wegdrücken, mich von ihm entfernen, doch ich konnte nicht.

Obwohl ich gerade solch ein komisches Gefühl und Wut auf Yoongi hegte, ließen mich seine Worte und Berührungen wie versteinert dastehen. Mich wieder von seiner guten Seite überzeugen. Fast als hätte ich es vermisst, ließ ich den sanften Druck seiner Hände zu, welche er auf die meinen ausübte.

"Und bitte verzeih mir auch noch ein nächstes Mal", hauchte er, sodass ich es fast nicht verstand, gegen meinen Schopf, ehe er plötzlich von mir abließ und mir den Stock in die Hand gab .

"Wir sollten wieder zurück gehen. Es ist spät."

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Don't Be Blind | Yoonmin | abgeschl. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt