~35~ Meine Geschichte III

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Eines Tages wanderte ich durch die Nebelberge und traf auf den Großorc in seinem Orcstollen.
Er ließ mich vor sein sogenanntes Gericht führen, welches aus ihm bestand.
Er hatte vor, mich zu foltern. Mich aus zu weiden. Und so weiter und so fort. Du weißt ja, wie es so tickt...
Ich jedoch lächelte nur darüber und tötete sein halbes Volk.
Jetzt weißt du auch, woher dieser fette Haufen Orc und ich uns kennen.

Wobei diese Begegnung noch die Harmlose war.
Zwei Jahre später wanderte ich gen Norden, Richtung Angmar.
Meine Kräfte warnten mich, dass etwas in Anmarsch war. Nur kam die Warnung wie so oft zu spät und schon stand er vor mir. Azog der Schänder...

Ich hatte das Pech, dass er genau das gleiche Metall als Fessels benutzte, wie Thraduil damals.
Doch anders als der Elb hatte der Orc nicht vor, mich zu töten.
Er führte mich in sein unterirdisches Versteck, in dem es sehr, sehr viele Zellen gab. Und in jeder dieser Zellen waren zwei Hautwechsler eingesperrt und angekettet. Sie sahen alle samt elendig aus.

Bloß eine Zelle war noch nicht doppelt besetzt, um es nett aus zu drücken.
In diese Zelle wurde ich geworfen und an die Wand gekettet.
Mein Zellengenosse war kein geringerer als Beorn.
Er erzählte mir, dass Azog Spaß daran hätte, Hauswechsler zu foltern und sie zu quälen.

Und genau das selbe machte er auch mit mir. Azog brachte mich jeden elendigen Tag zu sich an seinen sogenannten Thron, was eher nach einem Erdhaufen aussah, und ließ mich foltern. Schnitt mir Arme und Beine ab, um zu sehen, wie sie sofort wieder anwuchsen. Es machte ihm Spaß, mich bis an die Bewusslosigkeit zu quälen. Minute für Minute. Stunde für Stunde. Tag für Tag. Woche für Woche.

Beorn hat sich liebevoll um mich gekümmert, wenn er nicht gerade selbst gefiltert wurde.
Eines Tages sahen wir dann unsere Chance zu fliehen.
Beorn schaffte es der Wache den Schlüssel zu klauen, mich zu befreien und dann konnten wir gemeinsam fliehen. Wir hätten die anderen Hautwechsler auch mitgenommen, hätten sie... hätten sie noch gelebt.
Azog hatte sie alle samt getötet...

Daher kenne ich Beorn. Daher keine ich Azog und daher kann ich die schwarze Sprache verstehen. Ich bin ja so froh, dass dieser Abschaum endlich tot ist!

Naja, jedenfalls ging ich nach einer Weile, in der ich mich erholt habe, wieder fort.
Ich bekam von dem Überfall auf den Erebor mit, welcher von Smaug ausgeübt wurde. Und so zog ich um ein neues zu dem einsamen Berg, um zu helfen.
Was dann passiert ist weißt du ja bereits.

Das war sie, meine Geschichte.
Das war alles, was ich je erlebt habe.
Alles wichtige zumindest.
Keine außer du kennt die ganze Geschichte.
Nicht einmal Elrond.
Ja, er kann es sich erahnen, aber er weiß noch lange nicht alles.
Diese Geschichte begann vor 6212 Jahre her.
So alt bin ich jetzt schon."

Damit beendete ich meine Geschichte. Unwissend, wie Thorin reagieren würde.
Bangend, ob er überhaupt etwas sagen würde.
Abwartend schaute ich ihm in seine unglaublich blauen Augen, in denen ich versinken könnte.
So viele Gefühle spiegelten sich in ihnen wieder, dass ich nicht wusste, was auf mich zu kommt.

Ellenlang saßen wir einfach nur da und schwiegen. Die Luft schien vor Anspannung, vor meiner Abspann, zu knistern.
Doch endlich brach mein Gegenüber diese schreiende Stille. Und das was er sagte, traf mich wie ein Schlag.

,,Ich liebe dich dennoch."

Stille.
Nichts.

,,W... was?"

Ich konnte nicht fassen, was er da sagte. Wie konnte jemand mich lieben?!

,,Du hast mich schon verstanden.
Fenna, ich liebe dich.
Egal, wie alt du bist.
Egal, woher du kommst.
Egal, was du gemacht oder erlebt hast.
Ich liebe dich. Und das schon seit langem." wiederholte er sich für mich und schaute mich mit dieser unendlichen Liebe in den Augen an.

,,Ich liebe dich doch auch, verdammt!" erwiderte ich überraschenderweise. Denn endlich konnte ich mir meine Gefühle für diesen Zwerg eingestehen.
So lange hatte ich sie verdrängt und nicht wahr haben wollen. Doch jetzt, jetzt wo Thorin mir seine Liebe gestanden hat, da konnte ich es endlich klar und deutlich sehen.
Ich liebte ihn auch!

Ein unglaublich breites Lachen zierte sein Gesicht und ich musste ebenfalls lächeln.

,,Du hast mich doch mal gefragt, Thorin, ob ich nicht bei dir im Berg leben möchte."
meinte ich nach einer Weile, in der wir uns einfach gegenseitig und verliebt in die Augen schauten.

,,Ja, das habe ich. Hast du etwas eine Antwort?!" wollte er begeistert und gespannt wissen.

,,Mm, das habe ich."

Das Geheimnis um FennaWhere stories live. Discover now