~7~ Viele Namen

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Zu meinem Überraschen beließen sie es dabei und akzeptierten meine knappe Antwort. Sie freuten sich einfach nur, dass ich wieder wach war.
Noch lange unterhielten sie sich über dieses und jenes. Die ganze Zeit über spürte ich die forschenden und fragenden Blicke von Thorin und Dwalin auf mir. ,,Fragt ruhig." meinte ich an die Beiden gewandt. Überrumpelt stotterten sie sich einen zurecht. ,,Ähm... was meinst... also... Ach verdammt." fluchte Dwalin ertappt. Damit hatte er natürlich die ganze Aufmerksamkeit aller anderen.
Naja, außer die von Gandalf. Der war eh die ganze Zeit mit sich selbst beschäftigt und brummt irgend etwas in seinen Bart.
,,Woher kennst du uns und warum kommst du uns beiden irgend wie bekannt vor?" fragte Thorin in einem vollständigen Satz. Nachgiebig seufzte ich. ,,Nun gut. Ich kenne jeden Zwerg hier in Mittelerde. Wirklich jeden. Naja, ich habe jeden beobachtet. Und ihr seid mir dabei eben im Gedächtnis geblieben. Bildet euch nichts drauf ein. Das hatte einen Grund.
Daher kenne ich euch alle. Ihr zwei denkt, dass ihr mich woher kennt. Das stimmt auch, ihr hattet schon mal mit mir zu tun. Nur könnt ihr euch nicht daran erinnern." antwortete ich wahrheitsgemäß. ,,Du hast uns alle beobachtet?! Wie gruselig." stieß Fili entsetzt hervor. ,,Und was soll das für ein Grund sein? Welcher Grund ist so plausibel, dass er rechtfertigt, alle Zwerge zu beobachten?" stimmte ihn sein Bruder entgeistert zu. ,,Meine Neffen haben Recht. Das muss ein sehr guter Grund sein. Und warum können Dwalin und ich uns nicht mehr an dich erinnern?" wollte Thorin fordernd wissen. ,,Die Wanderin. Die Frau der tausend Gesichter. Die Hexe. Die Dämonin. Die Wissende. Fann. Feri. Fina. Sagt euch einer dieser Namen etwas?" Ich guckte weg, wollte nicht die Verachtung in ihren Augen sehen. Doch keiner gab irgend ein Zeichen der Verachtung von sich. ,,Sollten sie uns etwas sagen?" wollte Thorin wissen und ich glaubte, in seiner Stimme Mitgefühl zu hören. Als würde er wissen, was mich bedrückt.
,,Mir sagen sie etwas. Fenna, die Zwergin der vielen Vorurteile. Eine kalte, unnahbare und mysteriöse Zwergin, die so einiges drauf hat. Ihr Name kennt jeder - fast jeder - doch ob im guten oder schlechten Sinn, liegt ganz bei der Person, die ihn in den Mund nimmt. Eine Zwergin, die dir entweder gut oder schlecht gesinnt ist. Es heißt, dass sie sogar schon einige Zwerge umgebracht hat. Man sollte vorsichtig sein, wenn man ihr begegnet. Diese Zwergin bist du. Richtig?" ergriff Gandalf düster das Wort. Alle starrten mich mit offenen Mündern und großen Augen an. Ich sah ihnen Entsetzten, Misstrauen, Kälte, Verwirrung und noch so einiges mehr an. ,,Ja, genau diese Zwergin bin ich. Leider..." murnelte ich niedergeschlagen. Manchmal hasste ich es, ich zu sein. Doch manchmal mochte ich es auch. Es war ein Misch Masch. ,,Ich nehme an, du bist uns gut gesinnt, nicht Fenna?" lächelte mich Thorin aufmunternd an. Und beruhigte so seine Gefährten. Überrascht schaute ich ihn an. ,,Du verteidigst mich? Du willst mich nicht los werden?" ,,Warum sollte ich?" Er zuckte mit den Schultern. Als wäre nichts schlimmes passiert. ,,Du hast uns jetzt schon aus drei prikeren Situation geholfen. Wer weiß, was ohne deine Hilfe passiert wäre." sagte er so gleichgültig wie nur möglich. Doch seine Augen sprachen eine andere Sprache. Sie zeigten mir Vertrauen! ,,Danke. Thorin." atmete ich erleichtert aus. ,,Ich... ich lege mich schlafen. Ihr solltet das auch tun. Wir haben noch einen langen Weg vor uns." Dieses Gefühl hatte ich noch nie. Das Gefühl des Unbehagen. Jedenfalls nicht in einer solchen Situation. ,,Sie hat Recht. Löscht das Feuer. Schlaft." befahl der Prinz in seinem all zu bekannten autoritären Ton. Sofort wurde ihm Folge geleistet und keine Zehn Minuten später lagen alle auf ihren Schlafplätzen und schliefen. Nur ich war noch wach.

Da ich nicht schlafen konnte, stand ich auf und ging zu einem nahegelegenen Bach. Lauschte einfach dem Plätschern des Wassers.
,,Mach dir keine Sorgen. Wir vertrauen dir. Und wenn du uns vertraust, erzähle uns von dir. Aber nur, wenn du dich dazu bereit fühlst." flüsterte jemand hinter mir. Ich erkannte Thorin an seiner beruhigenden, rauen Stimme. Als ich mich umdrehte, stand er majestätisch vor mir. ,,Danke. Für alles."

Das Geheimnis um FennaWhere stories live. Discover now