Kapitel #24

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Er lag immer noch in meinem Bett und ich sah, wie seine Schultern sich hoben und wieder senkten. "Cameron?", sagte ich, aber es war nicht viel mehr als ein Flüstern. Langsam ging ich auf ihn zu und kniete mich vor sein schlafendes Gesicht.
Zugegebener Maßen... Er sah wirklich gut aus, auch während er schlief, und er schien zu diesem Zeitpunkt wirklich friedlich, was mich wieder auf sein Knurren am vorherigen Abend brachte. So kann das nicht laufen., dachte ich mir und nahm mir vor es eventuell später nochmals anzusprechen.

Einer meiner Mundwinkel zog sich instant nach oben und plötzlich sah ich, wie seine langen Wimpern begannen, sich zu bewegen. Er blinzelte ein paar Mal, bevor er die Augen richtig öffnete und ich sprang mit knallrotem Gesicht ein Stück nach hinten, sodass ich fast umkippte.
"Guten Morgen, Lucy", sagte er mit rauer und tiefer Stimme, während sein Blick an meinen Augen hing, bevor er mich anzüglich musterte. Ich wandte ihm den Rücken zu und murmelte: "Morgen, Cameron."

"Wie bist du gestern eigentlich hergekommen?", schoss es mir in den Kopf, als ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Auto unserer Nachbarn erblickte. Ich konnte sein Grinsen praktisch heraushören, als er entgegnete: "Zu Fuß, Süße. Du solltest dir eher Sorgen um meine Schuhe machen."
Scheiße!
Erstens sollte es nicht so herüberkommen, wie es das wahrscheinlich war, obwohl er es scheinbar mit Humor nahm. Etwas Spottendes schien in seiner Bemerkung Platz zu nehmen.
Zweitens musste ich mit allen Mitteln hoffen, dass sie Mom und Dad noch nicht aufgefallen waren. Dad hatte sich bei Brandon nie schwer getan, da er ihn gut gekannt hatte. Von Cameron hatten wir hingegen seit Jahren nichts mehr gehört...

Ich biss mir auf die Lippe und drehte mich zu ihm um. "Lucy, das wird schon. Was sollen sie denn großartig sagen? Du bist mittlerweile erwachsen und sogar fast volljährig.", sagte er, als er mein scheinbar zu bedrücktes Gesicht sah.
Er hat Recht. Sie sind zwar meine Eltern, aber selbst sie können nicht alles unter Kontrolle haben, was in meinem Leben vor sich geht.

"Ja, komm mit.", sagte ich und versuchte wenigstens ein bisschen zu Lächeln, auch wenn meine krause Stirn meine Unsicherheit verriet. Er nickte kurz und wir verließen zusammen mein Zimmer. "Ich weiß ja nicht, wie du... oder ihr damit umgeht, aber ich wäre dir wirklich dankbar, wenn du versuchst dich normal zu verhalten.", entgegnete ich leise.
"Lucy, falls du es vergessen haben solltest, ich bin nicht erst seit einer Woche nicht wie ihr. Ich bin bereits mein gesamtes Leben so.", erklärte er belustigt. Darauf konnte ich nichts weiter als ein Nicken erwidern und ging weiter, bis wir die Küche betraten.

"Morgen", sagte ich und beide sahen auf. Zuerst lächelten beide und dann richtete sich ihr Blick auf etwas oder eher jemanden hinter mir. Cameron.
Unbeirrt durch ihre Reaktion setzte ich mich auf meinen Stammplatz und zog den Stuhl neben mir ein Stück von Tisch ab.
Cameron wartete nicht darauf, von mir aufgefordert zu werden und sah mich nur dankend an.

Der Tisch war zwar schon gedeckt, allerdings natürlich für eine Person zu wenig. Ich stand auf und nahm ein weiteres Gedeck aus dem Schrank. "Trinkst du Kaffe oder möchtest du etwas anderes?", fragte ich, während ich die Sachen auf den Tisch stellte.
"Danke, einen Kaffe, bitte.", erwiderte er und ich nahm es nickend zur Kenntnis. Bevor ich mich erneut zur Theke drehte, bemerkte ich Moms verwunderten Blick auf mir, beachtete ihn vorerst aber nicht weiter.

Unter dem Wolfsmond [ABGESCHLOSSEN] (Fortsetzung folgt) Where stories live. Discover now