Kapitel #17

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Ich zog die Tüten unauffällig näher an mich heran und stellte die Unterwäsche in die größere Tüte hinein. "Ist alles in Ordnung, Lu?", hakte Hanna besorgt nach, was aufgrund meines seltsamen Verhaltens auch verständlich schien. Ich schüttelte kurz den Kopf, entgegnete dann jedoch: "Ja, mir geht es gut. Alles ist in Ordnung."

Unwillkürlich muss ich schlucken und ziehe es nicht mal in Betracht, mich umzudrehen. Als der Kellner wieder an unseren Tisch kam, da wir offensichtlich bereits wussten, was wir nehmen wollten, hörte ich instant ein leises Knurren.
Ich verspannte augenblicklich und verkrampfte mich noch mehr auf dem Stuhl. "Was hätten Sie gerne?", fragte er in unsere kleine Runde und Hanna sagte sowohl ihre, als auch meine Pizza an. "Okay, das dauert dann jetzt einen kurzen Moment.", entgegnete er und wollte sich gerade abwenden, als Hanna ihn noch kurz zurückrief.
"Sagen Sie", sagte sie, "Es gibt da noch etwas, das ich gerne hätte, aber es stand nicht auf der Karte." Sie zog ihr Handy hervor und entsperrte es. Dann hielt sie es ihm hin und sagte: "Leider habe ich Ihre Nummer nicht gefunden."
Mir blieb fast die Luft weg und beinahe hätte ich mich an meiner Spucke verschluckt. Hanna war innerhalb der letzten Jahre so extrovertiert geworden, obwohl sie immer das kleine, stille und schüchterne Mäuschen gewesen war.

Er füllte anscheinend die Kontaktfelder aus und reichte ihr das Handy zurück. "Vielen Dank, Andrew.", sagte sie leise, als er sich vom Tisch abwand und siegessicher zeigte sie mir ihr Handy.

Ich konnte nicht anders, als lachend und ungläubig den Kopf zu schütteln. Langsam hörte ich dann auch das Knurren hinter mir verklingen und ich atmete ein Mal tief durch.
"Ist wirklich alles okay?", hakte sie nochmals nach und riss mich aus meinen Gedanken. Ich nickte nur mit einem kleinen Lächeln im Gesicht und Hanna nahm es still zur Kenntnis.

Während wir auf das Essen warteten, erzählten wir und hin und wieder wurden wir auch mal ein bisschen lauter. Der Abend war voller Gelächter und letztendlich sagte Hanna irgendwann: " Tut mir Leid, das jetzt so zu sagen, aber ich bin froh, dass ich meine alte Lucy wieder habe. Brandon hatte dich mir irgendwie weggenommen. Du hattest keine Zeit mehr für mich..." Bedrückt richtete sie ihren Blick auf das letzte bisschen Pizza, welches noch auf ihrem Teller war.
Ich streckte ihr über den Tisch meine Hände entgegen und nahm ihre vorsichtig in meine. "Das hättest du mir doch sagen können.", entgegnete ich und hätte sie am liebsten herzlich umarmt, allerdings gab es da ja noch den Restauranttisch.
"Ja, aber du sagst so glücklich mit ihm aus.", sagte sie und plötzlich hörte ich hinter mir, wie ein Stuhl quietschen vom Tisch abgerückt wurde.

Mir war klar, dass es Cameron war und er bewusst provokant nahe an mir vorbei Richtung Ausgang ging.
"Das ist kein Grund, seine beste Freundin zu vernachlässigen. Es tut mir Leid.", sagte ich und stand auch auf. "Entschuldigst du mich kurz? Ich brauch doch kurz frische Luft.", entgegnete ich.
"Klar", erwiderte sie, "Ich passe auf deine Tüte auf." Dieser Versuch mich noch kurz zu necken, bevor ich ging, war ihr geglückt. Das musste man ihr lassen.

Unter dem Wolfsmond [ABGESCHLOSSEN] (Fortsetzung folgt) Where stories live. Discover now