Kapitel #48

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"Lu, ich weiß nicht. Ich kann das nicht...", sagte Cameron plötzlich leise, mit merkbar rauer Stimme an mein Ohr. Es war in Ordnung für mich und ich nahm wahr, dass er auf einmal eine große Verwundbarkeit ausstrahlte. Er schien unsicher mit etwas zu sein und ich nahm es hin. Ich wollte ihn zu nichts drängen. Ich gab ihm einen kleinen sanften Kuss, flüsterte danach "Ok" und lächelte ihm zurückhaltend zu.
Die Hitze und Spannung waren verschwunden, aber es war nicht unangenehm. Ich war sogar froh, dass er so ehrlich war und es gesagt hatte. Als er sich aufrecht hinsetzte, dachte ich kurz nach und mir fiel etwas ein. Ich sprang auf und rannte aus dem Raum. "Bin gleich wieder da.", rief und mir war bewusst, dass er mir wahrscheinlich verwirrt hinterher sah. Ich öffnete oben meinen Schrank, packte alles, was wir nun brauchten und stolperte fast über die Decke ins Wohnzimmer. Cameron warf mir einen erschrockenen Blick zu und sah so als wäre er kurz davor aufzuspringen. "Tut mir Leid.", entgegnete ich und zog entschuldigend die Augenbrauen hoch.

Ich schmiss das Zeug neben ihn auf die Couch, zog die Vorhänge zu und reichte ihm meine Hand. Er stand auf, als ich ihn vorsichtig hochzog und drehte ihm meinen Rücken zu. "Machst du ihn auf, bitte?", fragte ich und nahm mein Haar zur Seite, damit er den Reißverschluss öffnen konnte. Ohne nachzufragen machte er ihn auf, da er wahrscheinlich schon gesehen hatte, was auf dem Sofa neben ihm gelegen hatte. "Danke", murmelte ich, strich die Träger von den Schultern, zog meinen Hoodie an und das Kleid darunter heraus. Er musterte mich kurz und lächelte aufrichtig. Der Bund reichte bis knapp zur Hälfte des Oberschenkels, aber es störte mich nicht. "Ich hab dir auch einen mitgebracht.", sagte ich und deutete auf den anderen oversized Pullover. Ohne darauf zu achten, was er tat, schaltete ich den Fernseher an und öffnete unser neu erworbenes Netflix. Ich drehte mich wieder um und er war bereits umgezogen. Das Blau stand ihm, aber er war größer, wodurch es seiner Konfektionsgröße mehr ähnelte und das Oberteil auch nicht so lang war. Genauso wie ich trug er keine Hose. Ich sah es als Gleichberechtigung an, aber mein Blick blieb ein paar Sekunden zu lang an seiner Boxer hängen.

Ich bedankte mich leise in Gedanken, dass er es nicht ansprach und schaltete das Licht per Schalter neben der Tür aus. Er saß schon auf der Couch, als ich mich wieder umdrehte, und breitete seinen einen Arm aus. Ich nahm das "Angebot" an und setzte mich dicht neben ihm hin, um dann die dünne Decke über unseren Beinen auszubreiten. Die Fernbedienung angelnd fragte ich: "Was möchtest du gucken?" Er zuckte die Schultern und das brachte mich dazu, mich noch mehr an ihn zu lehnen. "Nenn einfach ein Genre oder einen Begriff.", meinte ich und verdrehte den Kopf, um ihm in die Augen sehen zu können.
"Heißt das, ich darf dich jetzt auch einmal so angucken wie du mich, als du mich nur in Hoodie und Boxer gesehen hast?", erwiderte er mit hämischem Grinsen und ich gnuffte ihm mit meinem Ellbogen in die Seite. Ich begann leicht zu lachen. "Tut mir Leid. Sie saß nunmal ziemlich eng, junger Mann.", rechtfertigte ich mich und mein Lachen verstärkte sich. Sein Blick wurde provokant und er meinte: "Da siehst du mal, was du mit mir anstellst."
Wir beide schwiegen kurz, sahen uns an und begannen dann zusammen weiterzulachen. Na gut, Punkt für ihn, aber auch ein kleiner für mich. Ich genoss jedoch die Atmosphäre. Ich hatte kurz daran gezweifelt, ob sie so unbesorgt bleiben würde nach dem, was passiert war, aber alles lief glatt.
Ich hatte das Gefühl, diese Aufrichtigkeit hatte uns nur weiter zusammengeschweißt und er gab mir einen Kuss auf die Stirn, nachdem wir uns wieder einigermaßen beruhigt hatten. Dieses Gefühl war irgendwie wundervoll. Bei ihm hatte ich das Gefühl, all meine Sorgen vergessen zu können, und es herrschte eine Geborgenheit in mir und zwischen uns.

Das Programm des Abends fiel auf Outlander.
Irgendwann wurden meine Lider schwer und meine Eltern waren noch nicht wieder daheim. Langsam übermannte mich der Schlaf und gedämpft im Hintergrund hörte ich neben des Serieninhalts noch ein leises "Ich liebe dich", bevor ich komplett einschlief.

Tut mir verdammt Leid, dass so lange nichts kam, aber Danke für alle, die trotzdem an der Gesichte dran bleiben. Ich hoffe, dieses Kapitel kann man als kleine Entschädigung ansehen und auch vielen lieben Dank für 40'000 Views.
Ohne euch wäre die Gesichte an irgendeinem Punkt nicht das, was sie gerade ist. Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen, auch wenn ihr lange warten musstet. Ich gebe mir Mühe, wieder mehr zu schreiben. 💕

Unter dem Wolfsmond [ABGESCHLOSSEN] (Fortsetzung folgt) Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz