24. Kapitel

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Ich nahm die Jungs über die Vorraumtreppe mit nach unten. Dort zeigt ich ihnen die Zimmer.
Ich: hier unten ist eigentlich nichts besonderes.
Rich: Wir könnten doch hier feiern!
Joel: Da gibts doch noch nen Außenaufgang in den Garten!
Ich: Ja aber wir haben hier noch nichts in Betrieb und würden das gerne auch erstmal so lassen denke ich.
Zabdi: Ist okay. Gehn wir hoch.
Wir gingen wieder ins Erdgeschoss, wo ich ihnen die Küche zeigte.
Ich: Das Wohnzimmer kennt ihr ja schon, da hinten geradeaus durch ist das Bad und links Lisas, rechts mein Zimmer. Aber alles noch nicht 100% eingerichtet. Wir sind ja Dienstag beziehungsweise Mittwoch erst angekommen.
Joel: Echt? Dafür siehts schon ganz schön normalisiert aus.
Ich: Ha! Normalisiert? Überhaupt nicht! Aber danke.
Chris: Können wir trotzdem eure Zimmer sehn?
Ich: Lisas musst du Lisa fragen, meins ja. Kommt.
Wir gingen zu meinem Zimmer, ich öffnete die Tür und ließ sie vorgehen. Sie schauten sich ein bisschen um. Ich merkte, wie sich Chris alles genau anschaute, und dass ihm mein Chriszieisreal-Kissen ins Auge fiel. Er schaute es eine Weile an, als er merkte, dass ich es bemerkt hatte, drehte er sich aber schnell weg. Wie süß er doch ist! Mein kleiner Engel!
Rich: Wer ist das? (Zeigt auf ein Bild mit Alvi)
Zabdi: Ist das nicht der eine Spanier da?
Joel: Álvaro Soler oder?
Chris: Dein Bruder...
Ich: Ja. Eins der einzigen Bilder die ich mit ihm hab...
Chris: Tut mir Leid...
Ich: Kein Problem. Habt ihr alles gesehn?
Rich: Das Auto da ist geil!
Er zeigte auf das Auto, welches mir Alvi damals zu meinem 10. Geburtstag selbst zusammengebaut hatte aus alten Metall und Plastik Resten. Er hatte es mir wie als Abschiedsgeschenk damals geschenkt. Weil ich weiterziehen sollte. Damit ich was hab, was mich an ihn erinnert. Er wusste nicht, dass ich es immer noch hatte. Ich sah auf das Auto. Es war im Rückblick das einzige, was von damals geblieben ist.

Flashback

Ich war 9, Alvi und der Rest kamen gerade aus Tokio zurück. Er hat sein Abitur geschrieben. Ich hatte morgen Geburtstag. Und ich hatte meine Familie endlich wieder! Sie waren die ganze Zeit weg, ich lebte bei meinen Großeltern in Barcelona, weil der Flug und alles zu unsicher und schlecht für mich gewesen wäre. Mit 2 Jahren hätte ich das nicht mitgemacht. Also war ich bei Oma und Opa geblieben. Ich freute mich total, meinen Geburtstag nicht nur über Telefonate mit meinen Eltern und Geschwistern feiern zu dürfen. Ich schlief die Nacht nicht gut und schlich zur Hälfte der Nacht zu Alvis Bett rüber, denn er musste sich mit mir ein Zimmer teilen. Auch er war noch wach. Ich sah, wie er Tränen in den Augen hatte. Ich setzte mich zu ihm. Ohne ein Wort nahm er mich und drückte mich fest an sich. In seinen Armen schlief ich endlich ein. Am nächsten Morgen weckte er mich sanft mit einem "Alles Gute zum Geburtstag Mausi." Und einem Kuss auf die Stirn. Dann verband er mir die Augen, damit ich nichts sah und nahm mich hoch auf seinen Arm. Er trug mich ins Wohnzimmer und als dort alle gemeinsam "Happy Birthday" einstimmten, setzte er mich wieder ab und nahm mir die Augenbinde weg. Es waren viele Geschenke! Als wir am Abend beisammen saßen und ich mit Greg Autorennen spielte, kam Alvi mit dem Auto rein. Er überreichte es mir, mit Stolz aber auch mit Trauer. Ich wusste das nicht recht einzuordnen. "Das hab ich selbst für dich gebaut. Schau, hier ist der Motor, hier gehen die Türen auf, hier der Kofferraum, da der Auspuff..." Er erklärte mir das Auto in jedem kleinsten Detail. Er hatte an ALLES gedacht! Und das nur für mich! Und dann kam die Nachricht, von der ich nichts wusste und der Rest schon. Ich würde morgen nach Deutschland fliegen und dort in eine Familie kommen. Nicht, weil ich nicht in die Familie passte. Sondern weil ich nicht auf die deutsche Schule ging, aber deutsch können sollte. Und ein deutsches Abitur. Oder ähnliches. Ich war geschockt. Am Abend saß ich auf Alvis Bett und heulte. Da hat man grad seine Familie wieder und wird schon wieder weggestoßen! Alvi kam und nahm mich in den Arm. Er wusste, dass er mich nicht trösten konnte. Er war selbst traurig. Wir saßen da, Arm in Arm und weinten. Dann meinte er, wir sollten trotzdem versuchen zu schlafen und er wäre ja immer für mich da. Am nächsten Tag kam er mit nach München, um mich dort der Familie zu übergeben. Die Übergabe lief zwar schief und definitiv nicht nach unseren Vorstellungen, aber er hatte mir eine Mailadresse, eine Telefonnummer, sowie die Adresse seines besten Freundes für Post noch zugesteckt. Das war der Tag, an dem ich erwachsen wurde. Als ich von diesen Monstern aus dem Flughafen und von meinem Bruder weggezerrt wurde.

Chris umarmte mich und riss mich damit aus den Gedanken.
-Alles gut?
- Ja...nur...kommt grad alles wieder hoch...sorry...
- Wir können reden wenn du willst.
- Das Auto da-
Aber ich konnte nicht weiter. Ich brach in Tränen aus. Chris drückte mich an sich und die anderen kamen und streichelten mir sanft über den Rücken. Auch Lisa schien das jetzt bemerkt zu haben und kam voller Sorge zu uns. Als Joel ihr kurz die Lage erklärt hatte, rief sie Alvi an. Das war immer die letzte Lösung, der letzte Schritt, den sie eigentlich nur machte, wenn sie wusste, dass es gar nicht anders gehen würde. Alvi ging nach 3mal Klingeln ran.

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