7. Kapitel

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Wir hatten uns beide keine Wecker gestellt. Wegen der Zeitumstellung und Jetlag und so. Trotzdem wachte ich wie gewohnt um 10Uhr auf. Ich bin halt einfach kein solcher Mensch mit Jetlag. Ich hatte noch nie Jetlag. Ich checkte also wie am Tag davor Insta ab, kommentierte, likete, downloadete und screenshottete (heißt das so?) die Posts von allen möglichen Leuten denen ich folgte. Ganz genau aber nahm ich die Stories von unseren Jungs unter die Lupe. Sie schienen in Miami zu sein. Bingo. Wir auch. Ich stand auf, ging ins Bad und machte mich fertig für den Tag. Mittwoch. Wow. Ich klopfte leise an Lisas Zimmertür, um zu schauen, ob sie noch von Erick träumte oder schon durch seine Posts wandelte. Sie träumte noch. Und da wollte ich sie nicht bei stören. Ich finde es ja auch nicht gerade geil, wenn mich jemand aus meinen Chriszie-Träumen weckt. Ich ging in die Küche. Auf der Suche nach etwas Essbarem fiel mir auf, dass wir 1. nur noch ein paar Dollar hatten, und 2. kein Essen. Ich nahm mir, nachdem ich Lisa, falls sie noch aus ihren Träumen erwachen sollte, eine Nachricht geschrieben hatte, meine Schlüssel und die letzten paar Dollar und verließ das Haus. Als wir am vorigen Abend hergefahren waren, hab ich mir den Weg zum Supermarkt gemerkt. Mein Orientierungssinn ließ mich auch dieses Mal nicht im Stich und nach 15Minuten kam ich an, wo ich ankommen wollte. Ich zählte die restlichen Dollar zusammen. Wow. Noch 8$. Und davon Frühstück. Toll. Ich ging rein und suchte Cornflakes, Milch und Saft für 6$. In den USA werden, so hatte ichs mir beim Austausch gemerkt, die Steuern nämlich erst an der Kasse drauf gerechnet, beziehungsweise stehen die einfach nicht am Preisschild dran. Lieber hab ich dann noch Geld übrig als zu wenig. Mit einer trotzdem noch vorhandenen Ungewissheit, ob das Geld reichen würde, ging ich schließlich zur Kasse. Sie zog die drei Sachen drüber, schaute mich bedauernd an (ich sah wohl irgendwie arm aus oder so) und meinte "8 Dollars please." Ich atmete tief aus, gab ihr unsere letzten Pfennige, nahm das Essen und machte mich auf den Heimweg. Während ich heim lief, dachte ich über alles Mögliche nach. Am meisten über die Jungs. Ob es wirklich möglich war, sie hier zu treffen? Ich zweifelte. Aber ehe ich auch nur richtig zweifeln konnte, kam ich auch schon an. Ich öffnete die Tür, schloss sie hinter mir wieder und ging in die Küche. Die Nachricht lag noch unberührt da. Sie schlief also noch. Ich machte mir mein Frühstück und setzte mich an den Computer, um nach Arbeit zu suchen. Lowjobs gabs viele. Aber nicht mein Niveau. Vielleicht für den Anfang um etwas Geld zu haben, aber da würden wir schon was finden. Nach ein bisschen Recherche fand ich was perfektes. Sony Music Latin sucht Azubis, oder eben Mitarbeiter, für Studioarbeiten, Managingarbeiten, Tourarbeiten und andere Sachen. Ich bewarb mich online für die Studioarbeiten und die Tourarbeiten. Mal sehn was ich bekommen würde. Dann gabs sowas Ähnliches noch bei Universal. Auch da bewarb ich mich. Dann schaute ich nach etwas für schnelles Geld, da die Bewerbung bei Sony und Universal mit Assesment, Bewerbungsgespräch und anderen Auswahlverfahren bestimmt ein paar Monate dauerte. Ich fand einen Mechatroniker zwei Straßenzüge weiter, der Unterstützung brauchte. Ich bewarb mich und bekam nach ein paar Minuten die Antwort, dass alles perfekt wäre und ich am nächsten Tag anfangen könnte. Einarbeitungszeit zwei Wochen. Cool. Für Lisa fand ich auch was. Einige Musikmagazine suchten etwas. Und ich bewarb sie auch gleich für diese Stellen da bei Sony und Universal. Weil wir das beide mögen. Einen Schnelleinstiegsjob für sie fand ich aber nicht. Sollte sie später selber gucken, ich hatte ja einen für die nächsten Tage. Und bis ich mein erstes Gehalt bekommen würde, müssten wir uns halt einfach mit ner Packung Cornflakes, Milch und Saft über Wasser halten. Ich schaute auf die Uhr. Wow. Schon 1. Ich klopfte nochmal bei Mrs. Colón. Als sie nicht reagierte, nahm ich mein Handy und meine MiniAnlage aus Frankreich, baute sie in ihrem Zimmer auf und machte Se vuelve loca auf voller Lautstärke an. Und im selben Moment verschwand ich aus ihrem Zimmer und lachte mich vor ihrer Tür tot. Ich denk das ist ein gelungener erster Morgen in den USA für sie. So hat sie das verdient.

Leider griff sie das nicht so auf...
- SUZIE! MACH DIE MUSIK AUS!
Ich hörte wie sie Kissen schmiss. Hoffentlich ging die Anlage nicht kaputt! Langsam öffnete ich die Tür.
- Oh! Du bist ja schon wach.
- JA! WENN JEMAND SO LAUT MUSIK AN MACHT WIE KANN MAN DA SCHLAFEN?!
- Also ich träum dann immer von den Jungs.
- Scheiße die Jungs. Wo sind sie?
- Hier.
- Wo? Hier?
- In der Küche.
- Echt?
- Ja! Chris ist zum anbeißen!
- Du verarscht mich doch! Schon wieder!
- Und bist schon wieder fast reingefallen.
Ich stellte die Musik aus und brachte die Anlage ins Wohnzimmer. Lisa kam aus ihrem Zimmer.
- Wie viel Uhr ist es?
- halb zwei.
- WAS?! SCHON SO SPÄT? Weshalb hast du mich nicht früher geweckt?!
- Weil du noch geschlafen hast und ich dich schlafen lassen wollte, damit du nicht ganz so schlecht gelaunt den ersten Dienstag-Mittwoch überlebst.
- Wow. Danke.
Sie ging ins Bad, machte sich fertig und kam nach 10Minuten zu mir in die Küche.
- Gibts nur Cornflakes und Milch?
- Und Saft.
- Mehr nicht?
- Siehst du hier noch mehr Dollar?
- Oh...OUHHH! shit...
- Ja...
- Wie ist das mit Arbeit?
- Schau mal ich zeigte ihr das Portal im Internet da hab ich uns beide beworben. Und ich hab einen Schnelljob ab morgen bei nem Mechatroniker oder so zwei Straßen weiter, damit wir morgen Abend gescheit was essen können.
- Ohh, gut. Muss ich mir auch was suchen.
- Mach das.
Ich überließ ihr den Laptop und sie suchte sich einen Schnellgeldjob während sie die Cornflakes aß.

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