Diese Fragen hatten an mir genagt, seit ich Fuß auf den Boden der Akademie gesetzt hatte, denn eines wusste ich: Wenn die Geschichten, die man sich in Alfheim über uns erzählte, denen aus der Gemeinschaft ähnelte, die wir über die Lichtalben weitergaben, dann bestand keine Chance auf ein friedliches Zusammenleben.

Bis auf das Geräusch meiner Sneaker auf dem polierten Stein war es unheimlich still. Für einen Moment zog ich in Betracht, mich verlaufen zu haben, aber die Türen trugen Nummernschilder. In der einfallenden Sonne glänzten die metallenen Plaketen, als hätten sie noch nie Bekanntschaft mit einem Staubkorn gemacht. Aufmerksam verfolgte ich die steigenden Zahlen und fand schließlich die Tür, nach der ich suchte.

Ich klopfte und wartete; dann wiederholte ich den Prozess. Niemand öffnete. Kein Geräusch drang durch die weiße Tür auf den Gang. Ein großartiger Anfang, schoss es mir durch den Kopf. Womöglich haben sie gehört, dass ich komme, und sind nach draußen geflohen.

Um selbst aufzusperren, stellte ich meinen Trolley und die dunkelbraune Reisetasche auf dem Boden ab. Mit einer Hand kramte ich den Schlüssel aus meiner Westentasche, der mir mitsamt einem beidseitig bedruckten Papier an Verhaltensregeln in die Hand gedrückt worden war. Eine Art Moralkodex, der weitere vierzig Seiten umfasste, wartete im Zimmer auf mich. Darin war alles Denkbare geregelt; von der erlaubten Kleidung der Studenten bis hin zu den Freizeitaktivitäten, die geduldet wurden. Obwohl ich noch keinen Blick darauf geworfen hatte, konnte ich mit Bestimmtheit sagen, dass ich ihn niemals öffnen würde.

Mit Fuß und Schulter drückte ich die Tür auf und stolperte in die Wohnung. Mein Gepäck versperrte mir die Sicht auf den Boden, aber ich wusste, dass mein Fuß sich in etwas verfangen hatte, als ich einen dumpfen Widerstand spürte. Einen Moment lang kämpfte ich um mein Gleichgewicht, bevor das Gewicht meiner Reisetasche mich unweigerlich dem Boden entgegenzog. Meine Knie trafen den hellen Laminatboden mit einem dumpfen Knall, der zweifelsohne in der ganzen Wohnung zu hören war. Fluchend sah ich mich nach dem Übeltäter um, der ein umgefallener Regenschirm zu sein schien. Prompt verpasste ich ihm einen giftigen Blick, um mich besser zu fühlen und begann mich aufzurichten. Ob das ein Omen für den Rest meines Semesters gewesen war?

Während ich debattierte, ob ich die Akademie sofort wieder verlassen sollte, blickte ich auf und traf den Blick eines goldblonden Mädchens. Überrascht fror ich ein. Ich hatte sie nicht kommen hören – entweder sie bewegte sich unheimlich leise oder mein Stunt mit dem Regenschirm hatte ihre Schritte übertönt. Kurz und gelockt umringten die Haare ihren Kopf, beleuchtet von der Lampe dahinter. Ich blinzelte, aber die Ähnlichkeit mit einem Heiligenschein blieb bestehen.

„Hi", sagte ich, nachdem wir uns eine Sekunde lang peinlich berührt gegenübergestanden hatten. Sie lachte, ungehalten und ein wenig rau. Mein erster Eindruck bröckelte.

„Avna", stellte sie sich vor und hatte ihre Hand um meine geschlungen, bevor ich es registrierte. Der Druck ihrer Finger hinterließ ein schwaches Glühen auf meiner Haut und in den feinen Adern ihrer Hand, weshalb ich den Griff so schnell wie möglich löste. „Du musst die neue Mitbewohnerin sein, die uns versprochen wurde. Ephora? Ennis? Wie auch immer, das war eine ganz schön dramatische Art, dich vorzustellen."

„Ich komme mir vor, wie in einem schlechten Film", murmelte ich, als eine der weißen Türen, die ans Wohnzimmer angrenzten, aufschwang und eine Rothaarige mit glühenden Wangen und zerzaustem Haar auf der Bildfläche erschien.

Ahnungslos lächelte ich sie an, doch sie machte keine Anstalten zu uns zu stoßen, sondern schnappte sich ihre Tasche vom Sofa und verschwand so schnell wie sie gekommen war. Die Tür flog mit einem Krachen hinter ihr ins Schloss.

„Habe ich –"

Avna winkte mit einer schwungvollen Geste ab. „Nein, denk dir nichts. Sie gehört zu Lysanders Freunden, die bleiben selten zum Frühstück. Wenn sie gegangen ist, wird er sich auch bald zeigen."

Die Akademie der Lichtalben - Band IHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin