Kapitel 20

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Erleichtert atmete ich auf, als die Tür zu unserem Apartment ins Schloss fiel und Quinth aussperrte. Nach dem Treffen mit Zephael musste ich dringend nachdenken, wie ich seine Erwartungen erfüllen konnte – ohne jemanden in Lebensgefahr zu bringen.

Mein erster Gedanke war gewesen, Arden darum zu bitten, während meiner künftigen Ausflüge wegzusehen. Aber dadurch würde er seinen Job aufs Spiel setzen und das wollte ich nicht riskieren. Er mochte das anders sehen, aber ich gab ihm keine Schuld an den Entwicklungen. Wenn der Innere Kreis mich schuldig aussehen lassen wollte, dann hätten sie es auch auf einem anderen Weg geschafft.

In Gedanken versunken stand ich im Eingangsbereich herum, die Hände tief in den dunkelblauen Westentaschen vergraben. Ob wir Beweise finden konnten, bevor Zephael erste Mission für mich eintraf?

Paranoid geworden zog ich mein Handy aus der Hosentasche und kontrollierte den SMS-Eingang, der glücklicherweise leer war. Noch. Es konnte nicht lange dauern, bis mein Großvater die erste Person von Interesse auserkoren haben würde, an die ich mich heften sollte. Einmal davon abgesehen, dass es nicht einfach werden würde, fremde Schüler auszuhorchen, ohne mich verdächtiger zu machen, als ich es sowieso schon war, stand ich bis zu der Anhörung unter Hausarrest. Wie hatte sich mein brillianter Großvater meinen Einsatz vorgestellt?

Eine Hand an die Schläfe legend, hinter der es zu pochen begann, schloss ich die Augen. Vermutlich gehörte das alles zu seinem Test; denn ohne ein angemessenes Risiko hatte ich gar keine Chance darauf, der Gemeinschaft meine Loyalität zu beweisen. Er wollte sichergehen, dass mir die Gemeinschaft wichtiger war als die Akademie und mein guter Ruf. Das war das eine, das alle Kreismitglieder verband: Bedingungslose Loyalität. Und ich hatte sie ihnen bisher verweigert.

„Wie ist es gelaufen?" Ardens Stimme in meinem Rücken ließ mich erschrocken zusammenfahren und er hob die Hände, als ich mich zu ihm drehte. Er hatte sich aus der Richtung der Küche genähert, bis er direkt hinter mir zum Stehen gekommen war. „Ich dachte, du hättest mich kommen gehört. Ist alles in Ordnung bei dir?"

Ich beeilte mich zu nicken, aber mein Herzschlag wollte sich nicht beruhigen. Wenn mein Leben in Zukunft nicht um einiges ruhiger verlaufen würde, musste ich mir wohl Sorgen um einen frühen Herzinfarkt machen. „Es war kein Spaß, aber ich habe bekommen, was ich wollte: Zephael wird fürs Erste bleiben. Er will dafür, dass ich seine Handlangerin auf der Akademie werde."

„Heißt das, du kannst auf der Akademie bleiben, wenn du ihm hilfst? Zieht er seine Anweisungen an den Vorstand zurück?", hakte Arden genauer nach, doch sein misstrauischer Gesichtsausdruck verriet mir, dass meine Antwort überflüssig war. Er hatte genug von meinem Großvater gehört, um zu ahnen, dass es nicht so einfach sein würde.

„Das glaube ich kaum. Vielleicht, wenn ich ihm genug helfe."

Er runzelte die Stirn. „Um was für eine Aufgabe handelt es sich überhaupt?"

"Ich muss Informationen über Studenten sammeln, die eine Verbindung zu den Erwählten haben. Zephael ist vorsichtig, das muss man ihm lassen – überall, wo zukünftige Bedrohungen lauern, hat er Augen und Ohren."

„Dass er kein Problem damit hat, sich um Bedrohungen zu kümmern, hat er bewiesen." Wir sahen uns schweigend an, in Gedanken bei den Schülern, die wegen des Inneren Kreises gestorben waren. Ich wusste nichts über sie. Für einen Moment drohten mich die Schuldgefühle zu überwältigen, bevor ich mich zwang, Ardens Blick zu begegnen. Darin lag kein Vorwurf, nur Unverständnis. „Bist du wirklich mit diesem Kerl verwandt?"

Ein schwaches Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich ihm antwortete: „Leider schon. Wenn Zephael bei einer Sache keinen Spaß versteht, dann ist das die Blutsverwandtschaft."

Die Akademie der Lichtalben - Band IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt