Winter-Special: Neujahr

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Anm.: Enthält Spoiler für den 1. Band, aber natürlich nicht für den 2. Band.

Ein frohes neues Jahr! Ich hoffe, du feierst schön – egal ob allein oder in der großen Runde – und 2023 beginnt so, wie du es dir erhofft hast. 😊✨


***

Der Geruch von frisch gebackenen Aniskeksen zog durch das Erdgeschoss der Pension und Lichterketten waren um das Geländer der alten Holztreppe gewunden, welche uns aus dem ersten Stock in die Lobby führte.

"Einen schönen guten Morgen", rief uns die Rezeptionistin enthusiastisch zu, kaum dass das Knarzen der alten Treppe verhallt war. Es handelte sich bei der einzigen Angestellten unter 50 um eine kleingewachsene Frau mit dickem Strickpullover und blau-gefärbtem Haar. Auf den Kopf hatte sie sich einen winzigen Zylinder mit Kleeblatt gesteckt.

Arden und ich grüßten verschlafen zurück.

"Ihr seid heute die letzten, die zum Frühstück kommen. Habt ihr gut geschlafen?"

"Ja, danke", beantwortete Arden die Fragen der Rezeptionistin kurz angebunden, während ich mich umsah. Während wir unseren ersten Morgen in den blütenweißen Laken der Pension genossen hatten, war das Erdgeschoss für das nächste Fest umdekoriert worden. Zu den Tannengestecken und Lichterketten hatten sich nun auch Girlanden aus den Buchstaben Happy New Year gesellt.

"Ich hoffe, ihr habt einen schönen Tag. Wenn ihr wollt, kommt doch nach dem Tee nochmal nach unten. Wir treffen uns immer im Salon nach Einbruch der Dunkelheit – für alle, die gemeinsam feiern wollen."

Schööön, eine Gruppenaktivität. Ich zwang meine Mundwinkel in die Höhe, was mir unerwarteterweise gar nicht so schwerfiel. Die festliche Atmosphäre der Pension schien bereits Besitz von mir zu ergreifen.

"Danke", sagte Arden und nahm den Schlüssel entgegen. "Dann bis später."

"Bis nachher." Die Rezeptionistin entließ uns strahlend in Richtung des Frühstücksraums, um die nächsten Gäste zu begrüßen, und wir beeilten uns weiterzukommen. Die letzten beim Buffet zu sein bedeutete meistens nichts Gutes.

Entgegen meinen Befürchtungen war der Raum noch gut gefüllt; nicht nur mit Gästen, sondern auch mit dampfenden Blechen und Kuchentellern.

Mit einem erleichterten Seufzer verlor ich keine Zeit, bevor ich mich auf den Weg zu den Buffettischen machte. Ich griff mir einen vorgewärmten Teller und begann ein bisschen was von allem aufzuhäufen, das lecker aussah. Als ich fertig war, sah mein Teller aus, als wären drei Buffets darauf explodiert, aber mein knurrender Magen rechtfertigte den Binge. Ihm gefiel nicht, dass wir gestern Abend nicht zum Abendessen heruntergekommen waren.

Arden wartete mit seinem strategisch gefüllten Teller am anderen Ende des Raums, wo der einzig freie Tisch stand. Auf dem Weg an den bodenhohen Fenstern vorbei begleitete mich leises Tropfen. Im Sonnenlicht schmolzen die Eiszapfen entlang des Dachs und lösten sich Kristall für Kristall in Wasser auf. Nach dem milden Dezember an der Akademie, der wenig Schnee und dafür umso mehr Regen und Dunkelheit gebracht hatte, war der Anblick der verschneiten Berglandschaft tröstlich nostalgisch. Unwillkürlich schweiften meine Gedanken zur Gemeinschaft ab. Zwischen Bergen und Wäldern im Norden gelegen konnte man monatelang weiße Wipfel und vereiste Berghänge bewundern; wenn auch der Grund der Gemeinschaft selbst in einer Blase ewigen Frühsommers gefangen war. Wie die Szene in einer Schneekugel veränderte sie sich kaum über die Jahrzehnte hinweg. Nicht einmal die Jahreszeiten konnten dem magiegetränkten Boden etwas anhaben.

"Möchtest du am Abend nach unten gehen?"

Die plötzliche Frage ließ meinen Kopf hochschnellen. "Was?"

Die Akademie der Lichtalben - Band IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt