Kapitel 37

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Unmotiviert ging ich den Gang der Schule nach. Diliyan hat erst nach der großen Pause Schule, weshalb ich heute zu Fuß gekommen bin. Ich muss mir ein Auto besorgen, so kann es doch nicht weiter gehen.

Vom weitem erkenne ich Hamit. Bei genauerem hinschauen erblicke ich Nuri neben ihm. Soll ich zu ihnen? Nicht, dass dann eine peinliche Stille beginnt...

Ach, was solls. Ich lasse mir was einfallen. Ich stolziere selbstbewusst auf sie zu, doch bei jedem näheren Schritt werde ich unsicherer. Ich hasse es alleine auf andere Leute zuzugehen und nicht zu wissen, wie die Personen dann reagieren werden.

Nuri bemerkt mich zu erst. Er lächelt mich an, was Hamit auch merkt und mich auch angrinst.

"Hi..", fing ich an. "Eh, wisst ihr vielleicht wo Alian ist?", fragte ich nach. Mann, war das eine gute Notlüge.

Beide begrüßten mich im Chor. "So weit ich weiß, kommt er heute nicht. Aber du kommst gerade gelegen.", sagte Nuri. Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. "Wir haben die Aufgabe von Diliyan bekommen, dass wir bei dir sein sollen. So like Bodyguards."

Ich lachte auf. Es gongte. Die erste Stunde SoMi, also Soziales Miteinander.

Wir laufen gemeinsam die Haupttreppen hoch. "Warum seid ihr eigentlich in der Schule? Ich meine, habt ihr nicht erst nach der Pause Unterricht?", fragte ich beide nach.

Hamit und Nuri grinsen sich gegenseitig an. "Naja, wir müssen nachsitzen. Drei Stunden.", haute Hamit raus.

Ich öffnete überrascht meinen Mund. "Was habt ihr denn gemacht, dass ihr drei Stunden nachsitzen müsst?"

"Graffiti.", dabei gaben sie sich die Faust. Ich schüttelte grinsend mein Kopf.

"Ah, und du hast heute das Glück, mit mir im Ethik Unterricht zu sein.", sein Grinsen wuchs mit jedem Wort immer mehr. Ich schaute zu Nuri, hat er etwa kein Ethik?

Als hätte er meine Gedanken lesen können, sagte er: "Ich habe Religion. Wir Arameär sind sehr strenge Christen, wir nehmen unseren Glauben ernst.", dabei schaute er hoch, so als ob er ins Himmel schauen möchte und kreuzte sich mit seinen Fingerkuppen, als Schutz.

Jetzt weiß ich, dass Nuri Arameär ist. Was ist dann Hamit? Er ist wirklich sehr braun, also muss er aus dem Orient kommen. Also Kurde kann er nicht sein, dass weiß ich. Ich frage ihn einfach später, jetzt muss ich in den Unterricht.

Mittlerweile sind schon zwei Schulstunden vergangen. Ich sitze ganz hinten in der Ecke, mein Kopf auf meiner Hand angelegt und starre ununterbrochen die Uhr an. Wann sind diese nicht endeten Unterrichtszeiten endlich zuende? Mir kommt es so vor, als ob sie nicht verfliegen.

Ich hielt mir die Hand vor dem Mund, als ich gähnte. Erst jetzt merke ich, wie müde ich doch bin. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, ob ich vielleicht ein bisschen schlafen soll- Nein, dass geht doch nicht. Oder etwa doch?

Heimlich schaue ich mich um. Jeder ist an seiner Aufgabe vertieft, Frau Fritz schreibt etwas im Klassenbuch rein. Das ist meine Chance!

Ich schließe meine Augen und sinke leicht in meinem Stuhl hinein. Bevor ich einnickte, holte mich ein lautes Knallen zurück in die Wirklichkeit.

Frau Fritz steht mit wutverzerrtem Gesichtsausdruck vor meinem Tisch und hatte anscheinend das Klassenbuch auf meinem Tisch gehämmert.

Erschrocken japste ich hoch, mein Herz raßt unnatürlich schnell. Diese Hexe hat mir einen Schrecken eingejagt!

"Fräulein Nora, was fällt dir ein?!", rief sie. "In meinem Unterricht wird nicht gepennt! Haben wir uns klar und deutlich verstanden?!"

Wie von automatisch erhebt sich eine Augenbraue von mir. Eins was ich überhaupt nicht ab kann, wenn Lehrer einen auf König tun und wir Schüler die Untertanen spielen dürfen.

CHANCEHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin