Kapitel 29

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Als ich gestern rauf auf ins Zimmer reingestürmt bin, habe ich mich direkt schlafen gelegt. Ich stehe um 4:04 Uhr auf und kann nicht mehr einschlafen.

Langsam torkel ich ins Bad und schaue mich erschrocken im Spiegel an. Ich habe eine blasse Haut, meine von Natur aus dunklen Augenschatten  sind dunkler als sonst. In meinem Kopf kommen die ganzen Szenarios die gestern passiert waren.

Das durch eine Frage so ein Disaster entstehen kann...

Ich rieche an mir selbst und verziehe mein Gesicht - ich rieche wie ein Aschenbecher! Dabei habe ich gestern nicht geraucht. Ich bin ehrlich - ich wollte es tun, doch ich habe es nicht hingekriegt. Mein Verstand hat dagegen angekämpft, die Zigarette war angezündet, ich war wie in Trance.

Mein Blick hat die ganze Zeit der Zigarette gehört. Ich habe zugeguckt, wie sich das feine Papier, dass das Gift zusammenhält, immer immer abbrennt. Es hat mich in einen Bann gezogen, als ich es angezündet habe. Vielleicht war es ja ein Zeichen, dass ich nicht meine Probleme mit rauchen auflösen sollte.

Diliyan denkt, ich hätte geraucht. Ich wollte es abstreiten, aber als er dann die Zigaretten Schachtel in meiner Jackentasche gefunden hatte, konnte ich nichts über meine Lippen bringen.

Es war schon schwer genug, in seine Augen zu schauen ohne sich schämen zu müssen.

Ohne, dass man merkt, was für ein Unmensch man doch ist.

Ohne, wenn man mitkriegt, wie die Person mit der du dein Leben verbringen willst, dich mit Verachtung und Ekel anschaut.

Ohne, dass man in Tränen auf dem Boden zusammenfällt.

Eins ist mir klar geworden, in den vergangenen Wochen. Ich will mit Diliyan alt werden, ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.

Man kann es sicher noch keine Liebe nennen, aber ich habe Gefühle für ihn entwickelt. Kein Mann war mir so nah wie er. Und keiner wird mir jemals so nah kommen.

Da wir vier Uhr haben und ich nicht mehr einschlafen kann, überlegte ich mir ob ich langen entspannt Baden gehen sollte. Ich überlegte nicht lange, die Antwort ist offensichtlich, Ja.

Das Wasser ließ ich laufen, vom Wandschrank holte ich Badesatz raus. Es riecht nach Vanille, beruhigend schließe ich meine Augen.

Ich löse mich von meinen Schlafkleid, stehe nur noch in Unterwäsche vor der fast vollen Badewanne. Gerade wollte ich mir meinen BH ausziehen, doch die Tür öffnet sich.

Diliyan, denke ich mir. Ich will seinen Namen sagen, habe aber Angst. Verschlafen schaut er mich an. Kurz darauf dreht er sich wieder um und drückt die Tür zu.

Ich beiß mir auf die Lippe. Mit Unterwäsche steige ich in die Wanne, bei ihm weiß man nie. Ich hole tief Luft ein und tauche meinen Kopf tief ins Wasser. Meine Augen öffnen sich im Wasser, ich sehe wie meine Haare quer herum schwimmen. Einzelne Luftblasen verlassen mein Mund, worauf ich anfange zu kichern - im Wasser. Dadurch schwimmen weitere Bläschen hoch.

Ich tauche wie auf um Luft zu holen. Erneut tauche ich ins Wasser ein, verweile dort ein Bisschen, bis mich eine Hand an den Haaren packt und hochzieht.

Ich schrie kurz auf. Da ich mich unter Wasser erschrocken habe, habe ich versehentlich Wasser verschluckt. Ich huste die Flüssigkeit raus und sehe in Diliyans Gesicht, ganz nah an meins. Er hielt immer noch mit seiner Hand meine Haare, aber nicht so dass es weh tat.

Seine Augen schimmern gefährlich und ängstlich. "Wieso Nora?!", seine Augen schimmern immer mehr, sie werden feucht. "Steig sofort aus der Wanne.", fordert er, packt mich unter den Achselhöhlen und will mich raus aus der Wanne tragen, ich halte ihn so gut es geht auf.

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