Kapitel 2

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02 -

Mitten im Schlaf spüre ich, dass mich jemand anstakste. Ich ignorierte es gekonnt, da ich wusste, dass es der Idiot war. Ich hörte wie er sich von mir entfernte und dann ganz raus aus dem Zimmer gegangen war. Endlich, dachte ich mir, aber da hatte ich wohl nicht die Abrechnung mit ihm gemacht. Einen kurzen Moment später, hörte ich wieder schwere Schritte, die dann stoppten. Was ist nur falsch mit ihm? Bevor ich mich auf meinem Rücken hinlegen könnte, spürte ich etwas nasses und kaltes im Gesicht. Verzweifelt und genervt schrie ich laut auf.

„Was ist eigentlich dein scheiß Problem?! Kannst du mich nicht wie ein Mensch wecken?", schrie ich ihn verbittert an. Verdammt, bin ich müde.

„Ich hab dich vorhin die ganze Zeit versucht zu wecken, kann ja nichts dafür, dass du wie ein Stein schläfst.", schrie er zurück.

„Ich war wach!", rief ich verschlafen und verärgert. Meine Augen sind aus Wut zusammengekniffen, man darf mich nicht unachtsam wecken.

„Ich weiß!", rief er zurück, weshalb ich ein Wutschrei rausließ. Sein Mundwinkel zuckte auf, seine Augen strahlten. Wie kann man so schadenfroh sein? Was habe ich ihm angetan?

„Wieso tust du das dann?!", entgegnete ich. Sein Verhalten verwirrt mich. Wir sind nicht mal vierundzwanzig Stunden verheiratet.

„Weil ich es schon immer einmal machen wollte und ich Hunger habe. Also hopp, steh auf und mach mir etwas zu Essen.", gerade wollte ich nach seinem Hals greifen und sehr feste zudrücken, aber er sprach weiter. „Aber halt, bevor du das tust, gehe bitte ins Bad, dich kann man gar nicht ernst nehmen mit deiner verschmierten Bemalung.", deutete er und lachte am Ende. Ich atmete scharf die Luft ein. Arsch, du kannst dir dein Essen sonst wohin stecken!

„Was hast du gerade gesagt?", fragte er sauer. In seinen Augen loderten Flammen auf.

„Habe ich es gerade laut gesagt?", stellte ich mit fragender Stimme fest und kniff mir meine Augen zu, einfach aus Reflex.

„Geh lieber in die Küche und mach etwas zu Essen, bevor ich dir die Zunge abschneide, Miststück!", gab er mit zusammengebissenen Zähnen von sich. Seine Halsader sticht wieder hervor, leichte Angst breitet sich in mir aus. Damit ich ihm zeige, dass ich auf ihn höre, hebe ich beide Hände in die Luft und gebe keinen provozierenden Kommentar ab. Mit beleidigter Miene ging ich erst ins Bad und wusch mein Gesicht, putzte mir die Zähne und cremte mein Gesicht ein. Anschließend ging ich in die Küche und machte zwei Omeletts. Als sie fertig zubereitet waren, wollte ich ihn schon rufen, aber dann fiel mir ein, dass ich gar nicht weiß, wie er heißt. Ich kannte ihn nur vom Nachnamen her, aber nicht vom Vornamen. Seinen Namen könnte ich mir nie merken. Anstatt, dass wir uns gestern Abend kennengelernt haben, hatten wir schon unsere erste Auseinandersetzung. Ich schrie durch die ganze Wohnung, dass er runter kommen sollte, oder ich die Omeletts alleine aufessen werde. Kaum habe ich angesprochen, dass das Essen fertig ist kommt er angerannt. Wie ein Hund. Den Tisch fertig gedeckt, wartete ich bis er sich hinsetzt. Das tut er auch. Den Ellenbogen auf dem Tisch gestützt, die Hand waagrecht gestellt und mein Kopf darauf, guckte ich ihn einfach an. Die ganze Zeit. Nach einigen Minuten schien auch er es zu bemerken.

„Ist was?", fragte er verwundert und aß weiter. Ich spitzte meine Lippen.

„Wie heißt du eigentlich?", sprach ich meine Frage aus. Auf seinem Gesicht bildet sich ein wissendes Grinsen.

„Ich dachte, du fragst nie.", gab er monoton von sich. Ich verdrehe meine Augen. Abwartend schaue ich ihn an, als ich sah, dass er weiter aß.

„Diliyan.", sprach er und stopfte weiter das Essen in sein Mund. Diliyan, diesen Name höre ich nicht oft.

CHANCEWhere stories live. Discover now