Kapitel 45

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Weitere drei Wochen später

Überglücklich halte ich den Schwangerschaftstest in der Hand und kann es kaum abwarten, Diliyan wieder zu sehen. Ganze drei Wochen ist es her, ihn gesehen, gespürt und gehört zu haben.

Seit ganzen drei Wochen bin ich auch in U-Haft. Dass heißt, ich bin hinter Gittern, bis das Urteil gesprochen wird.

Ich habe Glück, dass mein Fall vorgezogen wird und ich nicht in der drei monatigen Warteschleife sitze.

Wie vorhin indirekt erwähnt, bin ich schwanger. Es kam so plötzlich und unerwartet. Trotzdem freue ich mich auf unserer erstes gemeinsames Kind.

Ich habe nicht mal eine Sekunde daran nachgedacht es abzutreiben. Wieso auch? Vielleicht habe ich das Glück und werde frei gesprochen. Und wenn ich auch eine Haftstrafe bekommen werde - Gott bewahre mich davor - wird Diliyan es schaffen. Ich glaube an ihn und meine Familie wird ihm helfen. Da bin ich mir sicher.

Ich schaue runter und bilde mir eine kleine Wölbung am Bauch ein. Glücklich streiche ich mit meiner Hand über meinem Bauch.

„Ich werde dir alles bieten können, wenn ich erst hier raus bin, mein kleiner Engel.", wisperte ich.

Ich kann es immer noch nicht fassen. Ich werde Mutter - wir werden Eltern!

Von meiner ganzen Träumerei werden ich unterbrochen. „Nora Barwari, antreten.", die Frauen in meiner Buchte schauen sich gegenseitig verwirrt an. Keiner kennt mich hier, ganz klar. Ich habe noch nicht ein einziges Wort mit einer dieser Frauen gewechselt. Ich weiß, dass Diliyan mich hier rausholt, weshalb soll ich Freundschaften schließen?

Ich trete aus meiner Buchte und schaue abwartend die Polizistin an. Sie kommt mit Handschellen zu mir und macht sie mir dran.

„Bringen Sie mich zu meinen Mann?", fragte ich hoffnungsvoll. Sie schaute mich arrogant an und schubste mich nach vorne. Empört schaute ich sie an. „Gehen Sie mit mir respektvoll um, ich bin schwanger!"

„Rede nicht so viel, lauf lieber.", lachte mich die Polizistin aus. Polizistinnen sind die größten Schlangen, dass weiß ich jetzt.

Den Schwangerschaftstest verstaute ich in meiner Hose, ich trug eine Kleidungspflicht. Ich bin nervös und aufgeregt. Diliyan hat auf keiner meiner Anrufe reagiert, die ich ihm vom Gefängnis aus gestellt hatte.

Mit jedem Schritt wuchs auch meine Nervosität. Meine Hände fingen an zu schwitzen, sind dennoch aber kalt. Ich schlucke den großen Klos in meinem Hals runter und marschierte bereit und erwartungsvoll den Gang entlang.

Ich werde Diliyan sehen und paar Stunden später auf meinem Gerichtstermin sein. Allein beim Gedanke wird mir schlecht. In der Zeit, die ich hier verbringe habe ich viel nachgedacht. Es war falsch, dass ich sie so krass verprügelt habe.

Ich habe Nuri's Geburtstag ruiniert. Ich habe den Tag von jeden zerstört. Wieso habe ich in dem Moment so gehandelt? Einerseits war es aber eine Art Notwehr. Sie hat mich doch auch angegriffen und ich musste sie von ihrem Plan abhalten. Sie hatte doch Diliyan K.O. Tropfen in den Drink getropft!

Hätte ich bloß Diliyan das Glas aus der Hand geschlagen. Dann wäre es jetzt nicht zu alldem gekommen. Dann hätten wir vielleicht unser friedliches Leben, was er mir doch versprochen hat. Wird er es einhalten können?

Wieder zurück in der Realität, bleiben wir vor einer großen Metalltür stehen. Es muss das Gesprächsraum sein, dort wo wir Häflinge mit unsere Familie und Freunden reden können.

Als die Tür aufgeschoben wird, sehe ich meinen Diliyan. Er hat tiefe Augenringe und sein Bart ist nicht gepflegt wie sonst auch. Sofort entreiße ich mich der Polizistin und steuere auf Diliyan zu. Bei ihm angekommen versuche ich es so gut wie es geht, ihn zu umarmen, trotz der Handschellen.

CHANCENơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ